Lenggries:Der Ausbau am Braueck geht weiter

Brauneck - Abfahrt - Schneekanone

Für den Skitourismus hat die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH bislang rund zehn Millionen Euro in Beschneiungsanlagen am Brauneck investiert.

(Foto: Manfred Neubauer)

Und der Ausbau soll weitergehen: Kurz vor Saisonbeginn hat die Bergbahn GmbH die Singhammer-Lifte im Finstermünzkessel am Bayern- und am Florihang gekauft. Dafür sind weitere Beschneiungsanlagen geplant. Dass sich an deren Geräuschpegel jemand stört, kann Lorenz kaum nachvollziehen. "Es laufen sowieso fast nie alle gleichzeitig", sagt er. Zudem verweist er auf Genehmigungen und Prüfungen der Behörden. Ortsfeste Beschneiungsanlagen unterliegen dem Immissionsschutzrecht.

Laut einem Sprecher des bayerischen Umweltministeriums dürfen nachts in Dorf- und Mischgebieten Grenzwerte von 45 Dezibel sowie von 40 Dezibel in Wohngebieten nicht überschritten werden. Werte zwischen 40 und 60 Dezibel entsprechen der normalen Gesprächslautstärke. Wer Schneekanonen oder Schneilanzen nutzen will, braucht dafür auch eine wasserrechtliche Genehmigung. Zum Verfahren zählt nach Sabine Schmid, Pressesprecherin am Tölzer Landratsamt, auch der Immissionsschutz.

Vor einer Genehmigung gibt die Behörde Lärmgutachten in Auftrag, die dann auf ihre Plausibilität geprüft werden. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens müssten die nächtlichen Grenzwerte eingehalten werden. Auf Basis des Lärmgutachtens hat das Tölzer Landratsamt der Brauneck- und Wallbergbahn GmbH die Genehmigung für die künstliche Beschneiung erteilt. "Wir gehen davon aus, dass die Grenzwerte auch eingehalten werden", erklärt Schmidt.

Nachts nicht zu beschneien wäre aus Sicht von Bergbahn-Sprecherin Antonia Asenstorfer "in ökologischer und ökonomischer Sicht nicht sinnvoll". Denn dann sei es am trockensten und am kältesten. Es herrschten also die besten Bedingungen zum Erzeugen von Kunstschnee, was weniger Energie verbrauche. Bisher kostet die Beschneiung etwa 80 000 bis 90 000 Euro an Strom pro Saison. Zudem liefen die Beschneiungsanlagen nur an drei bis vier von etwa 120 Betriebstagen im Winter die ganze Nacht.

Den Schlaf können allerdings schon Geräusche mit Dezibelwerten von 20 bis 40 Dezibel stören, was einem Weckerticken entspricht. Wie Mediziner Martin Patscheider von der Universitätsklinik München-Großhadern erklärt, löst Lärm im Schlaf Weckreaktionen aus. Das mache die Nachtruhe weniger erholsam, könne zu Stressreaktionen im Herz-Kreislauf-System und im Stoffwechsel führen.

An der Zukunftsfähigkeit der Beschneiung zweifelt Friedl Krönauer, Kreisvorsitzender im Bund Naturschutz. Durch den Bau von Speicherbecken und die Planierung des Pistengeländes leide die Vegetation. Allerdings will er die soziale Komponente des Braunecker Skigebiets nicht ausblenden. "Viele Leute in der Region leben von dem System, von den Gastgebern bis zu den Handwerkern", sagt Krönauer. Ein Skigebiet sei im Grunde nichts anderes als ein Betrieb, der versuche, mit den vorhandenen Ressourcen wie Wasser, Energie und Kälte so zu wirtschaften, dass das Geschäftsmodell funktioniere.

Angesichts des Klimawandels müssen die Destinationen nach Krönauer im Wintertourimus jedoch umdenken. Er selbst gehe Skitouren, wolle sich deswegen aber nicht zum besseren Wintersportler stilisieren. Gehe er durch den Wald, werde das Wild mehr gestört als durch den Lärm von Schneekanonen. Denn die Tiere gewöhnten sich an stetige Lärmquellen. Den Wintersport am Brauneck sieht Krönauer folglich pragmatisch. Werde der Betrieb nicht vergrößert, könne er einigermaßen damit leben, sagt er.

Unterdessen will sich Kreszenz König im Lenggrieser Ortsteil Anger im Frühjahr noch schalldichtere Fenster einbauen lassen - damit sie hoffentlich ruhiger schlafen kann, wie sie erklärt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: