Bürger in Uniform:Geretsried führt Stadtsheriffs ein

Sicherheitswacht in Taufkirchen, 2012

In Wolfratshausen patrouilliert schon seit Dezember 2017 eine Sicherheitswacht. Geretsried will nun nachziehen.

(Foto: Claus Schunk)

Noch vor zwei Jahren hat der Stadtrat eine Sicherheitswacht abgelehnt. Nun will das Rathaus vier ehrenamtliche Hilfspolizisten einstellen. Die sollen mit ihrer Präsenz das subjektive Sicherheitsgefühl im Ort erhöhen.

Von Susanne Hauck

Die Stadt Geretsried führt eine Sicherheitswacht ein. Bald sollen ehrenamtliche Bürger in blauer Uniform auf Patrouille gehen, um die Polizei zu unterstützen. Die Entscheidung im Stadtrat war aber umstritten. Denn ein Sicherheitsproblem? Nein, das gebe es in Geretsried eigentlich nicht, sagte Polizeipräsident Robert Kopp in der Sitzung an Dienstagabend.

Kopp war gekommen, um im Stadtrat Überzeugungsarbeit zu leisten. "Es geht um das subjektive Sicherheitsgefühl", sagte Kopp. Um zu verdeutlichen, was er damit meinte, beschwor er das Bild einer jungen Mutter herauf, die mit Kinderwagen einen belebten Platz queren will, auf dem sich Gruppen mit Personen aufhielten, die erkennbar nicht aus Geretsried stammten. "Da haben die meisten Menschen ein diffuses Unsicherheitsgefühl", unterstrich er. "Wenn eine Sicherheitswacht im Stadtbild präsent ist, fühlt man sich einfach besser", so Kopp.

Die Patrouillengänger sollen die Polizei nicht ersetzen, sondern ein zusätzlicher Ansprechpartner sein. Die Bezeichnung "Hilfssheriff" wollte er in diesem Zusammenhang nicht gelten lassen. Bei der Wacht handele es sich um "Bürger, die sich kümmern", die mit ihrem polizeiähnlichen Aussehen kleinere Straftaten verhindern und sogar ein Vorbild für andere sein könnten, denn "110 wählen ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr", so Kopp. Obendrein würde die Sicherheitswacht die Stadt Geretsried "keinen Pfennig kosten". Mehrmals verwies er auf die langjährigen guten Erfahrungen mit dem Freiwilligendienst. Auch in Wolfratshausen laufe er reibungslos.

Franz Schöttl, Leiter der Geretsrieder Polizeiinspektion, stellte die praktische Umsetzung vor. Demnach sollen die Freiwilligen zunächst eine 40-stündige Ausbildung in Erster Hilfe und Rechtsfragen absolvieren und danach jeweils zu zweit in großen Wohnsiedlungen wie Stein, in Parks und an öffentlichen Plätzen wie dem Johannisplatz, an Haltestellen und auf Veranstaltungen präsent sein - auch in den Abendstunden. Die Stadtsheriffs hätten das Recht, Straftäter festzuhalten, Personalien festzustellen und einen Platzverweis zu erteilen. Vor allem aber sollen sie bei verdächtigen Wahrnehmungen die Polizei rufen. Mögliche Bewerber müssten zwischen 18 und 62 Jahre alt und in Geretsried ansässig sein. Schöttl hofft, dass sich mindestens vier Ehrenamtliche melden, die sich für fünf Stunden im Monat zur Verfügung stellen und dafür eine Aufwandsentschädigung bekommen. Ein tadelloser Leumund sei Voraussetzung. "Wir werden niemand einstellen, von dem wir jetzt schon wissen, dass es nur Probleme gibt."

Noch vor zwei Jahren hatte sich im Stadtrat eine Mehrheit gegen die Einführung einer Sicherheitswacht als verlängerten Arm der Polizei gestemmt. Widerstand gab es auch diesmal. Grüne, SPD und einige Freie Wähler zweifelten erneut die Notwendigkeit an und kritisierten, dass der Staat seine Aufgabe mehr und mehr auf das Ehrenamt übertrage. Detlef Ringer (Grüne) befürchtete, dass der Durchschnittsbürger in brenzligen Situationen dann jegliche Zivilcourage an die Sicherheitswacht delegieren würde.

Der heftige Gegenwind rief die Befürworter auf den Plan. Sie sahen den Vorteil der Stadtsheriffs vor allem darin, mit ihrer Hilfe Schmierereien und Vandalismus in den Griff kriegen zu können. "Wir bekommen mit dem Karl-Lederer-Platz jetzt eine neue gute Stube, die nicht gleich mit Zigarettenkippen versifft sein sollte", meinte Hans Ketelhut (FW). "Das sind doch keine Djangos auf dem Pferd", verteidigte Ewald Kailberth (CSU) die Sicherheitswacht. Er erhofft sich von den Sicherheitsleuten einen besseren Zustand am Sportplatz des TuS Geretsried, wo "fast täglich" randaliert werde und die Tribünen vermüllt seien.

Schließlich stimmte eine deutliche Mehrheit für die Sicherheitswacht, nachdem Bürgermeister Michael Müller (CSU) versprochen hatte, parallel dazu eine Bürgerkampagne für mehr Zivilcourage in der Stadt zu starten. Nach zwei Jahren soll der Freiwilligendienst erstmals bewertet werden.

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