Bergsteigen im Winter:Damit der Schnee nicht losbricht

Norbert Gollasch engagiert sich als Skitourenführer bei der Wolfratshauser DAV-Sektion. In einem Kurs klärt er umfassend über Lawinen auf. Seine Devise lautet, ihre Entstehung von vornherein zu vermeiden

Von Laura Geigenberger, Wolfratshausen

Es grollt und rumpelt dumpf in der Ferne, schnell wird das beunruhigende Geräusch lauter. Dann rauschen plötzlich gewaltige Schnee- und Eismassen mit Hunderten Kilometern pro Stunde den Berghang hinab. Was im Weg steht, reißt die Lawine mit sich. Jeden Winter sterben Menschen bei solchen Abgängen, oftmals haben sie diese selbst ausgelöst. Ausflüge abseits der Piste, Nichtbeachtung von Warnungen, Unerfahrenheit - all dies kann schnell zum Verhängnis werden. Wer Touren gehen möchte, für den ist "richtiges Verhalten sowie passende Ausrüstung ein Muss", betont Norbert Gollasch. "Allerdings muss man damit im Notfall auch umgehen können."

Mit Lawinen kennt Gollasch sich aus, er hat sich viel mit ihnen beschäftigt. Der 41-jährige Bauingenieur engagiert sich bei der Wolfratshauser Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) seit 1995. "Mich haben die Berge nicht mehr losgelassen", erzählt Gollasch, der nach dem Einstieg als Jugendgruppenleiter im Laufe der Jahre verschiedene Ausbildungen beim DAV absolviert hat.

Seit 2010 kann er sich mit dem Titel "Trainer B Skihochtour" bezeichnen, somit Wissen über Wintertouren weitergeben und mittelschwere Begehungen führen. Für den DAV ist Gollasch "hauptsächlich im Winter unterwegs", er weist als Kursleiter Gruppen auf Ski- und Hochtouren an. Zudem unterstützt er den Verein, indem er als Ausbildungs- und Tourenreferent dessen Programme koordiniert. All das leistet Gollasch ehrenamtlich. In seine Rolle als Gruppenleiter sei er über einen langen Zeitraum hineingewachsen: "Es macht mir schon seit 20 Jahren Spaß, Leuten die Berge nahezubringen." Eigentlich wäre er am liebsten Bergführer geworden, sagt Gollasch. "Dafür war ich nur leider zu spät dran. So ist der DAV aber wenigstens ein Ausgleich zum Beruf." Sein Pensum für die Sektion beschreibt er mit 13 bis 15 Tagen geführte Touren pro Winter, ein Abend gehe zudem für Bürokratie drauf.

Skitourengeher beim Aufstieg durch das Lagauntal auf den Stotz bei Kurzras im Schnalstal hinten der

Weiße Weiten: Skitouren können sehr schön, aber auch gefährlich sein. Deshalb ist gute Vorbereitung wichtig.

(Foto: imago)

Während die Ziele der Skibegehungen stets variieren, gehört ein Termin fest zum Sektionsprogramm: Zusammen mit seinem Partner Michael Hofmann gibt Gollasch am Spitzing alljährlich den Wochen-end-Grundkurs "Sicher Bergsteigen im Winter", bei dem er gleichermaßen Theorie und Praxis in Tourenplanung, Lawinen- und Schneekunde sowie in der Verschüttetensuche vermittelt. "Eine richtige Beurteilung der Lage kann entscheidend sein", sagt Gollasch. "Meine Devise ist, die Entstehung von Lawinen von vornherein zu vermeiden, es also gar nicht erst zur Suche kommen zu lassen." Es bedürfe dazu einiges an Grundwissen. "Es ist wichtig, zu vermitteln, was hinter dem Schnee steckt, und den Leuten diese Relevanz auch nahezubringen."

Dementsprechend vollgepackt sind daher die drei Kurstage. Bereits am Freitagabend stehen Workshops zu Schneekunde sowie Lawinenentstehung auf dem Programm. "Samstags üben wir im Gelände die Lawinenverschüttetensuche mit Geräten", erläutert Gollasch. Dazu gehört auch das Proben für den Ernstfall in Form einer auf Zeit gestoppten Suche. Weiterhin analysiert er mit seiner Gruppe Schneeprofile und bespricht, wie man Touren richtig plant und die "Snowcard", ein Instrument zur Risikobewertung des Geländes, richtig beurteilt. Am letzten Tag steht laut Gollasch "noch eine kleine Skitour" auf dem Programm, bei dem die Teilnehmer lernen sollen, sicher durchs Gelände zu führen.

Bergsteigen im Winter: "Mich haben die Berge nicht mehr losgelassen", sagt Norbert Gollasch. Seit 2010 gibt er beim DAV sein Wissen über Skitouren weiter.

"Mich haben die Berge nicht mehr losgelassen", sagt Norbert Gollasch. Seit 2010 gibt er beim DAV sein Wissen über Skitouren weiter.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Norbert Gollasch betont eines immer wieder: "Bevor ich irgendetwas im Gebirge mache, ist richtige Vorbereitung das A und O." Lawinen seien ein komplexes Thema, dementsprechend seien eben nicht nur Wissen und Ausrüstung, sondern auch ein gewisser Respekt, eine realistische Selbsteinschätzung und das Beachten von Hinweisen lebenswichtig. "Nicht umsonst gibt es diverse Warnsysteme", sagt der erfahrene Gruppenleiter. "Man muss auch mal Nein sagen können."

Grundkurs "Sicher Bergsteigen im Winter", 18. bis 20. Januar, Anmeldung noch möglich per E-Mail an nogoll@gmx.de oder unter Telefon 08171/3639480

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