Bürgerentscheid in Wolfratshausen:Zu spät für ein Ja

Kommentar zum Archiv-Entscheid in Wolfratshausen

Von Matthias Köpf

Das Ergebnis des Wolfratshauser Bürgerentscheids über den Archiv-Standort Loisachufer ist eine schallende Ohrfeige - und auch wenn sie bei dem Thema so gut wie alle den Kopf möglichst weit eingezogen haben: Abholen darf sich diese Ohrfeige nahezu die gesamte Lokalpolitik. Denn das Vorgehen von Bürgermeister, Stadtverwaltung und Stadträten in der Archiv-Frage darf schon seit Jahren als Musterbeispiel dafür gelten, wie man sensible Themen besser nicht angeht.

Denn allen Wahlkampf-Bekenntnissen zum Trotz hat es die viel beschworene Bürgerbeteiligung in diesem Fall erst dann gegeben, als Bürgermeister Helmut Forster und seine Räte das Thema schon an die Wand gefahren hatten und sich nicht mit einem maximalen Debakel aus ihrer auslaufenden Amtsperiode verabschieden wollten. Was sie von dieser Art von Bürgerbeteiligung halten, haben die Wolfratshauser mit ihrem Nein jetzt wohl nebenbei auch gleich deutlich gemacht.

Dass die Bürger vor ihrem Entscheid nicht ausreichend informiert gewesen sein sollen, wie der neue Bürgermeister Klaus Heilinglechner beklagt, das mag sogar stimmen. Den Wolfratshausern nach dem Motto "Friss oder stirb" aber bloß eine angeblich alternativlose Lösung einer städtischen Pflichtaufgabe zu Abstimmung zu stellen, war allenfalls ein taktischer Erfolg zur Gesichtswahrung des scheidenden Forster, insgesamt aber ein schwerer Fehler.

Denn dass es Alternativen gibt, das muss und wird sich jetzt zeigen. Über sie hätte die Stadt mit ihren Bürgern aber vorher reden müssen, sie in die Planungen einbeziehen und die Menschen nach ihren Vorstellungen für das Loisachufer fragen, den sensibelsten Bauplatz, den Wolfratshausen überhaupt zu bieten hat. Wirklich schade ist es dabei um den Architektenwettbewerb und seine Ergebnisse. Wie die Stadt damit umgegangen ist, macht die Blamage nur noch größer.

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