Reden wir über:Soziale Kunst

Reden wir über: Lili Doktor.

Lili Doktor.

(Foto: Privat/oh)

Lili Doktor pflanzt mit Unterstützern im Garten der Stadtbücherei Wolfratshausen einen Baum zu Ehren von Joseph Beuys.

Interview von Jana Daur, Wolfratshausen

Kreatives Mitgestalten der Gesellschaft - dieses Konzept verfolgte der Aktionskünstler Joseph Beuys mit seiner Idee der "Sozialen Plastik". Die Architektin Lili Doktor setzt nun das Kunstprojekt "Baumpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys" im Wolfratshauser Büchereigarten um.

SZ: Frau Doktor, er ist einst in Krefeld geboren und in Düsseldorf gestorben - warum holen Sie Joseph Beuys jetzt nach Oberbayern?

Lili Doktor: Joseph Beuys steht in Verbindung mit dem "Maximum" in Traunreut in Oberbayern. Von dort geht die Idee der Eichenpflanzung los. Ich habe in der Süddeutschen 2021 einen Artikel zu diesem Thema gelesen und das hat mich so inspiriert, dass ich mir dachte: "Das ist auch eine schöne Idee für Wolfratshausen." Jetzt sind wir soweit, dass wir sie umsetzen können.

Die Aktion wurde von der Stiftung "Das Maximum" ins Leben gerufen. Wie sind Sie dazu gekommen, sich zu beteiligen?

Ich habe Unterstützung von Hans Schmidt und Jennifer Layton bekommen, und dann haben wir das step by step abgewickelt. Der Stadtratsbeschluss für dieses Kunstwerk kam im Sommer 2022. Danach haben wir uns auf die Suche nach Standorten gemacht und der Stadtverwaltung einige vorgeschlagen. Im November 2022 hat uns Lothar Müller besucht, der Projektmanager der Stiftung. Er hat sich die Standorte angeschaut und uns den an der Bücherei empfohlen, für den wir uns entschieden haben.

Wie möchten Sie das Konzept der "Sozialen Plastik" von Beuys im Büchereigarten umsetzen?

Wir haben sehr viele Menschen eingeladen, die uns bei der Pflanzung Gesellschaft leisten. Es wird nicht nur einfach ein Stein gesetzt, eine Stele gestellt und ein Baum gepflanzt, sondern wir packen da alle gemeinsam an. Der Wolfratshauser Kinderchor eröffnet die Veranstaltung mit einem Lied. Die Schule der Phantasie gräbt mit ein paar Jugendlichen das Loch für den Baum. Die 1.Klasse aus Waldram gießt das gepflanzte Bäumchen und sät ein paar bienenfreundliche Blumensamen. Ich denke, dass wir an dieser Stelle die Idee der Sozialen Plastik sehr gut umsetzen, weil sehr viele Beteiligte da sind und jeder etwas beiträgt.

Zur Umsetzung des Projekts werden rund 3500 Euro durch Spenden benötigt. Konnten diese bereits gesammelt werden?

So wie es ausschaut, sind die Spenden komplett eingenommen. Das ist wirklich sehr schön und wir freuen uns, dass sich so viele beteiligt haben. Gesellschaftliches Interesse spielt dabei auf alle Fälle eine Rolle. Die Firma Tunap in Wolfratshausen hat zum Beispiel mit Freude das Projekt unterstützt und gesagt, dass sie die Verwurzelung an Ort und Stelle - im wahrsten Sinne des Wortes - sehr gut finden. Ich finde, dieses Bild sagt sehr viel aus.

Die Aktion will Aufmerksamkeit für Klimawandel und sozialen Umbruch schaffen. Welche Handlungsmaßnahmen halten Sie als Initiatoren für notwendig?

Je mehr wir begrünen, desto weniger heizt sich alles auf. Eine begrünte Fläche ist immer eine CO2-Senke, eine nicht versiegelte Fläche erlaubt, dass Niederschlag versickern kann. Das sind die Hauptaspekte. Ein kleines Bäumchen wird die Welt natürlich nicht retten. Aber wenn jeder nachdenkt und etwas unternimmt, dann wird sich das in der Gesamtheit auswirken. Das Beispiel der sozialen Plastik zeigt sehr deutlich: Wenn wir gemeinsam anpacken, trägt jeder zum Gemeinwohl bei, und dann entsteht auch etwas Gutes. Wir leben schließlich alle auf einer Welt.

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