Ob Mittagstisch, Pflegedienst, Alltagshilfe für Familien, Kinder, Senioren oder Geflüchtete - seit neun Jahren engagiert sich der Verein Zammlebn als Nachbarschaftshilfe in Benediktbeuern, Bichl und Umgebung. Dafür wird er am Sonntag im Klostersaal den Humanitären Preis entgegen nehmen - von Verleihern, um die sich viele Mythen ranken: den Freimaurern. Hans Weiskopf aus Benediktbeuern ist seit 45 Jahren einer von ihnen. Er hat den südbayerischen Logen den diesjährigen Preisträger vorgeschlagen.
SZ: Sind Freimaurer nicht ein geheimer Bund?
Hans Weiskopf: Diskret ja, aber geheim sind wir auf keinen Fall. Fast jede unserer Logen hat einen Internetauftritt.
Was genau machen Sie denn als Freimaurer?
Die Freimaurerei ist ein fast weltumspannender Bund von gleichgesinnten Menschen, die sich den Idealen der Aufklärung, nämlich Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität verbunden fühlen.
Und wie sieht die Mitgliedschaft im Alltag aus?
Mindestens zweimal im Monat trifft man sich in seiner Loge. Vorwiegend geht es um ein Thema, das jemand vorbereitet hat, und darüber wird dann sehr diszipliniert diskutiert. Wir haben gute Regeln der Kommunikation. Streit ist bei uns regelwidrig. Freimaurerei macht etwas mit den Menschen im Laufe der Jahre, sie prägt einen. Man wird toleranter, man wird menschenorientierter, empathischer.
Wieso verleihen Sie den Humanitären Preis?
Humanitäres Verhalten ist für uns eine Verpflichtung. Deshalb fördern wir Personen oder Organisationen, die sich der Menschlichkeit widmen. Die Nachbarschaftshilfe in Benediktbeuern wurde von Ingrid Hauptmann gegründet. Sie kam mit Gleichgesinnten auf die Idee, man müsste im Ort etwas unternehmen und den Schwächeren helfen. Es gibt im Speckgürtel von München viele Menschen, die man nicht sieht, sie fallen einfach durchs Raster. Der Verein Zammlebn nimmt sich ihrer an.
Wie sieht der Preis aus? Und wie hoch ist das Preisgeld?
Er wird alle zwei Jahre von den südbayerischen Freimaurer-Logen verliehen. Das Preisgeld verrate ich Ihnen jetzt nicht. Es wird wirklich gut sein.
Wie viele Freimaurer gibt es hier in der Region?
In Südbayern gibt es 23 Logen mit etwa 1000 Angehörigen. Im Schnitt sind rund 50 Brüder in einer Loge. Ich gehöre der in Garmisch-Partenkirchen an, die südlichste in Bayern.
Wie wird man Mitglied einer Loge?
Indem man einen Freimaurer in seinem Bekanntenkreis anspricht, sofern man ihn als solchen kennt. Immer öfter werden wir auch über das Internet angeschrieben. Auf den Text folgt ein Kennenlernen. Geeignet ist für uns ein freier, anständiger Mann. Jemand, der frei ist von der Macht der Vorurteile, der frei ist von Intoleranz. Bei uns sind überwiegend schöngeistige Menschen, die Freude haben an Musik und guten Gesprächen, und an Ritualen. Die Rituale sind etwas ganz Besonderes, das man nicht beschreiben kann. Das muss man erleben. Wenn es überhaupt ein Geheimnis gibt, ist es das Erleben im Ritual.