Beethovens "Siebte" in Ickinger Grundschule:Geschafft, aber glücklich

Beethovens "Siebte" in Ickinger Grundschule: Mit viel Gefühl: Die 16 Jahre alte Cellistin Katja Deutsch interpretierte das Cellokonzert d-Moll von Édouard Lalo.

Mit viel Gefühl: Die 16 Jahre alte Cellistin Katja Deutsch interpretierte das Cellokonzert d-Moll von Édouard Lalo.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Vor ihrer Italien-Tournee geben die jungen Musiker der Sinfonietta Isartal ein ebenso anstrengendes wie schwungvolles Konzert

Von Jakob Steiner, Icking

Sinfonietta bedeutet so viel wie "kleiner Zusammenklang". Insofern war es zunächst einmal bemerkenswert, dass sich die Sinfonietta Isartal einer durchaus großen Sinfonie annahm - nämlich der Siebten von Beethoven. Erstaunlich war aber die Art und Weise, wie die jungen Musiker mit dem fordernden Werk in ihrem Konzert am Freitag in der Ickinger Grundschule umgingen. Fernab von Routine und Abo-Konzert nahmen sie die Zuhörer mit hinein ein musikalisches Abenteuer und vermittelten vor allem eines: die Freude, miteinander zu musizieren. Am Pult stand Winfried Grabe, der die Energien der jungen Musiker mit ruhiger Geste und fesselnder Mimik zu bündeln verstand. Es war nicht makelloseste, aber vielleicht einer der denkwürdigsten Auftritte, den das Jugendorchester der Musikwerkstatt Jugend kurz vor seiner Italien-Tournee bot.

Die Mitglieder des Ensembles betraten die Aula mit strahlenden Gesichtern, die Vorfreude, das Programm vor der Reise noch in der Heimat zu spielen, war zu sehen. Ohne viel Aufhebens gab Grabe den Einsatz für Rossinis Ouvertüre zum "Barbier von Sevilla". Schnell wurde dabei die Skurrilität des Abends klar: ein Nachwuchsorchester von überregionaler Klasse in einem Raum, den man ansonsten eher mit Vorspiel-Nachmittagen von Schulklassen verbindet. Doch die Sinfonietta braucht nicht das architektonische Ambiente eines Konzertsaals, nach dem schwungvollen Auftakt war das Publikum bereits hingerissen.

Dann schlug die Stunde der Cellistin Katja Deutsch. Die 16-jährige Stimmführerin versuchte sich an Édouard Lalos Cellokonzert in d-Moll - und das mit großem Erfolg. Grabe und Deutsch reagierten gut aufeinander: Er ließ ihr den nötigen Raum für eine expressive Linienführung, ihr warmer solistischer Ton fügte sich wiederum in das orchestrale Klangbild. Im dreisätzigen Werk steht zu Beginn des zweiten Satzes ein fragiles, zerfahrenes Intermezzo, das Grabe viel abverlangte. Deutsch musizierte hier deutlich freier, fand an den entscheidenden Stellen aber immer wieder zum Orchester. Das Finale gestaltete die Solistin tänzerisch und ansprechend. Sie bewies enormes Gespür im Zusammenspiel mit einzelnen anderen Instrumenten, etwa beim volkstümlichen Schlussmotiv mit der Klarinette. Nach langem Applaus schickte sie die Zuhörer im Duett mit der Violinistin Catalina Pires in die Pause.

Es folgt Beethovens siebte Sinfonie, ein aufgrund seiner Faktur anspruchsvolles Werk. Die jungen Talente wagten den mühsamen Weg. Die Holzbläser waren nun im Vergleich zur ersten Hälfte präsenter, herausragend vor allem die erste Oboistin Mia Chen. Den Streichern und Hörnern war die Anstrengung anzumerken, aber sie meisterten die Herausforderung tapfer. Lobenswert, dass der zweite Satz nicht - wie so oft - zum Trauermarsch verkam. Das Orchester kreierte trotz der Leichtigkeit des Allegrettos die passende ernste Stimmung, der große Bogen bis zum Tutti-Einsatz gelang. Gegen Ende der Sinfonie wurde deutlich, wie kräftezehrend diese Musik ist. Grabe trieb seine Musiker schließlich zu einem starken Finale. Begeisterter Beifall! Die Jugendlichen sahen zwar etwas geschafft aus, aber mindestens so glücklich wie zu Beginn des Konzerts.

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