Biotech-Nachwuchs:Lernen unter Laborbedingungen

Roche Ausbildungszentrum

Den angehenden Laboranten, Chemikanten, Elektronikern und Kaufleuten stehen im Penzberger Ausbildungszentrum allein 4200 Quadratmeter auf eineinhalb Stockwerken zur Verfügung. Die Auszubildenden arbeiten dort an denselben Anlagen und Geräten wie später im Beruf.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Pharmaunternehmen Roche hat 119 Millionen Euro in sein neues Ausbildungszentrum in Penzberg investiert. Die Auszubildenden können dort mit teuren Originalgeräten arbeiten und im "Aktiv-Center" Sport treiben.

Von Alexandra Vecchiato

Knapp 6000 Mitarbeiter hat das Pharmaunternehmen Roche in Penzberg. Zu ihnen gehörten im Dezember 288 Auszubildende, im September dieses Jahres sollen es 294 sein. Dass Roche der Nachwuchs viel wert ist, beweist das neue Büro- und Ausbildungszentrum. 119 Millionen Euro hat der Konzern in das Gebäude investiert, das sich wie ein moderner Universitätscampus präsentiert. Eineinhalb Stockwerke oder 4200 Quadratmeter stehen allein der Ausbildung von Laboranten, Chemikanten, Elektronikern, Kaufleuten, IT-Spezialisten und Studierenden der Biotechnologie zur Verfügung.

Gebbert spricht vom größtenBiotech-Ausbildungsstandort in Bayern

Andreas Gebbert kommt beim Rundgang durch das zweite Stockwerk ins Schwärmen. Der Ausbildungsleiter spricht vom "Paradies für Auszubildende" und vom größten Biotech-Ausbildungsstandort in Bayern. "Vielleicht sogar Deutschlands." Neben der Millioneninvestition in das Gebäude hat Roche zusätzlich rund zwei Millionen Euro für die Geräte in den Labors und die Präsentationsmedien in den Lehrräumen ausgegeben. Der Fokus liegt auf den naturwissenschaftlichen Berufen. In den Laboren können die Auszubildenden so an den Anlagen und Geräten arbeiten wie später nach der Lehre an ihrem Arbeitsplatz. "Es ist nur alles kleiner. Aber es ist dieselbe Soft- und Hardware", sagt Gebbert.

Roche Ausbildungszentrum

Platz für 1000 Sportler: Das "Aktiv-Center" im Erdgeschoss des Komplexes bietet den Auszubildenden moderne Trainingsgeräte.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Ein großer Vorteil sei es gewesen, dass man das neue Gebäude habe auf der grünen Wiese planen können, betont der Ausbildungsleiter beim Rundgang anlässlich des Bilanzgesprächs am Standort Penzberg. So konnten die Labore, Ausbilderräume und kleinen "Klassenzimmer" optimal angeordnet werden. Im alten Ausbildungskomplex hätten sich die jungen Leute und ihre Ausbilder komplett "ausschleusen" müssen für eine Theorieeinheit. Das sei jetzt nicht mehr nötig, sagt Gebbert.

Nicht alles, was den Auszubildenden in den Laboren beigebracht wird, werde später im Werk gebraucht. Als Beispiel nennt Gebbert das Destillieren von Alkohol. "Aber das steht im Lehrplan." Die kleinen Anlagen ließen den jungen Frauen und Männern die Möglichkeit, auch mal "bewusst" Fehler zu machen. So könnten sie ausprobieren und lernen - und vielleicht sogar auf diesem Wege ein neues Medikament entdecken. Obschon kleiner als in den großen Labors und Produktionsstätten ist die Ausstattung im Ausbildungszentrum nicht gerade günstig. Eine sogenannte HPLC-Anlage in der Geräteanalytik kostet zwischen 50 000 und 80 000 Euro, erzählt Werkleiter Ulrich Opitz; ein kleiner Fermenter circa 90 000 Euro.

Auf zwei Ebenen sind in dem Komplex neun Labore und Technikräume untergebracht sowie 14 Unterrichtsräume. Er kenne nur glückliche Auszubildende und Ausbilder, meint Gebbert. Bestätigt sieht dies Werkleiter Opitz in den "Top-Noten" der Ausbildungsjahrgänge: 15 Prozent der Auszubildenden würden nach ihrer Lehre ein Hochschulstudium beginnen. 95 Prozent der erfolgreichen Absolventen kehrten zu Roche zurück. Weil sich sprichwörtlich ein gesunder Geist und ein gesunder Körper bedingen, setzt das Pharmaunternehmen auf das Wohlergehen seiner Mitarbeiter. Im Erdgeschoss des Komplexes befindet sich das "Aktiv-Center". Dort können die Rochianer unter Anleitung von Experten trainieren. Der Leitgedanke sei die Prävention, sagt Elke Schueler vom Gesundheitsmanagement des Unternehmens. Yoga, Pilates, Vorträge oder auch Schwitzen an den Geräten können die Mitarbeiter von 6.30 bis 20 Uhr. Das Anfang April eröffnete Center bietet Platz für 1000 Sportbegeisterte. Derzeit sind 360 Roche-Mitarbeiter Mitglieder. Betreut werden sie von sechs Mitarbeitern eines Stuttgarter Dienstleisters.

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