Beuerberg:Vier mal Festtag

In Beuerberg haben sich Burschen undFeuerwehr zu einem prächtigen Jubiläumsevent zusammengetan. Vom Umzug bis zum Zeltbetrieb klappt alles wunderbar. Und Kabarettist Maxi Schafroth legt sich keck mit seinem Auftraggeber Raiffeisenbank an

Von Claudia Koestler, Beuerberg

"Heut' pressiert nix, heut' mach' ma's uns schee", sagt eine Besucherin am Sonntagmittag auf dem Weg ins Beuerberger Festzelt. Und damit hat sie den Punkt getroffen: Denn an diesem Tag klingt der große Beuerberger Festreigen aus, und wer kann, genießt ein letztes Mal Gemütlichkeit und Gemeinsamkeitsgefühl im Zelt.

Seit genau 115 Jahren steht der Beuerberger Burschenverein, der übrigens Mädchen gleichberechtigt aufnimmt, für die Pflege von Brauchtum, Tradition und Geselligkeit. Seit exakt 140 Jahren sorgt in Beuerberg die Feuerwehr dafür, dass im Notfall schnelle, kompetente Hilfe kommt. Diese Jubiläen nahmen beide Vereine zum Anlass, gemeinsam ein fünftägiges buntes Fest zu feiern. Mehr als tausend Gäste erwiesen seit Donnerstag den Beuerbergern jeden Tag die Ehre. Sie hatten einen Partner mit ins Boot geholt: Nach dem Bieranstich am Donnerstag durch Bürgermeister Moritz Sappl veranstaltete am Freitag die Raiffeisenbank Eurasburg-Beuerberg einen Kabarettabend mit Musik im Zelt. Und es wurde ein Abend, der durchaus das Prädikat "ungewöhnlich" verdient hat. Nicht nur, weil sich mit der Formation "Tromposound" und der Gruppe "Four Saxes" eine Frauen- und Männergruppe die Bühne teilten und einander im freundlichen Wetteifer zu musikalischen Höchstleistungen anspornten. Die handfeste Überraschung aber: der Allgäuer Kabarettist Maxi Schafroth, der kein Blatt vor den Mund nahm. Schafroth kennt seine Landsleute, und noch mehr, schließlich hat der Sohn eines Landwirts einst eine Banklehre absolviert. Auch wenn er heute "zur Sicherheit lieber Kabarett macht und bei der Bank nur noch zur Inspiration arbeitet", wie er sagte.

"Die Vorstandsriege hat vielleicht nicht gewusst, was sie da heute für ein Programm eingekauft haben", ätzte der Kabarettist gleich los. Oder aber die Raiffeisenbank bewies bewusst Humor. Denn bayerischer Hintersinn und Widerborstigkeit vereinten sich da in dem "Allgäurr Baurrabua" und potenziellen Bank-Nestbeschmutzer namens Schafroth. Mit Verve und Bühnenpräsenz verpackte er tatsächlich Widersprüche und Eigenheiten der Bankbranche am Beispiel eines typischen Seminars. "Aber eine Münchner Bank ist natürlich gaaanz was anderes", betonte er, ehe er frech anfügte: "Ich bin für diesen Satz schließlich von euch bezahlt worden."

Doch die Frechheiten waren wohldosiert: Überwiegend schöpfte Schafroth sein Typenkabarett doch aus der bäuerlichen Idylle. Dabei sei der Allgäurr an sich ja eher sparsam, zumindest was die Worte angeht. Ein Heiratsantrag geht zum Beispiel so: "Do isch mei Hof, do isch mei Wald - no überlegsch dir's halt." Wenn aber draußen die Wolken am Fenster vorbeiziehen und sich die Katzen vor Langeweile ins Genick beißen, dann sinniert er, der Bauer: Mähen oder nicht mähen?

Schafroth zerlegte Ländliches wie Kleinbürgerliches, Bauernschläue, Banker-Chuzpe und alternative Betulichkeit in ihre komische Banalität, ohne sie lächerlich zu machen. Und traf damit beim Publikum ins Schwarze. Wobei offen blieb, ob sich der eine oder andere nicht selbst darin wiederfand. Auch wenn am Ende das Tempo etwas abnahm, die Zuhörer amüsierten sich prächtig, spendeten begeisterten Applaus und rangen dem Kabarettisten Zugaben ab.

Am Freitag indes holte die Beuerberger Burschen an ihrem großen Festtag das Wetterpech ein: Just in dem Moment, als der Gottesdienst beendet war, begann es zu regnen. Der geplante Festzug mit 45 Vereinen fand dennoch statt, wenn auch die meisten Fahnen in Plastik gehüllt bleiben mussten. Am Nachmittag schon war aller Regen vergessen: Bei Blasmusik genossen Gäste und Einheimische beste Stimmung im Festzelt.

Heiß wurde es dann am Samstag mit der Coverband "Grenzgänger", ehe der Reigen am Sonntag seinen Höhepunkt fand: Der Festgottesdienst und der anschließende große Festumzug der Feuerwehr mit mehr als tausend Teilnehmern. "Für uns waren die gesamten Festtage ein einziger Höhepunkt", freute sich Barbara Günthner, Schriftführerin des Burschenvereins, abschließend am Sonntag. "Alles hat einwandfrei funktioniert, nie wurde es langweilig und auch die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen hat wunderbar gepasst."

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