Bei immer mehr älteren Menschen wird das Geld am Ende des Monats knapp. Auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind viele von Altersarmut betroffen. Um etwas dagegen zu unternehmen, hat der Wolfratshauser Nachbarschaftshilfeverein Bürger für Bürger (BfB) Anfang des Jahres ein neues Spendenprojekt gestartet, das sich an Betroffene richten soll.
Gerade die steigenden Preise für Mieten, Lebensmittel und Energie sind ein Problem für viele Seniorinnen und Senioren. Nach Informationen des Statistischen Bundesamts galten vergangenes Jahr rund 18 Prozent der Menschen über 65 als armutsgefährdet. Oft fällt die Rente trotz vieler Beitragsjahre geringer aus als erwartet und der Blick in den Geldbeutel ernüchtert. Laut Bundesministeriums für Arbeit und Soziales kommen 1,4 Millionen Menschen in Deutschland mit 45 Beitragsjahren auf eine monatliche Rente von weniger als 1250 Euro. Die Geldsorgen und Engpässe blieben aber meist unbemerkt, so die BfB-Vorsitzende Eva-Maria Rühling. „Armut im Alter leidet still, und so geraten diese Menschen in eine Spirale aus Einsamkeit und Not“, erläutert sie. Die Hemmschwelle, aktiv um Hilfe zu bitten, sei leider bei zahlreichen Betroffenen häufig zu hoch.
Schnelle und unbürokratische Hilfe
Der Verein Bürger für Bürger ermöglicht seit fast 35 Jahren eine lokale Nachbarschaftshilfe in verschiedenen sozialen Bereichen. Sein Motto: Im Bedarfsfall schnell und unbürokratisch helfen. „Vor allem in der Seniorenhilfe ist Helferinnen und Helfern in letzter Zeit vermehrt aufgefallen, dass in vielen Haushalten das Geld am Ende des Monats knapp wird“, sagt Rühling.
Gegen die Einsamkeit im Alter bietet die Initiative schon seit einer Weile kostenfreie Seniorentreffen an und versucht gezielt, Helfer bei den Betroffenen zu Hause einzusetzen. Rühling zufolge ist das Problem eher der finanzielle Aspekt. Deshalb habe der Verein das neue Spendenprojekt „Gemeinsam gegen Einsamkeit und Not im Alter“ ins Leben gerufen.
Die eingenommenen Spenden sollen dort weiterhelfen, wo das Geld im Alltag ausgeht. Dies kann etwa ein gemeinsamer Lebensmitteleinkauf mit dem Helfer sein. Eine Zuzahlung für dringend benötigte Medikamente kommt ebenfalls infrage.
„Das Wichtige an diesem Projekt ist, dass die Spendengelder so schnell und unbürokratisch wie möglich zum Einsatz kommen können“, erklärt Eva-Maria Rühling. Wem diese Spenden dann zugutekommen, entscheiden die Helferinnen und Helfer. Einen Missbrauch des Geldes könne man natürlich nie ganz ausschließen. Deshalb den vielen Bedürftigen nicht zu helfen, kommt für die engagierte Vorsitzende jedoch nicht infrage. Sie äußert sich zu den Bedenken: „Wir vertrauen unseren Helfern, die meistens schon lange für uns arbeiten und einen ganz guten Einblick in die jeweilige Situation haben.“ Auch durch persönliche Gespräche und Besuche zu Hause könne man sich ein gutes Bild von der Situation machen. Ein paar Spenden konnte der Verein Bürger für Bürger bereits durch ein Benefizkonzert von Josef Brustmann und eine Beteiligung des Lions Clubs sammeln.
Etwa 250 Helfer sind im Verein aktiv
Helferinnen und Helfer gibt es bei dem gemeinnützigen Verein inzwischen mehr als 250. Sie leisten im Jahr mehr als 30 100 Stunden Hilfe. Der Verein könnte nach eigenen Angaben ohne die verantwortungsbewussten und eigenständigen Ehrenamtlichen nicht existieren. Mit dem Projekt möchte die Nachbarschaftshilfe mehr Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse älterer Personen in der Gesellschaft lenken und hofft auf eine stetige Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Rund 400 Senioren-Veranstaltungen organisieren BfB im Jahr, etwa 150 Menschen über 65 werden betreut.
Spendenkonto:
Bürger für Bürger – Nachbarschaftshilfe Wolfratshausen e.V.
IBAN DE44 7016 6486 0005 7919 28
VR Bank Wolfratshausen
Hilfe und weitere Informationen unter Telefon: 08171/9995220