Nach der erfolgreichen Spendenaktion im Dezember, bei der mehr als 450 Bürger die Finanzierungslücke von 64 000 Euro für den Bau der Surfwelle mit eigenen Mitteln geschlossen haben, will der Wolfratshauser Stadtrat das innovative Wassersportprojekt nun doch wieder fortführen. Mit 19 zu fünf Stimmen hat das Gremium bei seiner Sondersitzung am Dienstag entschieden, den Bau der künstlichen Welle weiter voranzutreiben. Der städtische Zuschuss bleibt auf 400 000 Euro gedeckelt. Insgesamt soll die Surfwelle rund 800 000 Euro kosten.
Im Dezember hatte der Stadtrat das Projekt mehrheitlich faktisch beerdigt, weil der in Aussicht gestellte Zuschuss aus dem EU-Förderprogramm Leader geringer ausfiel aus ursprünglich angenommen: Statt 335 000 Euro hatte das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim nur etwa 270 000 Euro an Förderung bewilligt, weil die Kosten für Beratung und die freihändige Vergabe der Objekt- und Tragwerksplanung als nicht förderfähig eingestuft wurden. Mit 14 zu elf Stimmen hatte der Stadtrat entschieden, am im Februar beschlossenen Kostendeckel festzuhalten und die Finanzierungslücke nicht mit städtischen Mitteln zu schließen.
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Daraufhin hatten Unterstützer des Vereins "Surfing Wolfratshausen" eine beispiellose Crowdfunding-Aktion gestartet und das fehlende Geld noch vor Weihnachten dank privater Spendenzusagen generiert. Damit ist die Gesamtfinanzierung gesichert. Weil der Stadtrat seinen Beschluss im Februar allerdings an eine Leader-Förderung in Höhe von mindestens 282 000 Euro geknüpft hatte, musste dieser nun formal geändert werden.
Bei der Wolfratshauser Bevölkerung gibt es nicht nur Zuspruch für das ambitionierte Projekt im Werkskanal der Weidachmühle. So hat sich Anfang des Jahres das Aktionsbündnis "Wolfratshauser Bürger gegen den Bau einer Surfwelle in Weidach" gebildet, das vom Stadtrat fordert, die Unterstützung einzustellen. Richard Kugler (CSU-Fraktion) überreichte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) in der Sitzung mehr als 500 Unterschriften - darunter laut Kugler 477 von wahlberechtigten Wolfratshausern - die das Bündnis in den vergangenen zwei Wochen gegen die Surfwelle gesammelt hatte.
Diese werde nach Meinung vieler an der falschen Stelle geplant, sagte Kugler, der Preis für das Projekt sei außerdem "viel zu hoch". Mit ihm stimmten auch Manfred Fleischer und Helmuth Holzheu (ebenfalls CSU-Fraktion), Helmut Forster (BVW) sowie Gerlinde Berchtold (SPD) gegen den Beschluss. Die Sozialdemokratin war sich sicher, dass bei der Welle, die erst im kommenden Winter gebaut werden könnte, es zu einer weiteren Kostensteigerung kommen werde, die Berchtold auf etwa 200 000 Euro bezifferte. Daher sei es "nicht zu verantworten, das Projekt weiterzutreiben".
Die Welle, die den Stadtrat schon seit mehr als sechs Jahren beschäftigt, wurde auch diesmal wieder kontrovers diskutiert. Alfred Fraas (CSU) und Fitz Meixner (SPD) kritisierten Bürgermeister Heilinglechner scharf, weil dieser nach der Sitzung im Dezember in einer geschlossenen Whatsapp-Gruppe erklärt hatte: "Ich kann mich für Teile meines Stadtrats nur schämen." Dieser Post habe in seiner Fraktion "für Verwunderung gesorgt", sagte Meixner. Zumal sich Heilinglechner im städtischen Blatt Wolfratshausen aktuell für faire Auseinandersetzungen in den sozialen Medien eingesetzt habe.
Die SPD-Fraktion stimme jedoch mit Ausnahme von Berchtold für den Beschluss. "Wir stehen zu unserem Wort", sagte Fraktionssprecher Meixner. Nachdem die Finanzierungslücke "dank einem einzigartigen Engagement" geschlossen worden sei, werde man die Spenden als Drittmittel anerkennen.
"Wir beschließen heute nicht den Bau der Welle, sondern nur den Kostenrahmen", erklärte BVW-Sprecher Josef Praller und bedankte sich für das "gewaltige" Engagement der Bürger. "Wichtig ist, dass die Lücke geschlossen wurde", sagte er. Heilinglechner erklärte, dass mit dem neuen Beschluss die Leader-Mittel für das Projekt gesichert werden könnten. Nun werde die Stadt die wasserrechtliche Genehmigung abwarten. Vor einer Ausschreibung der Gewerke müsse der Betreiberverein entscheiden, ob die darin genannten Auflagen zumutbar seien. SPD-Bürgermeisterkandidat Manfred Menke gab sich zuversichtlich. Er nannte die Wellen-Unterstützer angesichts des Erfolgs eine "im positiven Sinne belastbare Community".