Süddeutsche Zeitung

Bezahlbares Leben in Bad Tölz:Sonderwünsche verteuern soziales Wohnbauprojekt

Den Kostensprung für die Häuser an der Osterleite hat vor allem die Stadt, weniger das Architekturbüro zu verantworten.

Von Klaus Schieder

Um die erheblich gestiegenen Kosten für die drei sozialen Wohnhäuser an der Osterleite hatte es einigen Ärger gegeben. Das Bauprojekt der Stadt kommt nach momentanem Stand auf 3,74 Millionen Euro, das sind etwa 460 000 Euro mehr als bei der ersten Kostenschätzung. Schon vor knapp drei Monaten mussten die Architekten deshalb zum Rapport in den Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats kommen, ein für Bad Tölz eher ungewöhnlicher Vorgang. Ihre Erläuterungen waren manchen Stadträten damals jedoch nicht detailliert genug. In der jüngsten Sitzung erläuterten die Baumeister Peter Palutek und Florian Hintermaier nun nochmals die Gründe für den Kostensprung. Das Ergebnis: Nicht die Architekten sind daran schuld, sondern vor allem die Stadt mit ihren Sonderwünschen. "Wir müssen uns da an die eigene Nase fassen", gab Kämmerer Hermann Forster zu.

Verteuert wurde der Bau vor allem durch die Laubengänge, die alle drei Häuser verbinden. Die sollten ursprünglich aus Holz sein und waren von den Kosten her auch so veranschlagt. Auf Wunsch der Stadt sollte es dann allerdings aus Brandschützgründen eine feuerhemmende Ausführung geben: eine Stahlbetonkonstruktion mit Kragbalken. Weil Statiker dagegen jedoch Bedenken anmeldeten, wurde diese Variante nochmals völlig neu überarbeitet. Abdichtungen, Iso-Körbe, mehr Stahl - "es gab Mehrausgaben in jeder Richtung", sagte Palutek. Am Ende summierten sie sich auf rund 150 000 Euro.

Weil die Stadt auf 1,57 Millionen Euro an Fördermitteln hofft, sprach auch die Regierung von Oberbayern ein gewichtiges Wort bei der Planung mit. Sie forderte größere Bäder und Duschen, ebenso größere Balkone. Dies erforderte eine Grundriss-Änderung für Küchen und Flure. All das kostete gut 270 000 Euro zusätzlich. Außerdem musste der Keller unter dem Haus C am Hang der Osterleite wegen des schlechten Bodens tiefer ausgehoben werden, was aber ein durchgehendes Kellergeschoss unter allen drei Häusern ermöglichte. Die Ausgaben für die gesamten Erdarbeiten - insgesamt wurden 1461 Kubikmeter Erdreich ausgehoben - kletterten um 65 580 Euro um gut das Doppelte. Auch die konjunkturelle Lage im Baugewerbe trug zum Preisanstieg bei: Da die Handwerker volle Auftragsbücher haben, können sie teurere Rechnungen stellen. Alleine deshalb komme man "an allen Ecken und enden über die Kostenschätzungen drüber", sagte Bürgermeister Josef Janker (CSU).

Künftig müsse die Stadt ihre Wünsche frühzeitiger in Euro umrechnen, meinte Kämmerer Forster. Das forderten auch die Stadträte Ingo Mehner und Ludwig Janker (CSU). "Das Wunschkonzert sollte man das nächste Mal auf ein vernünftiges Maß herunterschrauben", appellierte Janker an die Stadtverwaltung. Über mangelnde Informationen beschwerte sich Stadtrat Franz Mayer-Schwendner (Grüne). "Die Wünsche hätte man einpreisen und kommunizieren müssen", sagt er. Die Kostenschätzungen müssten in Zukunft fortgeschrieben werden.

An der Osterleite werden drei Wohnhäuser mit je sechs Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Quartieren gebaut, die zu günstigen Quadratmeterpreisen vor allem an Familien und Alleinerziehende vermietet werden sollen. Die Wohnungen sollen bis zum Sommer 2018 bezugsfertig sein. In seinem neuen Finanzplan hat Kämmerer Forster die Gesamtkosten vorsichtshalber schon mit 3,9 Millionen Euro veranschlagt.

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SZ vom 26.02.2018
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