Benediktbeuern:Perspektiven für den Kloster-Komplex

Die barocke Anlage in Benediktbeuern beherbergt immer weniger Ordensleute, aber inzwischen sieben verschiedene Bildungseinrichtungen. Ein Masterplan für eine Viertelmillion Euro soll gemeinsame Wege in die Zukunft weisen

Von Ingrid Hügenell

Benediktbeuern: Aus der Luft wird deutlich, wie groß die barocke Klosteranlage ist. In der rechten Bildhälfte die Basilika mit dem Kreuzgarten, daran anschließend die Gebäude, in denen die Hochschulen, die Jugendherberge und das Aktionszentrum untergebracht sind. Links der Maierhof mit dem ZUK und weiteren Einrichtungen.

Aus der Luft wird deutlich, wie groß die barocke Klosteranlage ist. In der rechten Bildhälfte die Basilika mit dem Kreuzgarten, daran anschließend die Gebäude, in denen die Hochschulen, die Jugendherberge und das Aktionszentrum untergebracht sind. Links der Maierhof mit dem ZUK und weiteren Einrichtungen.

(Foto: WOR)

"Wohin wollen wir mit dem Kloster?" Diese existenzielle Frage des Benediktbeurer Klosterdirektors Pater Claudius Amann soll ein Masterplan beantworten, den ein Planungsbüro in den kommenden eineinhalb Jahren erarbeiten wird. Am Ende soll eine Zukunftsperspektive für den Komplex samt aller Gebäude und Einrichtungen über die kommenden 20 Jahre stehen. Die EU fördert das Projekt mit fast 103 000 Euro aus ihrem Leader-Programm, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) trägt die nötige Co-Finanzierung von 120 000 Euro. Der Orden der Salesianer Don Boscos, dem das Kloster gehört, gibt selbst 20 000 Euro dazu. Der Bescheid, dass die Mittel gewährt werden, wurde am Freitag übergeben.

Die barocke Klosteranlage ist seit 1930 im Besitz der Salesianer. Sie war damals in einem erbärmlichen Zustand und wurde von dem Orden über die Jahre wieder hergerichtet. Heute beherbergt das Kloster sieben Einrichtungen der Jugend- und Umweltbildung, darunter zwei Hochschulen, von denen eine, die Philosophisch-Theologische Hochschule, gerade ihren Lehrbetrieb eingestellt hat und demnächst geschlossen wird. "Das Kloster ist kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Region", heißt es im Antrag, den die Salesianer an die Leader-Arbeitsgruppe gestellt haben. "Es soll als Ort von Bildung, Forschung und Begegnung erhalten und ausgebaut werden." Doch mit der kleiner werdenden Zahl an Ordensleuten wird den Salesianern auch das Geld knapp. Aus eigener Kraft, das haben sie oft erklärt, können sie es nicht schaffen. Mit dem Wunsch, das Kloster zu erhalten, stehen sie aber nicht allein. Seit 20 Jahren haben sie unter anderem in Fritz Brickwedde einen engagierten Mitstreiter und Geldgeber.

Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt hatte die Idee, einen Masterplan aufzustellen. "Er hat gesagt, statt wieder ein Pflästerchen draufzukleben, sollten wir lieber mal das Ganze anschauen", sagt Pater Amann und zeigt sich "so was von froh, dass die DBU uns darauf aufmerksam gemacht hat, dass es die Leader-Programme gibt." Diese sollen der Entwicklung des ländlichen Raums dienen, weshalb sie im Auftrag der EU über das bayerische Landwirtschaftsministerium vergeben werden. Landwirtschaftsdirektor Georg Baumgartner überbrachte den Förderbescheid, der dazu beitragen solle, "diesen Ort der Besinnung, der Begegnung und der Bildung" zu erhalten. DBU-Generalsekretär Brickwedde sagte am Freitag: "Man braucht einen integralen Ansatz für das Ganze, quasi eine Luftaufnahme." Die Gesamtbetrachtung des Klosters und seiner Einrichtungen solle zeigen, wo Synergieeffekte möglich sind und wo es eventuell überzählige Strukturen gibt. Nicht zuletzt die Energieversorgung werde unter die Lupe genommen. "Es geht ums Energiesparen, den effizienten Einsatz von Energie und den Einsatz erneuerbarer Energien", erklärte Brickwedde. "Und zwar in genau dieser Reihenfolge."

Masterplan Kloster Benediktbeuern

Alle für das Kloster: Andreas Wüstefeld, Pater Karl Geißinger, Georg Baumgartner, Fritz Brickwedde, Martin Bachhuber und Pater Claudius Amann (von links)

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Bedeutung des Klosters für die Region stellte Leader-Manager Andreas Wüstefeld heraus, der auch für den Tourismus im Landkreis zuständig ist: "Das Kloster ist einer der drei wichtigsten Besuchermagneten." Die beiden anderen sind die Brauneck-Bergbahn und die Tölzer Marktstraße. Auch touristisch sei es also ein großes Anliegen, den Bestand des Klosters zu sichern. Und dass das Kloster Benediktbeuern Bestand haben wird, steht für Martin Bachhuber außer Frage. Der CSU-Landtagsabgeordnete ist auch Vorsitzender der Leader-Arbeitsgruppe im Landkreis und wies darauf hin, dass es "keine Selbstverständlichkeit ist, dass die Salesianer das schon schaffen." Um das Kloster zu erhalten, die Menschen in der Region mitzunehmen und womöglich Synergieeffekte mit anderen Einrichtungen zu erzielen, habe die Leader-Arbeitsgruppe den Gedanken des Masterplans sehr schnell aufgenommen und beschlossen, diesen zu fördern.

Darüber ist Pater Karl Geißinger froh, der Rektor des Zentrums für Umwelt und Kultur: "Das ist eine Riesenchance für uns." Das Angebot der Einrichtungen werde immer breiter, ebenso die Zielgruppe: "Es wird Zeit, das wieder zu bündeln." Durch den Masterplan werde sich auch intern einiges ändern, glaubt er. Der Lebensstil müsse nachhaltiger werden, es werde mehr Angebote für die Region geben.

Für die Salesianer ist das Projekt auch ein klares Bekenntnis zum Standort Benediktbeuern, der größten Niederlassung des Ordens im deutschsprachigen Raum. Ein Rechtsanwalt soll nun ein geeignetes Planungsbüro für die gewaltige Aufgabe finden. Etwa eineinhalb Jahre lang werde ständig jemand im Haus sein und alles unter die Lupe nehmen, erklärt Klosterdirektor Amann. Die einzelnen Einrichtungen müssten Daten zuliefern. Schon im Herbst soll der Prozess beginnen.

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