Brauneck:Wie Michaela Gerg Förderschüler fürs Skifahren begeistert

Wintersporttag Michaela Gerg

Michaela Gerg demonstriert, wie man auf Skiern die Balance hält.

(Foto: Manfred Neubauer)

122 Kinder der Weilheimer Förderschule lernen am Brauneck, wie viel Spaß ein Tag im Schnee machen kann. Die Skilegende ist Schirmherrin des integrativen Projekts.

Von Jakob Steiner, Lenggries

Das Brauneck erstrahlt in gleißendem Licht. Man muss die Augen zusammenkneifen, da sonst der Schnee zu sehr blendet. Es ist sehr warm - zumindest für wintersportliche Aktivitäten - aber der (Kunst-)Schnee hält. Mitten in einer Traube von Kindern mit Ski-Ausrüstung in den unterschiedlichsten Farben steht eine Skilehrerin, die aufgrund ihres roten Anoraks nicht zu übersehen ist. Geduldig hilft sie jedem Einzelnen bei einfachen Übungen auf den Brettern, um ein Gefühl für das Stehen auf den Skiern zu vermitteln.

Die Ski-Lehrerin in Rot ist Michaela Gerg, eine der Lenggrieser "Ski-Idole". Sie war Olympia-Teilnehmerin, viermalige Skiweltcup-Siegerin und holte sich bei der Alpinen Skiweltmeisterschaft 1989 in Vail in den Vereinigten Staaten die Bronze-Medaille im Super-G. Nach einer überstandenen Krebserkrankung eröffnete sie vor knapp zehn Jahren an ihrer Heimatpiste am Brauneck, wo ihr Großvater den ersten Skilift baute, die "Skischule Michi Gerg". 2011 rief die ehemalige Skirennläuferin die "Stiftung Schneekristalle" ins Leben, die sozial benachteiligte und behinderte Kinder unterstützt. Beim Wintersporttag freut sich Michaela Gerg, die Kinder "bei diesem fantastischen Wetter" für den Sport begeistern zu können. Die Aktion findet im Rahmen des bayernweiten integrativen Projektes "Sport ist MehrWERT" statt.

122 Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren besuchen alle die "Schule am Gögerl", das Sonderpädagogische Förderzentrum Weilheim. Am Dienstag dürfen sie für einen Tag die Schulbank verlassen und sich in den Schnee stürzen. Die Schüler aus dem Nachbarlandkreis sind mit drei Bussen nach Lenggries gekommen. Dort können sie sich - je nachdem, wie sie davor gewählt haben - in Skifahren, Skilanglauf, Snowboarden, Rodeln oder Schneeschuhwandern ausprobieren. Ob zum ersten Mal auf Skiern oder schon bereit für den "großen" Lift, alles ist vertreten. Für die Schule ist es der erste Wintersporttag.

Ein älterer Mann beobachtet das Geschehen vom Rand aus. Es ist Max Schmidt, bis voriges Jahr langjähriger Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands. Nun ist er im "Wertebündnis Bayern" als Vorstandsvorsitzender der gleichnamigen Stiftung aktiv. Stifter ist der Freistaat Bayern, der Demokratie, Teamgeist und Verantwortung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen stärken, sie zum Nachdenken über Wertefragen anregen und zum Handeln ermuntern will.

Diese Werte können laut Schmidt nur durch "Vorleben" weitergegeben werden, wie es erfreulicherweise an diesem sonnigen Februartag der Fall sei. Außerdem hebt er hervor, dass die Stiftung lediglich begleite und die Mitglieder des Wertebündnisses selbstständig agieren dürfen und sollen. Insgesamt sind über 150 sozial engagierte Organisationen in dem Bündnis aktiv. Der Wintersporttag für die Weilheimer Förderschüler ist eine Aktion des Wertebündnisses. Michaela Gerg ist Schirmherrin des Projekts "Sport ist MehrWERT" mit insgesamt vier Aktionstagen, das zur Initiative für Integration und Toleranz gehört, Träger ist der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV). Finanziert wird es durch Spenden und Sponsoren.

Neben dem Wintersportprogramm in Lenggries haben im Oktober bereits junge Menschen aus Münchner Sportvereinen und Flüchtlingsunterkünften ihre sportlichen und sozialen Fähigkeiten in der Fürst-Wrede-Kaserne im Münchner Norden erprobt. Dort hat die Bundeswehr die Aktion organisiert. Felicia Englmann, in der Informationsarbeit des Landeskommando Bayerns der Bundeswehr tätig, ist bei der "Schneegaudi" ebenfalls anwesend und kümmert sich um die Verpflegung der Schüler. Die zwei kommenden Projekte finden in Niederbayern und in Oberfranken statt. In Landshut können sich am 24. Mai junge Menschen aus Heimen an Trendsportarten erproben; am 14. Juli steigt in Hof im Rahmen der "Special Olympics Landesspiele Bayern 2017" ein gemeinsamer Roller-Skate-Tag für junge Menschen mit und ohne Einschränkungen.

Robert Feistkorn ist ehrenamtlicher Beisitzer im Vorstand von "Special Olympics", einer Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung. Auch er lässt sich das Wintersportevent nicht entgehen und sagt: "Ich finde es toll, dass sowas auf die Beine gestellt wird!" "Toll" finden es vor allem aber die Aktiven, die Schüler der Weilheimer Förderschule. Alexander aus der siebten Klasse hat es "nur einmal hingehauen" und er ist "definitiv lieber hier als in der Schule". Zwei Achtklässlerinnen finden den Wintersporttag "sehr schön", wollen aber lieber keine Fragen beantworten, sondern schnell zum Mittagessen. Eine Sportlehrerin, die die Kinder begleitet, lobt die gute Organisation.

Am Erfolg des "Schneespaßtages" haben die Skilehrer der "Skischule Michi Gerg" mit ihrer Geduld und guten Laune einen maßgeblichen Anteil. So wie Jürgen Noppel, er bekomme "sogar mehr Lächeln als in anderen Skikursen, da die Kinder emotionaler sind", sagt er. Natürlich wird in der Mittagspause groß aufgetischt, denn am Nachmittag geht es weiter. Am Ende des anstrengenden Tags erhält jeder Teilnehmer eine Erinnerungsurkunde an den Wintersporttag, überreicht von Michaela Gerg.

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