Betrug am Geldautomat:Neue Software gegen Gelddiebe

Lesezeit: 2 min

Nach den jüngsten Betrugsfällen rüsten die Banken ihre Automaten nach, um Betrügern ihr Handwerk zu erschweren.

C. Deussing und B. Lohr

Die Banken im Landkreis sind nach dem jüngsten Betrugsfall in Penzberg alarmiert. Wo es bisher nicht geschehen ist, werden Bankautomaten ausgetauscht. Mitarbeiter sind aufgefordert, technisch veraltete Geräte im Blick zu halten, um Manipulationen schnell zu entdecken. Von Ende April bis Anfang Juni wurden in einer Filiale der Raiffeisenbank Südöstlicher Starnberger See in Penzberg Daten von EC-Karten ausgespäht und bei mindestens 60 Kontoinhabern 70 000 Euro abgehoben. Die Polizei geht davon aus, dass sich weitere Opfer melden.

Die Methode ist bekannt: Betrüger kleben für den Kunden schwer erkennbar Aufsätze auf die Automaten und installieren Kleinkameras. Wenn dann die EC-Karte eingeschoben wird, wird der Magnetstreifen kopiert und mit Hilfe der Kamera die Geheimnummer ausgeforscht.

Im Penzberger Fall hoben dann Komplizen mit einer nachgebauten Karte in Argentinien das Geld ab. Einige Wochen später wäre dieses "Skimming" wohl gar nicht mehr möglich gewesen. Denn wie Raiffeisenbank-Vorstand Franz Wenisch am Montag sagte, wurden modernere, sicherere Bankautomaten noch vor dem Vorfall bestellt und würden in Kürze die elf Geräte älterer Bauart ersetzen.

Genau auf diese hatten es die Täter offensichtlich abgesehen. Die Täter, die Debit- und Kreditkarten klonen, sind nach Erkenntnissen der Ermittler raffinierte Profis. Sie seien zum Beispiel in drei Teams unterwegs, sagtManfred Frei, Chef der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck, sagte, es gebe eigens Teams, die bei Rundfahrten erkundeten, wo Geldautomaten stünden, die für das Abfischen von Daten anfällig seien.

Ausgespäht würden besonders Geräte die mindestens elf Jahre alt seien, sagte auf SZ-Anfrage ein Insider aus dem Bankautomaten-Service. Ihm zufolge werden bayernweit "wöchentlich Attacken" gemeldet. Doch längst nicht alle Banken rüsteten um, viele ließen lieber über ihre Versicherung den betrogenen Kunden das Geld zurückzahlen.

Die Raiffeisenbank Beuerberg-Eurasburg schafft jedenfalls gerade neue Geräte an. Von drei Automaten arbeitet einer noch mit der alten Technik, den laut Bank-Vorstand Helmuth Lutz nach dem Fall in Penzberg die Mitarbeiter besonders im Blick haben. Sie seien gehalten, vier bis fünf Mal am Tag zu schauen, ob sich jemand daran zu schaffen gemacht habe. Dagegen wurden die 41 Automaten der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen laut Banksprecher Willi Streicher bereits mit einer "Anti-Skimming-Software" gesichert. Die Geräte zögen die Karten mit einem Ruckeln ein, um ein Kopieren zu erschweren.

Bank-Vorstand Wenisch spricht von einem technischen Wettlauf mit den Kriminellen und rät Kunden, bei der Eingabe der Pin-Nummer, die Hand drüberzuhalten. Das beherzigten offenbar auch Kunden, die an besagten Tagen in Penzberg abgehoben haben. Nicht alle seien geschädigt worden, sagte Wenisch. Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, befürchtet freilich, dass mancher erst nach den Pfingstferien merkt, dass sein Konto leergeräumt ist.

© SZ vom 27.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: