Süddeutsche Zeitung

Konzert im Kloster:"Eine tolle Energie"

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Erst hat Georg Bruder mit seinen Söhnen nur bei Familienfesten gespielt. Nun tritt das Bruder-Trio in Konzertsälen auf - am liebsten im Kloster Benediktbeuern.

Interview von Stephanie Schwaderer, Benediktbeuern

Georg Bruder, promovierter Philosoph aus München, hat mit seinen Söhnen Franz (17) und Anton (15) ein interessantes Familienprojekt gestartet. Seit einigen Jahren treten die drei als Bruder-Trio mit Cello, Klavier und Geige auf, so auch am kommenden Samstag, 3. Juni, im Barocksaal des Klosters Benediktbeuern.

SZ: Herr Bruder, auf dem Foto sitzen sie drei ja sehr entspannt da. Fliegen bei den Proben auch mal die Fetzen?

Georg Bruder: Oh ja, das ist so wie im normalen Familienleben auch, man muss sich immer wieder zusammenraufen. Jeder schnitzt sich für die Proben ein Stück Zeit aus den Rippen, jeder hat seine Wünsche und Vorstellungen. Ich als Vater habe die Rolle, eine gewisse Ruhe hineinzubringen - was mir oft nicht gelingt. Und die zwei Jungs stehen in einem freundschaftlichen, aber auch kippeligen Verhältnis zueinander. Das Schöne daran ist: Aus dem Konflikt wächst die Versöhnung um der Sache willen. Und darin kann man sich auch üben.

Wer gibt den Ton an?

Als Vater bin ich bei den Proben so eine Art Leiter oder Coach, ich ziehe, aber zugleich bin ich im Team. Die Jungs sind super Musiker. Was die Streicher anbelangt, richte ich mich nach dem Urteil von Franz. Er ist momentan noch Jungstudent an der Musikhochschule und wird nun, nachdem er mit dem Abitur fertig ist, die Aufnahmeprüfung machen. Auch Anton bringt sich immer häufiger ein und sagt: Ich hab das aber so und so empfunden.

Anton schwankte im vergangenen Sommer beim Meisterkurs in Benediktbeuern noch zwischen dem Berufswunsch Pianist oder Boxer. Hat er sich entschieden?

Noch nicht, derzeit ist Koexistenz angesagt. Er trainiert Boxen, hat aber auch das Klavier im Blick - und wird da immer reifer. Er hat einen tollen lyrischen Ton.

Wer hatte die Idee, im Trio zu spielen?

Das war ein ganz natürlicher Prozess. Franz hat als kleiner Junge die Geige für sich gewählt, Klavier ist im Haus. Anton hat zwar auch mal das Cello in der Hand gehabt, aber am Klavier lief es für ihn einfach besser. Beide wurden dann ziemlich gut, so dass wir erste Klaviertrios spielen konnten, zunächst einfache Barock-Stücke, dann aber auch klassische und romantische Literatur. Anfangs haben wir nur bei Familienfesten musiziert. Wichtig war die Arbeit mit Markus Kreul bei den Meisterkursen in Benediktbeuern. Auf einmal haben wir dann Konzerte vor 100 Leuten gegeben.

Also reingerutscht ins Bühnenleben?

Das könnte man so sagen. Wir haben uns immer um Qualität bemüht. Zudem haben wir für uns ein Konzertformat gefunden, das beim Publikum gut ankommt. Wir spielen meist eine Stunde und 15 Minuten. Die Klaviertrios sind die Säulen im Programm, und dazwischen spielen die Jungs virtuose oder romantische Einlagen. Die beiden haben eine tolle Energie, auch miteinander. Oft kocht die Stimmung richtig gut hoch. Da ist einfach Freude und Begeisterung.

Ihr Wahlspruch lautet: Musik ist Heilung. Können Sie das erläutern?

Dieses Motto ist uns in der Corona-Zeit eingefallen. Musik hat positive, seelisch heilende Kräfte. Die alten Philosophen haben sie auch bei körperlichen Beschwerden empfohlen. Sie waren überzeugt, dass sich die kosmische Harmonie in der Musik spiegelt und damit auch die Physis beeinflusst. Auch ich bin überzeugt: Ordnung, Klarheit, Harmonie - all das tut uns gut, wenn wir Musik hören.

Am Samstag präsentieren Sie Ihr neues Programm Blütenschimmer. Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Eine ganze Menge. Ein neues abendfüllendes Programm hochzufahren, bedeutet für uns immer eine intensive Zeit. In den Osterferien haben wir einen Meisterkurs belegt und die Stücke mit Profis richtig durchgeknetet. Wir spielen Mozarts Klaviertrio B-Dur und Schumanns Phantasiestücke für Klaviertrio, op.88, zudem Solostücke von Rachmaninow und Henryk Wieniawski. Mittlerweile haben wir das Programm bei zwei Konzerten gespielt, jetzt freuen wir uns auf unseren Auftritt in Benediktbeuern.

Was verbindet Sie mit dem Barocksaal?

Er ist uns von den Meisterkursen seit vielen Jahren vertraut und einmalig gut. Er hat eine super Akustik, man spielt darin wie auf Sahne. Und die luxuriöse Gestaltung mit den Wand- und Deckenmalereien gibt dem Ganzen einen besonderen Rahmen. Man kann den Blick schweifen lassen und ist immer gehalten von den Jahreszeiten-Bildern oder Darstellungen aus der antiken Mythologie. Und dann kommt noch der Blick nach draußen dazu - das ist ein Traum!

Blütenschimmer - Ein Frühlingsabend mit dem Bruder-Trio, Samstag, 3. Juni, 19 Uhr, Barocksaal, Kloster Benediktbeuern, Eintritt frei, Spenden willkommen; Anmeldung und Rückfragen unter g.bruder@muenchen-mail.de

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