Bezahlbare Mieten:Wolfratshauser Wohnbau-Offensive

Bürgervereinigung, SPD und Grüne legen Pläne für mehr als 100 günstige Apartments an vier Standorten vor. Streit dürfte es um die Coop-Wiese in Waldram geben.

Von Konstantin Kaip

Parteien, Verbände, Genossenschaft: Seit Jahren fordern alle mehr bezahlbaren Wohnraum in Wolfratshausen. Größere Projekte wurden allerdings keine angeschoben. Das wollen die Fraktionen von Bürgervereinigung (BVW), SPD und Grünen nun ändern. Sie haben ein detailliertes Konzept erarbeitet, um die wenigen verfügbaren Flächen im dicht besiedelten Stadtgebiet zu nutzen. An der Auenstraße, am alten Krankenhaus in der Sauerlacher Straße und auf der Coop-Wiese in Waldram sollen geförderte Wohnprojekte realisiert, für das so genannte Klein-Anwesen in der Bahnhofstraße ein Konzept entwickelt werden. Laut dem gemeinsamen Antrag, über den der Stadtrat am Dienstag beraten sollte, könnten so mehr als 100 bezahlbare Wohnungen entstehen.

Wohnungen statt Wiese

Der wohl umstrittenste Vorschlag des Antrags dürfte die so genannte Coop-Wiese an der Schlesierstraße in Waldram betreffen. Schließlich wehren sich nicht nur die Anwohner seit Jahren gegen eine Bebauung der letzten verbleibenden Grünfläche im Stadtteil. Auch die CSU hat die Wiese immer wieder für unantastbar erklärt. BVW, SPD und Grüne wollen dort nun etwa 50 Wohnungen errichten lassen - von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (StäWo). Als Zugeständnis soll das mögliche Bauvolumen nur zu etwa 90 Prozent ausgeschöpft werden - "um nicht zu massiv nachzuverdichten", wie Grünen-Fraktionssprecherin Anette Heinloth sagt, die den Antrag mit Josef Praller (BVW) und Fritz Meixner (SPD) unterzeichnet hat. Nur gut ein Viertel der insgesamt zirka 20 000 Quadratmeter großen Wiese solle somit bebaut werden, ergänzt Ulrike Krischke (BVW), die am Antrag beteiligt war. Die Wohnungen sollen vom Freistaat einkommensorientiert gefördert werden: die Hälfte in der Stufe mit dem höchsten Zuschuss, je ein Viertel in den zwei folgenden Förderungsstufen. Bei der einkommensabhängige Förderung bekommen Mieter einen Zuschuss, um die Differenz zu der zumutbaren Miete auszugleichen. In der höchsten Stufe I beträgt diese zwischen 3,50 und 6,50 Euro pro Quadratmeter, je nach Größe der Kommune. Für Haushalte der Einkommensstufen II und III erhöht sich die zumutbare Miete jeweils um einen Euro. Bürgervereinigung, SPD und Grüne wollen den Bauträger darüberhinaus verpflichten, die Mieten auch nach Ablauf der Bindungsfrist von 25 Jahren die Mietpreise auf weitere 15 Jahre zu deckeln, weil danach die Preise dramatisch steigen können. Etwa ein Drittel der Wohnungen soll vorrangig an Senioren vergeben werden. Auch die unmittelbare Umgebung soll seniorengerecht ausfallen, mit barrierefreien Wegen, ausreichend Sitzgelegenheiten und Schatten spendenden Bäumen. Die Fraktionen schlagen auch ein Freiluft-Schachspiel und eine Boccia-Bahn vor, für Familien mit Kindern befinde sich in der Nähe bereits ein Spielplatz samt Schlittenberg.

Mehr Platz für Familien

Auf dem Grundstück an der Auenstraße, wo sich einst der Kindergarten befand, soll geförderter Wohnraum vorrangig für Familien entstehen. Die Stadt soll das Grundstück dazu laut Beschlussvorschlag von der Kirche in Erbbaurecht erwerben und an einen Bauherren weitergeben, der dort ein Mehrfamilienhaus mit acht bis zehn Wohneinheiten oder Reihenhäuser errichtet, für die es bereits Pläne gibt. Die Förderung soll nach dem gleichen Muster ablaufen wie bei der Coop-Wiese. Die Planung, heißt es im Antrag, könne sofort beginnen.

Ein Haus für alle Generationen

Auf dem Grundstück des denkmalgeschützten ehemaligen Krankenhauses an der Sauerlacher Straße 15 soll nach den Plänen der drei Fraktionen ein Mehrgenerationenwohnhaus entstehen. Laut dem verbindlichen Bebauungsplan muss das ehemalige Krankenhaus erhalten bleiben, auf dem Grundstück dürfen zudem zwei neue Baukörper errichtet werden. Insgesamt sollen dort etwa 37 Wohneinheiten entstehen, eine davon soll als Vierzimmerwohnung mit Küche einem der Nachbarschaftshilfe verpflichteten Verein überlassen werden. In ihrem Vorschlag erwähnen die Fraktionen explizit der Verein "Bürger für Bürger". Dieser solle die Wohnung zu den gleichen Konditionen erhalten, wie bisher die Räume im Sportlerheim.

50 bis 70 Prozent der Wohnungen sollen gefördert, und etwa ein Drittel soll an Senioren vergeben werden. Alle Mieter sollen in einem öffentlichen Verfahren gefunden werden, bei dem die Stadt ein Mitspracherecht hat. Das städtische Grundstück soll an eine Baugenossenschaft - in Erbbaurecht oder zum Kauf - vergeben werden. Die soll den Altbau denkmalgerecht sanieren und die damit verbundenen Neubauten in enger Zusammenarbeit mit der Stadt so gestalten, dass sie sich "im Sinne der Quartiersentwicklung sowohl optisch als auch funktional in das Umfeld einfügen", heißt es im Antrag. Auch das Mehrgenerationenhaus könne sofort geplant werden. Mit dem Bau könnte laut Antrag 2018 begonnen werden.

Treffpunkt für Senioren

Bezahlbarer Wohnraum soll auch auf dem Grundstück des so genannten Klein-Anwesens an der Bahnhofstraße 9 entstehen. Dafür soll laut Antrag jedoch zunächst ein Konzept entwickelt werden, das den Wünschen der Wolfratshauserin Antonia Klein entspricht, die ihr Haus samt Grundstück Stadt und Kirche unter Auflagen vererbt hatte. Das Konzept, das "relevante Schlüsselpersonen und Fachgremien" entwickeln sollen, soll Wohnraum mit einem "Treffpunkt für Senioren" vereinen.

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