Benediktbeuern:Aufrecht durchs Dorf

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Hanns Frank Seller stellt sich als Bürgermeister-Kandidat der Benediktbeurer CSU vor

Von Claudia Koestler, Benediktbeuern

Ein Film im Hintergrund zeigte eingangs bereits symbolträchtige Szenen: Hanns Frank Seller als Nebenerwerbs-Hirte, zu dem die Schäflein strömten, Seller als Kirchgänger, Feuerwehrler und natürlich als Familienmensch. "Unsere Heimat, unser Dorf - mein Auftrag", unter dieses Motto stellt der 59-Jährige denn auch seine Kandidatur als Bürgermeister für Benediktbeuern. Für die CSU will der bisherige Vize nun den Chefsessel im Rathaus erringen. Nach seiner Nominierung vor wenigen Wochen stellte Seller nun am Donnerstag sich und sein Wahlprogramm vor. Zudem stellte er sich den Fragen der Bürger, die am 30. Juni aufgerufen sind, aus bisher drei Kandidaten ihren neuen Rathauschef zu wählen.

Seller versteht das Amt als vermittelndes Bindeglied zwischen Bürgern und Verwaltung, wie er den rund 70 Anwesenden im Café Lugauer erklärte. Besonders seine lange kommunalpolitische Erfahrung warf er dabei in die Waagschale, denn Seller sitzt seit 2002 im Gemeinderat und ist seit 2014 Zweiter Bürgermeister in Benediktbeuern. Alle wichtigen Entwicklungen der Kommune habe er somit in den vergangenen Jahren mitentschieden und mitgetragen, insbesondere in den vergangenen sechs Jahren habe er zusammen mit dem verstorbenen Bürgermeister Hans Kiefersauer viel angestoßen und fast täglich Lagebesprechungen abgehalten. "Diese Arbeit möchte ich fortsetzen", erklärte er. Dazu gehöre, die Strukturen der dörflichen Gemeinde zu erhalten, und das bedeute Handel, Handwerk, Gerwerbe und Landwirtschaft zu stärken.

Seller, der in Sozialwissenschaften promoviert hat, lange Lehrbeauftragter war und seit 2009 Geschäftsführer und Firmeninhaber von "Betten-Stern" ist, verschwieg aber auch nicht, dass Benediktbeuern mit Problemen zu kämpfen hat. Darunter fallen insbesondere die Frage nach bezahlbarem Wohnraum für Einheimische und Zugezogene, die Dorferneuerung und die Frage nach Gewerbeflächen, nachdem der Standort Lainbachwald im vergangenen Jahr per Bürgerentscheid angelehnt worden ist. "Gewerbe muss am Ort bleiben, aber wir sind am Rande der Aufnahmefähigkeit", sagte Seller. Rückblickend streute er aber dennoch ein wenig Asche auf sein Haupt: "Vielleicht sind wir daran auch selbst mit schuld, denn wir waren beim Lainbachwald wohl nicht maßvoll genug, vielleicht eher verblendet vom Bedarf, und haben es zu schnell nach vorne getrieben."

Auch deshalb gelobte er, einen "offenen Kommunikationsstil" pflegen zu wollen. Eine Alternative liege derzeit nicht vor, es müsse nun per Analyse erfasst werden, wer was brauche und wo sich ein neuer Standort finden ließe. Was den Dorfcharakter angehe, so würden demnächst erste Vorentwürfe einer Ortsgestaltungssatzung vorgelegt. Ferner wolle er einen Haushalt, der sich an den Möglichkeiten orientiert und nicht an Utopien. Nachjustiert werden müsse zudem personell in der Verwaltung. "Ich möchte aufrecht durchs Dorf gehen, jedem in die Augen schauen können und Gedanken offen zu Herzen tragen", sagte Seller. "Ich will Verantwortung, ich werde Verantwortung übernehmen, und ich will, dass Ihr mich wollt's.

© SZ vom 25.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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