Besser genutzt als einige Tagbusse:Nachtbus bewährt sich in Probephase

Seit dem Start im Dezember nutzten 3271 Fahrgäste das Zusatzangebot zwischen Wolfratshausen und Geretsried

Von Klaus Schieder

Bis die S 7 nach Geretsried fährt, werden noch Jahre vergehen. Damit Nachtschwärmer bis dahin an Wochenenden nicht ins eigene Auto oder ins Taxi umsteigen müssen, verkehrt ein Bus drei Mal pro Nacht probeweise zwischen dem S-Bahnhof Wolfratshausen und der Nachbarstadt. Nun liegt die erste Statistik für diesen Testlauf vor, der vor neun Monaten begann und zwei Jahre dauern soll: Seit dem Start am 9. Dezember nutzten 3271 Fahrgäste den Bus. "Das ist besser als manch andere Linie, die tagsüber gefahren wird", sagte Sachbearbeiter Johann Kunz vom Landratsamt am Mittwoch im Umweltausschuss des Kreistags.

Die Idee für den Nachtbus hatten die Jusos Oberland aufgebracht. Neben den Stadträten von Wolfratshausen und Geretsried stimmte auch der Umweltausschuss des Kreistags im vergangenen Jahr ihrem Vorschlag zu. Der Bus verkehrt von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag sowie an Feiertagen. Er steht bereit, wenn die S-Bahn in Wolfratshausen um 0.54, 3.14 und 5.54 Uhr ankommt, und fährt jeweils sechs Minuten später los.

Auf seinem Weg nach Geretsried stoppt er an 13 Haltestellen, drei davon liegen auf Wolfratshauser Stadtgebiet. In der bisherigen Testphase war er bei insgesamt 180 Fahrten nur fünf Mal leer, drei Mal gleich am ersten Tag. Die meisten Fahrgäste pro Tour transportierte er am 29. Juni, als 51 Personen um 3.20 Uhr einstiegen. Die Zahl der Kunden nimmt mit vorrückender Stunde ab: Insgesamt 948 Nachtschwärmer nutzten die Verbindung um 1 Uhr, 782 um 3.20 Uhr und 541 um 6 Uhr morgens. Kunz' Fazit: "Das wird gut angenommen."

Ähnlich äußerte sich Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). "So wie es aussieht, hat sich die Einrichtung rentiert", sagte er. Als ein "gelungenes Beispiel interkommunaler Zusammenarbeit" pries Kreisrat Hubert Oberhauser (Freie Wähler) den Nachtbus. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wäre dies seiner Ansicht nach auch eine Art Modell für ländlich geprägte Kreisgemeinden. Sie könnten sich ebenfalls zusammentun, um vor allem die Mobilität älterer Menschen zu verbessern, regte Oberhauser an.

Als Präzedenzfall möchte Niedermaier die Nachtfahrten zwischen Wolfratshausen und Geretsried allerdings nicht verstanden wissen. Der Grund: Der Landkreis müsste sonst auch woanders einen Teil der Ausgaben tragen. Dann heiße es, "Landkreis, jetzt mach' mal", befürchtet der Landrat. Ohnehin gebe man bereits zusätzliche Mittel für den Nahverkehr von jährlich mehr als einer Million Euro aus. Für den Nachtbus, den sich der Kreis und die beiden Städte gut 12 000 Euro im Jahr kosten lassen, stellte Niedermaier klar: "Wenn die Linie weiter betrieben wird, landet sie bei uns im Kostenplan."

Ende des Jahres sollen die Fahrgastzahlen noch einmal erfasst werden. 2014 soll dann die Entscheidung fallen, ob der Nachtbus so lange fährt, bis die S 7 nach Geretsried kommt. Wird die S-Bahn-Strecke ausgebaut, fallen etliche Buslinien weg. "Das Geld könnten wir dann hernehmen, um andere Gemeinden zu versorgen, die jetzt wenig bedient werden", meinte Sachbearbeiter Kunz.

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