Ein Stück Beuerberger Identität hat der Eurasburger Bürgermeister Moritz Sappl derzeit nur auf dem Handy parat. Manchmal greife er danach, um es einfach nur einmal wieder zu hören, sagt der Rathauschef. „Ich habe das extra abgespeichert. Wenn du das hörst, weißt du einfach, wo du bist.“
Was Sappl und andere Dorfbewohner vermissen, ist das Glockenläuten aus der Beuerberger Pfarrkirche. Dieses ist seit Christi Himmelfahrt 2023 verstummt. Mesner Franz Zimma war aufgefallen, dass das Geläut außer Takt klang. Wie sich herausstellte, drohte die größte, fünf Tonnen schwere Peter-und-Paul-Glocke abzustürzen, weil zwei der vier Aufhängungsbolzen abgesprengt waren. Um weiteren Schaden auszuschließen, musste das Geläut notgesichert und außer Betrieb genommen werden.
Das Geläut mit vier Glocken aus Stahl hatte der Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation im Jahr 1949 für die Beuerberger Pfarrkirche gefertigt. Es ersetzte die Vorgängermodelle aus leichterer Bronze. Das für den Glockenturm prinzipiell überdimensionierte Gewicht von 16,6 Tonnen könnte für den Beinahe-Absturz der schwersten Glocke verantwortlich sein. Nun soll es ein neues Geläut aus Bronze geben. Doch der Auftragsvergabe- und Produktionsprozess ist so komplex wie diffizil.

Anzuhören ist das Geläut der Beuerberger Pfarrkirche über die Nationale Glockendatenbank. So konnte es auch Bürgermeister Sappl auf sein Handy laden. „Jeder freut sich, wenn die Glocken wieder kommen“, sagt der 52-jährige Rathauschef. Denn das Läuten sei identitätsstiftend. Sappl selbst wohnt nur um die 200 Meter von der Pfarrkirche entfernt.
Auch der Pfarrer vermisst die Glocken
Üblicherweise gliederte das Glockenläuten den Beuerberger Tagesrhythmus. Dreimal in 24 Stunden klangen alle vier Glocken zum Gebet um 6.45 Uhr, um 12 Uhr sowie je nach Tageslänge nochmals zwischen 17 und 21 Uhr. Dazwischen ertönte alle Viertelstunde die Stundenglocke. „Für uns als Gemeinde ist das sehr wichtig“, sagt Pfarrer Bernhard Häglsperger, der den Pfarrverband Königsdorf-Beuerberg leitet. Zu allen wichtigen Festtagen und Feierlichkeiten von der Fronleichnamsprozession bis zu Hochzeiten waren die Glocken zu hören. „Das ist ein großer Identitätsfaktor“, sagt Häglsperger. „Es vergeht kein Anlass, wo mich die Leute nicht fragen, wann die Glocken wieder läuten.“
Zuständig für die Pfarr- und einstige Stiftskirche des angrenzenden Klosters Beuerberg ist das Staatliche Bauamt Weilheim. Häglsperger erklärt, dass die Gemeinde darauf warte, dass die Behörde endlich vermelden könne, dass der Auftrag zum Gießen des neuen Geläuts erteilt worden sei.
Derzeit gibt es in Beuerberg nur Glockengeläut, wenn in der Friedhofskirche Gottesdienst gefeiert wird. „Der Klangkörper ist aber mit dem in der Stiftskirche nicht vergleichbar“, so Sappl. Der Bürgermeister spricht von einem „erhebenden Gefühl“, wenn ein Festtag anstehe und die Glocken die Leute darauf bereits frühmorgens einstimmten. „Das bereitet auf den Tag vor. Da bist du einfach dankbar.“
In Beuerberg aufgewachsen ist die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Maria Puffer. „Mein ganzes Leben verbinde ich mit dem Glockenläuten“, sagt die 61-Jährige. Der Klang sei immer da gewesen, habe sie die ganze Zeit begleitet. Wenn Bürgermeister Sappl davon spreche, dass es ein Heimatgefühl vermittle, könne sie nur zustimmen. Puffer hat das Glockenläuten ebenso wie der Eurasburger Rathauschef abgespeichert – nur auf dem Computer statt auf dem Handy. Denn der spezifische Klang der Beuerberger Glocken bedeute ihr viel. „Es wäre schön, wenn wir das Geläut bald wieder zu hören bekommen“, so Puffer.
