Besuchermagnet:Eiserne Ackergäule und ein schwarzer Jaguar

Hunderte Besucher bestaunen beim 4. Münsinger Oldtimertreffen alte landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und ein paar äußerst schmucke Autos

Von Wolfgang Schäl, Münsing

Auf der einen Seite der Wiese stehen die chromblitzenden Zeugen der modernen Mobilität, die SUVs und Jeeps der Besucher, jenseits der Absperrbänder sind die Schätzchen versammelt, die so gar nicht mehr in unsere Zeit zu passen scheinen und doch so attraktiv sind wie eh und je - wie sonst hätten Hunderte Schaulustige am Sonntag den Weg zum Münsinger Oldtimertreffen gefunden, das der örtliche Burschenverein als Begleit-Event zum Weinfest nun schon zum vierten Mal veranstaltet hat.

Besuchermagnet: Das Publikum in Münsing fand die landwirtschaftlichen Fahrzeuge ebenso interessant wie die Oldies der Straße.

Das Publikum in Münsing fand die landwirtschaftlichen Fahrzeuge ebenso interessant wie die Oldies der Straße.

(Foto: Hartmut Pöstges)

An die 40 Helferinnen und Helfer waren bei den Vorbereitungen aktiv, den volkstümlichen musikalischen Hintergrund lieferte die hiesige Blaskapelle. Weil Münsing noch immer eine Landgemeinde ist, dominierten bei den Exponaten die Traktoren, zumindest zahlenmäßig. An die 200 mögen es nach Schätzung des Burschenvereins-Vorsitzenden Johannes Schmid wohl gewesen sein, eiserne Ackergäule, die mit den heutigen furchterregenden Monstertrucks nur noch wenig gemein haben. Weniger nützlich waren sie deswegen noch lange nicht.

Besuchermagnet: Oldtimer gibt es nicht nur bei Traktoren und Unimogs, sondern auch bei Fahrrädern und Mopeds.

Oldtimer gibt es nicht nur bei Traktoren und Unimogs, sondern auch bei Fahrrädern und Mopeds.

(Foto: Hartmut Pöstges)

So lässt sich beispielsweise mit dem Fendt-"Dieselross", so heißt der Trecker wirklich, trefflich Holz zerkleinern, wenn man nur ein Gummiband mit Kreissäge anschließt, was zwei Burschen eindrucksvoll demonstrierten. Und wer noch nie aus nächster Nähe beim Heuwenden zugeschaut hat: Hier war die Möglichkeit.

Für ihre vielfältigen Nutzungen sind aber auch die Unimogs bekannt, schließlich bedeutet der Name ja auch "Universal-Motorgerät". Zwei hochgradig museumsreife Modelle dieser unverwüstlichen Gattung ragten aus der Phalanx der Landmaschinen heraus. In Betrieb sind sie ganz offenkundig immer noch. Eine weitere Erkenntnis beim Rundgang durch die Traktoren-Riege: Hier gibt es auch Porsches, die keine Rennwagen sind, sondern im landwirtschaftlichen Einsatz.

Besuchermagnet: Beim 4. Münsinger Oldtimertreffen waren die Schätzchen versammelt. Deren Zündschlüssel sollten natürlich am adäquaten Schlüsselanhänger aufbewahrt sein.

Beim 4. Münsinger Oldtimertreffen waren die Schätzchen versammelt. Deren Zündschlüssel sollten natürlich am adäquaten Schlüsselanhänger aufbewahrt sein.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Leuchtende Augen aber, die waren dann doch eher bei den Autos aus Großvaters Zeiten zu sehen. Vor diesem pechschwarzen Jaguar E-Type Coupé aus dem Jahr 1963 konnte selbst ein notorischer Feind schneller Autos nur dahinschmelzen. Kurt Haun aus Deisenhofen hat ihn vor fünf Jahren aus den USA geholt, nach seiner Schätzung wäre er aktuell an die hunderttausend Euro wert. "Ich könnte mir den heute auch nicht mehr kaufen", räumt der stolze Besitzer ein, der seinen verwirrend eleganten Boliden nur zu ausgewählten Anlässen aus der Garage holt. Das hat auch mit dem Spritverbrauch zu tun, immerhin schluckt die Sechszylindermaschine mit ihren 265 PS an die 14 Liter. Nur etwa vier- bis fünfmal im Jahr setzt sich, oder man muss wohl besser sagen: legt sich Haun deshalb hinter das Edelholzlenkrad.

Gewöhnungsbedürftig ist die Sitzposition aber auch in dem edel weinrot glänzenden Opel Olympia, Baujahr 1951, einem absoluten Hingucker mit Weißwandreifen, Lenkradschaltung und schneeweißen, etwas schwammig gefederten Ledersitzen. Hergerichtet hat ihn mit viel Liebe zum Detail der Münchner Konrad Lindner, ein erklärter Opel-Fan, einer der offenbar wenigen hierzulande. Denn obwohl der Oldtimer dasteht wie im Schaufenster, würde er auf dem Markt nur an die 15 000 Euro bringen, wie der Besitzer schätzt, ungeachtet diverser aufwendiger Investitionen, die er schon geleistet hat. Weil es für die Marke generell wenig Ersatzteile gibt, hat er eine fehlende Chromleiste am linken hinteren Kotflügel von einem Goldschmied nachmachen lassen. Spontan verliebt hat sich in den schmucken Opel übrigens auch ein junges Paar - die beiden wollen sich damit demnächst zur Hochzeit chauffieren lassen.

Erwähnenswert sind noch: ein uralter, rechtsgesteuerter Rolls Royce "Willys Overland", ein knallrotes Karman-Ghia-Cabrio, ein Fünfhunderter-Fiat, der wie früher schon nicht anspringen wollte, und ein Relikt aus unseligen Zeiten, auf das man in diesem Kontext eigentlich lieber verzichtet hätte: ein VW-Kübelwagen, Baujahr 1944, mit Deutschlandflagge auf der Kühlerhaube und einem illustrierten Hinweiszettel, demzufolge diese Art militärischer Geländewagen mit Vorliebe von SS-Stoßtrupps benutzt wurde.

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