In Benediktbeuern endet ein Kapitel Kirchengeschichte: Nach 70 Jahren verlassen die Don-Bosco-Schwestern die Gemeinde. Sie haben dort Generationen von Kindern und Jugendlichen geprägt. Die Zäsur kommt nicht überraschend. Bereits 2021 musste die Ordensgemeinschaft wegen steigender Auflagen und mangelnder Kapazitäten ihre Jugendherberge „Miriam“ schließen. Im Jahr darauf verkaufte sie ihr Gebäude an der Bahnhofstraße an die Gemeinde. Nun sind auch die Tage der Erzieherinnen im Don-Bosco-Kindergarten gezählt. Einige Schwestern haben das Klosterdorf bereits verlassen, vier sind vorerst noch vor Ort. Zum Jahresende geht die Trägerschaft der Kindertagesstätte offiziell in neue Hände über.
Der Abschied sei nicht leicht, sagt Schwester Petra Egeling, Provinzleiterin der Don-Bosco-Schwestern in Deutschland und Österreich. „70 Jahre haben wir dort geistig gewirkt. Da ist Lebenskraft eingebracht worden.“ Auch in der Geschichte der Ordensprovinz habe Benediktbeuern „einen wichtigen Stellenwert“ gehabt. Nun aber müssten sie ihre Kräfte bündeln und nach vorn schauen. „Abschiede gehören zum Leben dazu.“ Sie hofft, dass die letzten Schwestern zum 30. September das Dorf verlassen können. Dazu müsse noch das nötige Personal für die Kindertagesstätte gefunden werden.
„Sie werden fehlen“
Weltweit gibt es ihren Worten nach derzeit 10 000 Don-Bosco-Schwestern in 100 Ländern. Während es in Asien und Afrika nicht an Nachwuchs fehle, schrumpften die Gemeinschaften in Europa. In der Provinz Deutschland-Österreich wirkten derzeit 97 Frauen an zehn Standorten. In Benediktbeuern waren in den vergangenen 70 Jahren 48 Frauen im Einsatz. Die letzten von ihnen werden künftig in Rottenbuch, Essen oder Magdeburg tätig sein.
Im Gegensatz zu anderen Ordensgemeinschaften lebten Don-Bosco-Schwestern nicht über lange Zeit in stabilen Gemeinschaften, sagt Petra Egeling. „Man stellt sich zur Verfügung, wo man gebraucht wird, und wächst an neuen Aufgaben.“ Benediktbeuern werde nun auf der Ordens-Landkarte verschwinden. „Aber auf der inneren Landkarte bleibt es.“
Im Dorf und in der Pfarrgemeinde hinterlassen die Schwestern eine Lücke. „Sie haben enorm viel geleistet“, sagt Diakon Hubertus Klingebiel. „Sie werden fehlen“, betont Mesner Christian Höck. Bei einem Festgottesdienst in der Marienkirche erinnerte Höck stellvertretend für die Pfarrgemeinde an den Einsatz der Schwestern als Erzieherinnen im Kindergarten und Betreuerinnen in der Jugendherberge, als Mitfeiernde in den Gottesdiensten, Kommunion-Helferinnen und Vorbeterinnen bei Andachten, als Mitdenkerinnen und Mitarbeiterinnen in den Gremien der Pfarrei und als fleißige Helferinnen bei vielen Festen.
Auch Bürgermeister Toni Ortlieb (BBV) spricht von einem Verlust. „Die Schwestern haben die Kinderbetreuung in Benediktbeuern gegründet“, sagt er. Zunächst hätten sie einen „Wanderkindergarten“ betrieben, bis sie vor 50 Jahren an der Bahnhofstraße eine feste Bleibe gefunden hätten. Als Kind sei er selbst in den Don-Bosco-Kindergarten gegangen, „so wie meine Frau und unsere drei Kinder“. An diese Zeit denke er gerne zurück. Auch die Mädchen-Jugendherberge seit immer gut besucht gewesen.
Wie geht es nun weiter? Da es im Dorf an Betreuungsplätzen mangelt, soll die Kindertagesstätte an der Bahnhofstraße von derzeit fünf auf acht Gruppen erweitert werden. Die Trägerschaft übernehmen zum Jahreswechsel die Pfarrei Benediktbeuern und die Augsburger Sankt-Simpert-Stiftung. Ihre ursprünglichen Sanierungspläne hat die Gemeinde nach dem Hagelsturm vom August 2023 noch einmal komplett überarbeiten müssen. Der ältere Gebäudeteil aus den Fünfzigerjahren, in dem einst die Jugendherberge untergebracht war, sei so schwer beschädigt worden, „dass es unwirtschaftlich wäre, da Geld reinzustecken“, sagt Ortlieb. Dieser Teil werde nun abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Den Schwestern sei er sehr dankbar, dass sie „den Weg für Neues freigemacht“ hätten.