Versammlung im Kloster Benediktbeuern:Salesianer Don Boscos arbeiten Missbrauch auf

Versammlung im Kloster Benediktbeuern: Das Kloster Benediktbeuern war Treffpunkt von rund 200 Ordensmitgliedern der Salesianer Don Boscos, um über die Zukunft des Ordens und der Kirche zu diskutieren. Im Fokus dabei die Aufarbeitung von Missbrauch und die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.

Das Kloster Benediktbeuern war Treffpunkt von rund 200 Ordensmitgliedern der Salesianer Don Boscos, um über die Zukunft des Ordens und der Kirche zu diskutieren. Im Fokus dabei die Aufarbeitung von Missbrauch und die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Provinzkapitel stellt Weichen für die Zukunft des Ordens. Dabei standen auch die Anerkennungen von Leid im Fokus und die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.

Von Claudia Koestler

Die Salesianer Don Boscos haben kürzlich ihr Provinzkapitel im Kloster Benediktbeuern durchgeführt, also eine repräsentative Versammlung der rund 200 Ordensmitglieder in Deutschland, die gemeinsam mit Niederlassungen in der Schweiz und in der Türkei eine Ordensprovinz bilden. Schwerpunkte der gemeinsamen Überlegungen waren die Reflexion der Situation der Ordensprovinz und das Ausrichten ihres Engagements für junge Menschen in Deutschland.

Dabei beschäftigten sich die 50 Kapitulare nach eigenen Angaben mit dem Stand der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und von Misshandlungen, den wirtschaftlichen Herausforderungen und den für ihre Arbeit notwendigen Strukturen und Rahmenbedingungen sowie mit aktuellen Fragen des heutigen Ordenslebens. Auch die Situation der katholischen Kirche in Deutschland und der Stand des Synodalen Weges standen auf der Tagesordnung.

"Sehr bewegt und mit hoher Betroffenheit reflektierten die Delegierten auch den Stand der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und von Misshandlungen in den salesianischen Einrichtungen", heißt es seitens des Ordens. Neben der Etablierung von Maßnahmen zur Sensibilisierung durch Prävention bemühe sich die Ordensgemeinschaft seit 2010 um die Aufarbeitung der dunklen Seite ihrer Geschichte. Im Jahr 2021 sind die Salesianer Don Boscos dem weiterentwickelten Verfahren der "Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen" ("UKA-Verfahren") der Deutschen Bischofskonferenz beigetreten.

Die Kapitulare bekräftigten ihrer Mitteilung zufolge alle Maßnahmen, die das Leid der Betroffenen anerkennen und ihnen Wege zur Aufarbeitung ermöglichen. Um diesen Prozess konsequent fortzuführen, unterstützten sie einhellig den Vorschlag einer "historischen Rekonstruktion". Dieser Ansatz soll den Blick auf die systemischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte weiten, in denen Versagen, mangelndes Problembewusstsein oder schuldhaftes Wegsehen und Strafvereitelung - vor allem in den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren - stattgefunden hatten.

"Dabei ist beabsichtigt, die Aufarbeitung von fachkompetenten, externen Stellen begleiten zu lassen", heißt es in der Pressemitteilung. "Um von Missbrauch Betroffene ernst zu nehmen, aus den Fehlern der Vergangenheit und Gegenwart zu lernen, Umstände zu begreifen, die zu solchem Handeln geführt haben und ein System weiterzuentwickeln, das durch Prävention und Achtsamkeit geprägt ist, ist eine solche Aufarbeitung für uns verpflichtend", erklärte Provinzial Pater Reinhard Gesing.

Deutlich sei zum Ausdruck gebracht worden, dass die Kapitulare den vom Synodalen Weg initiierten Prozess der Erneuerung in der katholischen Kirche in Deutschland unterstützten. "Wir verfolgen die Beratungen aufmerksam und werden die Inhalte auf unsere Sendung und unser Ordensleben hin reflektieren und anwenden", stellte Gesing im Namen aller Kapitulare fest.

Auf der Tagesordnung stand auch der Klimaschutz: "Wir müssen uns alle ökologisch bilden und nachhaltig leben", sagte der Leiter der Gemeinschaft, Pater Reinhard Gesing, beim Provinzkapitel in Benediktbeuern, wie der Orden am Wochenende mitteilte. Mit Abschluss der Versammlung sprachen sich die Kapitulare unter anderem für die Einführung von Leitlinien aus, die eine besondere Verantwortung für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sowie den Erhalt der Lebensgrundlagen nachfolgender Generationen vorsehen. Unter dem Titel "Jugend braucht eine nachhaltige Entwicklung" konkretisieren die Salesianer Don Boscos damit ihre bereits 2019 verabschiedete Selbstverpflichtungserklärung, sich in der Begleitung junger Menschen für eine gerechtere Welt und für die Bewahrung der Schöpfung zu engagieren. Ein Teilziel bildet dabei der Beschluss, noch vor dem Jahr 2032 zu 100 Prozent erneuerbare Energien in der deutschen Ordensprovinz zu nutzen.

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