Bilanz in Bad Tölz:Massive Einbußen im Tourismus

Bilanz in Bad Tölz: Die Marktstraße in Bad Tölz ist ein Muss für Touristen. Wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie blieb sie 2021 aber bis ins Frühjahr hinein oft menschenleer.

Die Marktstraße in Bad Tölz ist ein Muss für Touristen. Wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie blieb sie 2021 aber bis ins Frühjahr hinein oft menschenleer.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Kurstadt leidet unter dem Corona-Lockdown, profitiert aber vom Heimaturlaub im Sommer

Von Klaus Schieder

Einen so dramatischen Einbruch im Tourismus dürfte Bad Tölz kaum jemals erlebt haben - zumindest nicht seit dem Ende der alten Sozialkur. Wegen der Corona-Pandemie verbuchte die Stadt zwischen Januar und August im Vergleich mit 2019 ein sattes Minus von 40,6 Prozent bei den Ankünften und 36,5 Prozent bei den Übernachtungen. Diese Zahlen legte Kurdirektorin Brita Hohenreiter den Stadträten im Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsausschuss am Donnerstagabend vor. Es gab allerdings auch Lichtblicke: Viele Gäste buchten in den Sommerferien ihren Haupturlaub in Tölz. Sie blieben oft zehn bis 14 Tage da - und nicht bloß gut vier wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre. "Das kennt man ja gar nicht mehr", sagte Hohenreiter.

Bad Tölz hatte aus touristischer Sicht noch einen ordentlichen Start ins Jahr. Im Januar gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat ein leichtes Plus bei den Ankünften (2,2 Prozent) und den Übernachtungen (3,2 Prozent). "Ich dachte schon, es könnte ein gutes Jahr werden", sagte die Kurdirektorin. Das änderte sich schlagartig mit dem Ausbruch der Pandemie und dem Lockdown im März. Im April gab es gerade einmal 270 Ankünfte, ein Absturz um 95,7 Prozent zum Vorjahresmonat, als 6258 Besucher kamen. Die Zahl der Übernachtungen sank erdrutschartig um 88,4 Prozent auf nur noch 3267.

Von Juni an ging es wieder aufwärts, auch wenn die Zahlen weiterhin unter dem Niveau des Vorjahres blieben. Im August kamen 9095 Touristen in Tölz an, 6,2 Prozent weniger als im August 2019, die Übernachtungen stiegen auf insgesamt 35 530, dies sind 7,6 Prozent weniger. Das sei ganz hervorragend, urteilte Hohenreiter. "Wir müssen bedenken, was an Kapazitäten verloren ging." So durften die größeren Hotels in Bad Tölz ihre Betten wegen der Corona-Hygieneauflagen teilweise bloß bis zu 60 Prozent auslasten. Dagegen waren Ferienwohnungen, kleine Pensionen und Gästehäuser laut Hohenreiter "gefragt wie selten zuvor".

Erhebliche Sorgen macht sich die Kurdirektorin um die Sportjugendherberge auf der Flinthöhe, die vor allem vom Schulklassenbesuchen lebt. Dieser Ausfall könne anderweitig nicht kompensiert werden, sagte sie. "Das wird uns auch noch lange erhalten bleiben, ich glaube nicht, dass wir 2021 mit großen Klassenfahrten rechnen können." In den Sommerferien waren die Zimmer zwar mit Familien und Einzelreisenden vor allem an Wochenenden gut belegt, aber mit Beginn des neuen Schuljahres begann schon die nächste Durststrecke für die Jugendherberge - noch ehe die zweite Corona-Welle so richtig ins Rollen kam.

Wie sich der Tourismus im Rest des Jahres noch entwickelt, mochte Hohenreiter ob der gerade massiv steigenden Infektionszahlen nicht prophezeien. Nur so viel: Im September dürfte das Minus bei den Ankünften bei etwa 17 Prozent, bei den Übernachtungen bei neun Prozent liegen. "Sicher wird man in den nächsten Monaten kaum noch verlässliche Buchungen generieren können, sondern mit kurzfristigen und spontanen Anfragen leben müssen", avisierte sie. Das nächste Dreivierteljahr werde hart sein. Danach könnte Bad Tölz von der Krise allerdings profitieren. Denn der Reisetrend wird sich ihrer Ansicht nach durch Corona erst mal ändern - weg vom Auslandsurlaub, hin zu den Ferien im eigenen Land. Die Entwicklung gehe zur Natur und zu ländlichen Gegenden, so Hohenreiter: "Wir haben den Vorteil, dass wir hier Platz haben, man kann sich bei uns viel bewegen und rausgehen."

Für Willi Streicher (SPD) dürfte sich die Corona-Szenerie auch auf die Hotelpläne in Bad Tölz auswirken. "Das wirft ein ganz anderes Licht auf diese Geschichte", sagte er. Für Julia Dostthaler (CSU) gilt es, junge Urlauber anzusprechen, die sonst an Bad Tölz vorbei gingen. "Wir müssen nachdenken, wie wir sie halten können."

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