Arbeit und Jugend:Eine Startrampe ins Berufsleben

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Das neue Kursangebot für junge Leute stellten Projektleiterin Claudia Harrasser (Frau und Beruf GmbH), Fabian Wilhelm, Chef des Jobcenters, und Udo Kohnen, Geschäftsstellenleiter der Arbeitsagentur, vor. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem Projekt  „INA-go!“ wollen die Frau und Beruf GmbH, die Arbeitsagentur und das Jobcenter jungen Menschen zwischen 20 und 25 Jahren eine Orientierung geben und zu einem Job verhelfen. Mit „INA-plus“ für ältere Arbeitnehmer ist dies schon gelungen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wer mit 50 Jahren seinen Job verliert, hat es auf dem Arbeitsmarkt schwer. Auch dann, wenn er im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen lebt, der voriges Jahr mit 2,3 Prozent bundesweit die niedrigste Erwerbslosenquote verzeichnete. Fabian Wilhelm erzählt von einem Mann, der danach acht Jahre arbeitslos war, eine lange Durststrecke. Aber dann habe er doch eine Stelle in einer Oldtimer-Werkstatt gefunden, wo er nun für den Web-Shop zuständig sei, berichtet der Geschäftsführer des Jobcenters Bad Tölz-Wolfratshausen. Möglich wurde dies durch das Projekt „INA-plus“ (Integration in Arbeit), das die Frau und Beruf GmbH in Bad Tölz seit 2024 anbietet. „Er hätte den Job nicht, wenn er nicht da gewesen wäre“, sagt Projektleiterin Claudia Harrasser. Das Angebot wird jetzt erweitert: „INA-go!“richtet sich an junge Arbeitssuchende im Alter zwischen 20 und 25 Jahre.

Ziel ist es, junge Leute für den Arbeitsmarkt nicht zu verlieren. Manch einer habe vielleicht seinen Wunschberuf nicht gefunden und suche noch, anderen sei unklar, was sie überhaupt möchten und wohin sie sich entwickeln wollten, sagt Udo Kohnen, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Bad Tölz und Wolfratshausen.  Wenn die Babyboomer nach und nach in Rente gehen, brauche man aber jeden im Arbeitsleben. Deshalb seien die INA-Projekte „wichtige Stellschrauben, um Potenziale im Inland nutzbar zu machen“. Ähnlich äußert sich Jobcenter-Chef Wilhelm: „Mit den beiden Projekten geben wir Menschen, die den Weg in den Arbeitsmarkt suchen, nicht nur eine gute Qualifizierung, sondern auch gute Startchancen für ein selbstbestimmtes Leben.“

Der erste Kurs beginnt am 25. März und dauert vier Monate

Der erste Kurs bei „Ina-go!“ startet am 25. März und dauert vier Monate. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf zehn beschränkt, um eine individuelle Betreuung zu gewährleisten. Es sind noch Plätze frei. Der Lehrgang findet teils in den Räumen von Frau und Beruf auf der Flinthöhe, teils online statt. Die Themen sind die gleichen wie bei „INA-plus“: Kompetenzerfassung, EDV-Programme, Bewerbungsprozess, Praktikum.

Und doch werde man methodisch anders herangehen, sagt Harrasser. Bei den jungen Leuten gehe es auch um Selbstorganisation, Teamarbeit, Stabilisierung, Übernahme von Verantwortung, ebenso um den Umgang mit Social Media. Ein Beispiel: „Es ist nicht hilfreich, wenn man auf dem Handy ein Profil mit viel Blödsinn hat“, so die Projektleiterin.

In dem zweiwöchigen Praktikum können die Teilnehmenden „Kontakt zu Firmen ausprobieren“, wie Kohnen sagt. Anders als bei INA-plus können sie die Praxiszeit teilen. „Sie können ein erstes und nach einer Woche ein zweites Praktikum machen, oder wenn es beim ersten geklappt hat, dann auch die zweite Woche im selben Betrieb bleiben“, erklärt Wilhelm. Der gesamte Kurs ist so gelegt, dass jemand gleich im August oder September eine Ausbildung beginnen kann, falls es denn mit einer Stelle klappt.  Das sei „zeitlich zielgenau“, sagt Kohnen.

„Die Betriebe merken schon, dass sie wertvolle Mitarbeiter gewinnen.“

Mit 430 Personen im Schnitt machte die Altersgruppe der 55- bis 65-Jährigen im Vorjahr rund ein Viertel der Arbeitslosen im Landkreis aus. Einige Absolventen von INA-plus fielen aus dieser Statistik heraus. Sie fanden hernach einen Job, in der Kinderbetreuung, in einer Bank, im Vertrieb, in einem Fahrradgeschäft, in der Flugschule. Im ersten der bislang drei Kurse hätten die Hälfte der Teilnehmenden wieder eine Stelle bekommen, sagt Harrasser. Für die zwei folgenden Lehrgänge gibt es noch keine Auswertung.

Arbeitgeber hätten mitunter Vorbehalte, weil Bewerber im fortgeschrittenen Alter nicht lange blieben und ein höheres Gehalt bezögen, so die Projektleiterin. Dagegen spricht Kohnen von einer Win-win-Situation. „Die Betriebe merken schon, dass sie wertvolle Mitarbeiter gewinnen“, sagt der Geschäftsstellenleiter der Arbeitsagentur. Die Arbeitnehmer wiederum könnten ihre Rente in einem Landkreis mit hohen Lebenshaltungskosten aufbessern, überdies fühlten sich manche ja noch fit.

Finanziert werden beide INA-Projekte vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das dabei in einen Fördertopf der EU greift: dem Europäischen Sozialfonds Plus. Bei „INA-go!“ geht es für Kohnen auch darum, jungen Leuten zu helfen, die sich „unter dem Radar bewegen“. Die keinen Job haben, aber nie in der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter aufgetaucht sind.  Wilhelm berichtet von einem anderen Fall: einem 21-Jährigen, der trotz seiner Jugend schon sechs Jobs hatte. Solche Brüche im Berufsleben, sagt der Leiter des Jobcenters, seien „nicht so gut“.

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Mit dem Projekt INA-plus versuchen die Frau und Beruf GmbH und die Arbeitsagentur, ältere Menschen im Erwerbsleben zu halten.

Von Klaus Schieder

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