Bildung in Bad Tölz-Wolfratshausen:Vom Experiment zum lebenslangen Lernen

Bernhard Schütze

Der 68-jährige promovierte Chemieingenieur Bernhard Schütze aus Geretsried hat im Oktober dieses Jahres das Amt des Kreisbildungswerks-Vorsitzenden übernommen.

(Foto: Privat/oh)

Bernhard Schütze ist neuer Vorsitzende des Kreisbildungswerks und will die Einrichtung weiterentwickeln

Von Elisa Henning, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es ist eine Zeitenwende im Kreisbildungswerk Bad Tölz-Wolfratshausen: Im Oktober übernahm Bernhard Schütze das Amt des Ersten Vorsitzenden. Im Interview spricht der 68-jährige promovierte Chemieingenieur über die Rolle der Erwachsenenbildung, die Herausforderungen in Zeiten von Corona und natürlich sein neues Amt.

SZ: Sie waren Ihre ganzes Berufsleben als Chemieingenieur tätig - tüfteln und experimentieren Sie heute noch gerne?

Bernhard Schütze: Tüfteln ist für mich heute eher angesagt, wenn es um Haus und Garten geht oder meine Enkelsöhne naturwissenschaftlich-technische Fragen stellen. Experimentieren sicherlich nicht mehr im Sinne von "im Keller habe ich einen Chemiekasten". So etwas habe ich in der Schulzeit getan. Heute ist das Experimentieren eher im Sinne von "ich lasse mich auf neue Dinge ein und Veränderungen sind etwas Positives".

Was beschäftigt Sie derzeit in ihrem Amt?

Im Moment beschäftigen mich konzeptionelle Themen. Wir machen uns Gedanken, wie wir künftig unser Angebot aufstellen und uns weiterentwickeln können. Corona hinterlässt tiefe Spuren, es wird zu Veränderungen in unserer Zielgruppe führen. Bekomme ich die Menschen in einer neuen Normalität, nach Corona, noch zu einem Vortrag am Abend aus ihrem Haus? Wie wird Erwachsenenbildung möglich sein?

Wie sieht diesbezüglich ihr Plan aus?

Wir werden digitale Angebote ausweiten, das ist schon am Laufen.

Welche Aufgaben hat der Erste Vorsitzende sonst noch?

Zusammen mit dem Geschäftsführer entwickle ich unser Programm und künftige Strategie, ich vertrete den Verein nach außen hin und bin am Ende für die Finanzen verantwortlich.

Warum finden Sie, ist Erwachsenenbildung so wichtig?

Erwachsenenbildung ist für mich ein Teil des lebenslangen Lernens. Lernen und Bildung ist ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung, der Selbstverwirklichung und auch der Weiterentwicklung. Wenn sich wie jetzt, die Gesellschaft und Dinge verändern, ist es auch sinnvoll in der Bildung darauf eine Antwort zu geben und Angebote zu schaffen.

Welche Berührungspunkte hatten Sie bisher mit dem Thema lebenslanges Lernen?

Im Beruf war das immer wieder notwendig, man muss ständig dazu lernen und sich mit neuen Sachverhalten auseinandersetzen. Gerade im technischen Bereich. Auch beruflich habe ich später Mitarbeiterschulungen gehalten, das hat mir sehr zugesagt.

Bildung war bei Ihnen also schon immer ein Thema?

Bildung spielt für mich eine ganz zentrale Rolle. Besonders, wenn man vier Kinder durch die Schule begleitet und später auch durch das Studium, ist Bildung einfach immer präsent. Aber auch während meines eigenen Studiums hat mich Bildungspolitik einfach immer am meisten interessiert.

Wie kamen Sie zu der Tätigkeit beim Kreisbildungswerk?

Ich bin schon sehr lange in der Pfarrei Heilige Familie in Geretsried aktiv, auch im Pfarrgemeinderat. Nach einer Pause habe ich mich gefragt: Was interessiert mich? Was kann ich? Ein für mich wichtiges Thema war die Bildungsarbeit. 2010 wurde ich dann Bildungsbeauftragter der Pfarrei. Die einzelnen Pfarreien sind Mitglieder des Bildungswerkes. Darüber bin ich dann auch vor einigen Jahren in den Vorstand des Kreisbildungswerks gekommen. Nachdem mich vergangenes Jahr mein Vorgänger, Karl Schambeck, fragte, ob ich dieses Amt übernehmen kann, habe ich zugesagt.

Was schätzen Sie an der Arbeit des Kreisbildungswerkes?

Beim Kreisbildungswerk wird mit einem sehr breiten Angebot gearbeitet. Dadurch können viele neue Impulse gesetzt werden, man hat verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. Das hat mich an meiner neuen Aufgabe, in meinem nachberuflichen Lebensabschnitt, gereizt.

Haben Sie besondere Ziele für die Zukunft?

Ich möchte erreichen, dass wir den Schritt in die Zeit nach Corona so hinbekommen, dass das Bildungswerk eine Zukunft hat, sich weiterentwickeln kann und die Chancen die da sind, aufgreift. Wir wollen weiterhin Familien und die Gesellschaft werteorientiert unterstützen. Unser Weg wird ein herausfordernder und spannender Prozess.

Dieser gerade genannte "Schritt in die Zeit nach Corona", was bedeutet der für Sie?

Wir kommunizieren mittlerweile einmal die Woche mit unseren Kindern per Skype. Das hatte ich seit Jahren auf dem Computer, aber wir sind jetzt erst darauf gekommen uns über diesen Kanal zu unterhalten. Die Gesellschaft verändert sich. Der gesamte Digitalbereich erlebt jetzt einen unglaublichen Schub. Das, was man erwartet hat, was man als Entwicklung gesehen hat, kommt jetzt mit einer ungeheuren Schnelligkeit. Und das sehe ich, trotz all der Dramatik der Pandemie, als große Chance.

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