Urlaub mit Mehrwert:Die Camping-Könige von Bayern

Campingplatz Demmelhof

Silvia und Josef Demmel, hier mit ihren Kindern (v.li.) Florian, Alexander und Viktoria, betreiben den Campingplatz Demmelhof am Stallauer Weiher.

Familie Demmel betreibt zwischen Bad Tölz und Bad Heilbrunn einen Platz, der regelmäßig Spitzenbewertungen erhält. Gastfreundschaft, die von Herzen kommt, ist ihr Erfolgsgeheimnis - aber nicht das einzige.

Von Marie Heßlinger

Bayerns beliebtester Campingplatz liegt an einer Bundesstraße, auf der im Sekundentakt Autos vorbeibrausen. Der nahezu rechteckige See zwischen Campingplatz und Straße, sein Wasser eher braun als blau, vermag den Lärm der Straße kaum abzufangen. Und trotzdem: Der Demmelhof in Wackersberg belegt seit Jahren auf Internetportalen mit Gästebewertungen Spitzenplätze, auf camping.info gerade sogar Platz 1. Wie kann das sein?

Wer von der Bundesstraße 472 zwischen Bad Heilbrunn und Bad Tölz zum Stallauer Weiher abbiegt und sein Fenster herunterlässt, wird schnell noch ein anderes Geräusch als das der Autos vernehmen: Das Zirpen der Grillen am Waldrand. Schon vor dem Eingangstor parken Kleinbusse in Sommerwiesen, dahinter stehen, zwischen Campingwägen und Zelten, große Holzfässer, in denen Feriengäste wohnen. Ein Mann mit Bierbauch schlappt in Richtung Rezeption. Er kommt aus Coburg, es ist sein dritter Tag auf dem Campingplatz Demmelhof. "Die Leistung, Hygiene, alles gut", sagt er. "Es ist sehr familiär, viele Familien, viele Kinder - es ist schon schön."

Campingplatz Demmelhof

Auf dem Demmelhof können Gäste auch in Holzfässern Urlaub machen.

An der Rezeption hängt ein Schild: "Ab hier bitte lächeln". Drei Mädchen und ein Vater drängen sich daneben um eine Kühltruhe. Es ist ein Durcheinander, auf der Truhe landen eine Schokoladen-Eistüte, zwei Cola-Wassereis und ein Waffel-Sandwich. Eine Frau mit blond gefärbtem Pagenschnitt steht ruhig daneben. Sie lächelt nicht, sie strahlt. Zusammen mit ihrem Mann Josef betreibt Silvia Demmel den Campingplatz.

Auf Camping.info, laut eigenen Angaben die meistbesuchte Camping-Website Deutschlands, haben um die 300 Gäste des Demmelhofs ihre Bewertung hinterlassen. Der Campingplatz bekommt im Schnitt die Note "sehr gut", mit 4,9 von 5 Punkten. Für das Preis-Leistungs-Verhältnis erhielt er 4,8 Punkte, für die allgemeine Sauberkeit 4,9, für die Sauberkeit der Sanitäranlagen ebenfalls 4,9. Die schlechteste Durchschnittsbewertung gab es mit 4,4 Punkten für Ruhe, und die beste mit glatten 5,0 Punkten für Freundlichkeit.

Die Frau, die nicht lächelt, sondern strahlt, hat nun mehr als zehn weiteren Gästen Eis verkauft, Plätze zugewiesen oder einen Internetzugang ausgegeben, sie hat Corona-Tests gemacht und ihren eigenen drei Kindern Eis gegeben, sie ist aufgesprungen, um zu schauen, ob ein Mann, der vom Fahrrad fiel, sich verletzt hat, ... - nun ist Mittagspause und sie sitzt an einem Tisch draußen vor der Rezeption. Die Gäste stellen ihr trotzdem ständig Fragen, sie antwortet freundlich.

Macht es Druck, wenn man die Bestnote für Freundlichkeit erhalten hat? Denkt man dann, man müsse immer freundlich sein? "Nein", sagt Silvia Demmel, sie hat einen südländischen Akzent. Die Nettigkeit habe sie von Natur aus. "Ich kann nichts spielen." Und dann legt sie erst einmal los, mit Geschichten von Situationen, in denen sie nicht freundlich war.

Vergangene Woche war ein Mann da, der wollte keine Maske tragen, setzte sich zu fremden Gästen an den Tisch und duschte in der Damendusche. Jemand entdeckte seine haarigen Beine unter der Türe. "Ich gebe ihnen fünf Minuten Zeit, diesen Platz zu verlassen", sagte Demmel an der Dusche, die Partnerin des Mannes brach in Tränen aus. Dann aber gebe es Gäste, sagt Silvia Demmel, die sehe sie zum ersten Mal, und habe das Gefühl, sie schon Jahre zu kennen. Die Freundlichkeit also mache ihr keinen Druck, aber die Sauberkeit: Ständig sei sie damit beschäftigt, die Toiletten zu kontrollieren.

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Die Geschichte des Campingplatzes, der zwischen Bad Tölz und Bad Heilbrunn in unmittelbarer Nähe des Blombergs und direkt am Stallauer Weiher liegt, begann vor mehr als 70 Jahren. Nach und nach wurde der Urlaubsbetrieb für die Familie Demmel zum Geschäftsmodell neben der Landwirtschaft.

(Foto: Manfred Neubauer)

Silvia Demmel kam vor 15 Jahren nach Deutschland, als Putzfrau für den Demmelhof. Eigentlich wollte sie mit dem hart verdienten Geld eine Wohnung in ihrer Heimat Rumänien kaufen. Dann lernte sie Josef Demmel kennen. Und kam im Folgejahr wieder.

Josef Demmel, 38 Jahre, blaue Augen, rundes Gesicht, sitzt seiner Frau gegenüber. Auch er ist schon zehnmal aufgesprungen, um Gästen Plätze zuzuweisen, ihnen Getränke zu bringen oder neuankommende Familien willkommen zu heißen. Demmel setzt sich dann in die Hocke und erklärt den Kindern, was sie wissen müssen: Dass der Esel ein bisschen schüchtern ist und das Wasser im Weiher so flach, dass sich Mama keine Sorgen machen muss. Zurück am Tisch vor der Rezeption erzählt er: "Ich habe mit 16 gesagt, ich übernehme den Betrieb nicht." Als sein Vater starb, tat er es vor sechs Jahren doch.

Die Geschichte des Campingplatzes beginnt vor mehr als 70 Jahren. "Du, Schorsch, du hast doch eine Wiese am See", wurde Josef Demmels Großvater in den 1950er Jahren von einem Bekannten angesprochen. Ob da nicht ein Freund aus Kriegszeiten darauf zelten könne? Später fragten die Pfadfinder an, schließlich wurde es zum Geschäftsmodell neben der Landwirtschaft. Mit der Zeit wurden die Kühe weniger, die Campinggäste mehr.

Als Kind spielte Josef Demmel im Sommer mit den Kindern der Campinggäste. Als Jugendlicher wollte er lieber etwas Eigenes machen. Nun lebe er das "Eigene" auf dem Campingplatz aus. Wo einst der Kuhtrog stand, ist nun der Indoor-Spielplatz. Im ehemaligen Stall stehen große Spielwürfel für Kinder, ein Rodeo-Pferd und ein Tisch für Airhockey. Demmel will das Indoor-Programm noch weiter ausbauen, für Jugendliche soll es eine Lasertech-Arena und ein Indoor-Minigolf geben - tatsächlich campen bei Demmels auch viele Jugendgruppen.

Campingplatz Demmelhof

Hier haben Kind und Kegel Spaß - und auch so manche Geiß.

Für die Jüngeren hat Demmel Kies in den See gekippt, an einer Stelle ist das Wasser nun so flach, dass selbst Kleinkinder darin sitzen können. Ein Holzgatter schützt ihren Badebereich, für Mütter hat Demmel einen Stein ins Wasser gelegt, damit sie darauf sitzen können. Ein Flieder schmückt die Bucht. An einer anderen Badestelle führen Stege ins Wasser und eine Holzterrasse lädt zum Abendessen darauf ein. Ein paar Mädchen tauchen im Wasser neben den Wasserrutschen, ein paar Jungs jagen sich auf einem aufblasbaren, schwimmenden Trampolin.

Demmel hat an den Buchten Natursteinmauern gebaut, Blumen und Sträucher wachsen überall. "Wir haben Ringelnattern, Bildschleichen", sagt er, den Kindern könne man den Umgang mit Tieren auf diese Weise viel besser vermitteln. Er brauche nicht in Urlaub zu fahren, sagt Demmel, ein gelungener Tag sei für ihn, wenn er abends in der Badewanne liege, der Rücken schmerze, und er denke: "Die Granitsteintreppe ist schön geworden." Oder das Hügelbeet, oder was er eben sonst noch so baut. Oberhalb des Hofes hat Demmel eine Permakultur angelegt. Bislang betreiben er und seine Frau das Gelände nur mit zwei weiteren Mitarbeiten, weil es so schwierig ist, Angestellte zu finden. Doch bald soll ein weiterer Mitarbeiter sich um die Permakultur kümmern.

Auch Schafe, einen Esel, Schweine, Hühner, und Ponys hält die Familie. "Damit die Kinder sehen: Wo kommt das her und wie ist das denn?", sagt Demmel, er will ihnen einen anderen Bezug zur Landwirtschaft vermitteln. Sein zehnjähriger Sohn gibt für einen Euro Ponyführungen, sein fünfjähriger verkauft die Eier der Hühner. Für zwei Frettchen aus dem Tierheim hat der Campingplatzbetreiber einen verschachtelten Stall mit Tunneln aus Rohren gebaut.

Die Kinder- und Familienfreundlichkeit sind damit, neben Sauberkeit und guter Lage nahe der Berge, gewiss ein weiterer Punkt, warum der Demmelhof Bayerns beliebtester Campingplatz ist.

Gibt es noch etwas, ein Geheimnis? "Ich glaube, dass man einfach ist, wie man ist", sagt Demmel. "Ich glaube, dass man einfach vernünftig mit den Leuten umgeht." Immer wieder komme es vor, dass Menschen verzweifelt bei ihm ankämen, obwohl alle 140 Plätze schon belegt sind. "Was soll ich machen, du kannst sie doch nicht wegschicken". Vergangenes Jahr etwa traf ein durchnässter Motorradfahrer ein. Er konnte kein Englisch und kein Deutsch, der Platz war voll. Demmel ließ ihn im Waschraum schlafen, verlangte kein Geld. Dieses Jahr kam er wieder und brachte einen Freund und eine Flasche selbstgebrannten Schnaps mit. Die 4,9 Punkte, sie stehen wohl für Demmels Gastfreundschaft, die aus dem Herzen kommt.

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