Süddeutsche Zeitung

Breitband in Bad Tölz:Langsam zum schnellen Internet

Die Telekom baut die Breitbandversorgung in Bad Tölz bis zum Jahr 2020 auf bis zu 50 Megabit pro Sekunde aus. Weil dieser Standard in ein paar Jahren aber schon wieder veraltet sein dürfte, will die Stadt einen Leerrohr-Masterplan für Glasfaserkabel erstellen lassen.

Von Klaus Schieder

Bad Tölz - Falko Wiesenhütter wird von Tölzer Bürgern dieser Tage immer wieder mal gefragt, was denn diese grauen Hauben zu bedeuten hätten, die man jetzt hie und da im Stadtgebiet sehe. Die Erklärung des Citymanagers: Dabei handelt es sich um knapp 50 Verteilerkästen, die von der Telekom mit den Glasfaserleitungen verknüpft werden, die sie in den vergangenen Monaten verlegen ließ. Von den Kästen aus führen dann meist Kupferkabel zu den Haushalten. Mit dieser Vectoring-Technik sollen künftig Downloads mit bis zu 50 Megabit pro Sekunde möglich sein. Die meisten Einwohner der Kurstadt müssen sich derzeit noch mit zwei Megabit begnügen.

Die Telekom könnte die 50 Kästen und die Hausanschlüsse auch über Glasfaser verbinden, dann bekäme Bad Tölz ein Turbo-Internet mit bis 1000 Megabit pro Sekunde. "Aber das ist zu teuer", sagte Wiesenhütter am Donnerstagabend im Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats. Im Moment haben lediglich einige Bewohner im Stadtzentrum rund um die Mühlgasse und ganz im Süden des Stadtgebiets eine Datenübertragungsrate von 50 Megabit pro Sekunde. Ansonsten sind es meist eben nur zwei Megabit. Der eigenwirtschaftliche Ausbau des Breitbandnetzes durch die Telekom erfolgt in zwei Stufen und soll 2020 abgeschlossen sein. Am Ende sollen damit - über einen kleinen Turbo am Kupferkabel - sogar 100 Megabit möglich sein. "Das bedeutet einen riesigen Sprung nach oben", so Wiesenhütter.

Wie und wo der Ausbau vom Terminplan her abläuft, welche Internet-Geschwindigkeiten dann in welchen Straßen zu erwarten sind, konnte der Citymanager nicht sagen. Die Stadt sei weder Bauherr noch Netzbetreiber, betonte er: "Ich hoffe, dass die Telekom in nächster Zeit aus der Deckung kommt und sagt, wo was passiert." In Tölz gibt es mit Vodafone Kabel Deutschland noch einen zweiten Netzbetreiber. Der nutzt für sein Angebot die Koaxialkabel fürs Kabelfernsehen und ermöglicht damit laut Wiesenhütter eine Download-Bandbreite von teils bis zu 500 Megabit. Allerdings ist Kabel Deutschland lediglich im dichter besiedelten Stadtgebiet von Bad Tölz vertreten. Daran wird sich auch nichts ändern. Eine Erweiterung, beispielsweise nach Ellbach, sei nicht vorgesehen, sagte der Citymanager.

Um dieses Gebiet kümmert sich jedoch die Stadt, ebenso wie in Farchet. Mittlerweile befinde man sich im dritten Durchlauf des bayerischen Breitbandförderprogramms, teilte Wiesenhütter mit. Das bedeutet, dass jetzt Kirchbichl samt der umliegenden Weiler sowie Roßwies, Walgerfranz/Ratzenwinkl, Isarkraftwerk, Moralthof und Wackberger Straße (südlich der Umgehung) mit dem Ausbau an die Reihe kommen. Der Stadtrat befindet in seiner Sitzung am Dienstag, 20. März, nicht öffentlich über den Netzbetreiber. Das ganze Verfahren hatte sich um ein Jahr verzögert, weil ein Netzanbieter ein Areal in Tölz fälschlicherweise als unterversorgt gemeldet hatte. Daraufhin mussten Markterkundung und Ausschreibung wiederholt werden. In der Tat schlecht versorgt sind Ober- und Untermühlberg sowie Kogl. "Für diese beiden Gebiete wird ein Ausbau geprüft", so Wiesenhütter.

Mit den Anstrengungen der Stadt und den Arbeiten der Telekom wird die Kur-stadt in puncto Internet-Versorgung aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt. Mehr nicht. Was die Zukunft anbelangt, steigt die Stadt in das Breitbandförderprogramm des Bundes ein. Denn schon jetzt ist klar, dass der Stand nach dem momentanen Ausbau in ein paar Jahren bereits wieder veraltet sein wird. "Zukunftsfähig ist Glasfaser bis ins Gebäude, wie in Farchet", sagte Wiesenhütter. Mit dem Förderprogramm des Bundes kann die Stadt ein Ingenieurbüro beauftragen, einen Leerrohr-Masterplan für das Stadtgebiet zu erstellen, der für sie kostenlos wäre. Darin wären sämtliche Hausanschlüsse und Baulücken berücksichtigt, ebenso die Breitbandstrukturen wie etwa Verteilerpunkte. Ziel ist es, leere Rohre für Glasfaserkabel immer dann mit zu verlegen, wenn dies bei Tiefbaumaßnahmen sinnvoll erscheint. Die könnte man später an einen Netzbetreiber verkaufen oder vermieten, sagte der Citymanager. Eine Garantie dafür gebe es nicht, aber "die Chancen auf einen Ausbau werden durch die geminderten Investitionskosten deutlich erhöht". Der Finanzausschuss des Stadtrats billigte diese Vorgehensweise einstimmig.

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SZ vom 17.03.2018/shs
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