Öffnung der Lifte:Kontrollierter Gipfelsturm

Herzogstandseilbahn mit Walchensee, 2011

Endlich geht es wieder aufwärts - zumindest für alle, die mit den Bergbahnen nach oben wollen, etwa auf den Herzogstand. Damit der zweite Pandemie-Sommer ungetrübt verlaufen kann, sind die Betreiber gefordert.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Bergbahnen sind wieder in Betrieb - für Getestete, Genesene und Geimpfte. Die Mitarbeiter haben viel zu tun, denn sie müssen bei jedem Gast die Nachweise überprüfen.

Von Benjamin Engel

So sehr sich die Bergbahnbetreiber im Landkreis freuen, am Freitag vor Pfingsten öffnen zu dürfen, ärgern sie sich dennoch ein bisschen. Denn klar war bei der inzwischen deutlich unter 100 gesunkenen Inzidenz schon die Woche zuvor, dass der Betrieb wieder beginnen kann. Doch den ausgearbeiteten Hygienerahmenplan haben die Bergbahnbetreiber erst Mitte der Folge-Woche erhalten. Welche Regeln sie im Detail einhalten müssen, war bis dahin noch ungeklärt. "Das ist extrem belastend", sagt Antonia Asenstorfer, Sprecherin des Alpen Plus-Verbunds, zu dem das Brauneck zählt. "Das hat uns wirklich sehr geärgert."

Eingeübte Praxis aus dem vergangenen Sommer sind Hygienemaßnahmen wie die FFP2-Maskenpflicht und die Mindestabstände von 1,5 Metern. Der Unterschied: Die Gäste müssen einen aktuellen negativen PCR- oder Schnelltest nachweisen. Wer gegen Covid 19 vollständig geimpft oder nach überstandener Infektion genesen ist, braucht ebenso Dokumente, um fahren zu dürfen. Die Mehrarbeit für die Kontrollen könne die Brauneck-Bahn mit dem eigenen Personal stemmen, sagt sie. In Spitzenzeiten müssten eventuell mehr an der Kasse aushelfen. Nach mehr als sechs Monaten Betriebspause überwiegt aber bei Asenstorfer die Freude, wieder loslegen zu können.

Am Herzogstand musste Bahn-Geschäftsführer Jörg Findeisen am Mittwochabend den neunseitigen Hygienerahmenplan durcharbeiten. "Das ist meine Fleißaufgabe", sagt er. An der Talstation der Pendelkabinenbahn haben er und sein Team einen Parcours wie am Flughafen aufgebaut, um die ankommenden Gäste zu kanalisieren. Im Wartebereich könnten Mitarbeiter kontrollieren, ob ein negativer Test oder ein Impfdokument vorliege, schildert er. Ohne Nachweis werde die Herzogstandbahn kompromisslos von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und Kunden abweisen. "Hier gibt es keinen Spaß mehr."

Ausstieg Gipfelstation Bergbahn

Auch in den Gondeln der Brauneck-Bahn gelten FFP2-Maskenpflicht und Mindestabstände, Tickets gibt es nur mit den richtigen Dokumenten.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das klingt harsch, doch Findeisen will eigentlich nur das Infektionsrisiko so gering wie möglich halten. Daher dürfen aus Sicherheitsgründen nur zwei Drittel normalerweise zulässigen Gäste in die Kabinen - obwohl die volle Kapazität zulässig wäre, wie er betont. Zudem können Tickets für die Bergbahn vorerst nur an der Talstation gekauft werden. Die Kontrollpflichten zusätzlich an der Bergstation zu stemmen, sei personell kaum zu schaffen. Um Wartezeiten zu vermeiden, buchten die Gäste mit der Bergfahrt direkt ein Zeitfenster für die Talfahrt. Das habe sich schon vergangenen Sommer bewährt, sagt Findeisen. Das Mitarbeiterteam verstärkt die Herzogstandbahn durch zwei Saisonkräfte. Dazu soll es mindestens zwei Aushilfen geben. So will Findeisen für einen möglichen Gästeansturm gewappnet sein. Während des Betriebs im vergangenen Pandemie-Sommer habe die Bahn täglich 70 bis 80 Fahrten gemacht.

Auf einen stressfreien Betriebsbeginn am Freitag hofft auch Hannes Zintel von der Blombergbahn. Zum Start hat er extra noch Absperrgitter bestellt. Das für Freitag vorausgesagte schlechte Wetter ermögliche ein sanftes Eröffnen und gebe Zeit, die Abläufe einzuspielen. Nun wünschen sich die Bahnbetreiber weiter sinkende Inzidenzwerte und damit weniger Auflagen.

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