Bayerische Oberlandbahn:Deutsche Bahn verzichtet

Die DB Regio steigt aus Wettbewerb um die Strecken im Oberland aus. Damit steht die BOB vorerst ohne Konkurrenten da

Bernhard Lohr

Die Aussichten sind deutlich gestiegen, dass die Bayerische Oberlandbahn (BOB) bis ins Jahr 2024 die Strecken nach Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell bedient. Der schärfste Konkurrent bei der anstehenden Neuvergabe der Strecken wird auf ein Angebot verzichten. Der Chef von DB Regio Bayern, Norbert Klimt, erklärte, ein Betrieb der Strecken sei unter den Bedingungen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) betriebswirtschaftlich nicht darstellbar. Knackpunkt ist für die Deutsche Bahn die geforderte Übernahme der 17 von der BOB genutzten und in die Jahre gekommenen Triebwagen.

Bayerische Oberlandbahn: Die Strecken von München in die beiden Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen waren die ersten in Bayern, die 1998 in einer Ausschreibung an einen privaten Betreiber vergeben wurden.

Die Strecken von München in die beiden Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen waren die ersten in Bayern, die 1998 in einer Ausschreibung an einen privaten Betreiber vergeben wurden.

Der Ausstieg der Deutschen Bahn kommt überraschend. Zuletzt hatte sie sich mit großem Nachdruck um die seit zehn Jahren von der Veolia bedienten Strecken im Oberland bemüht. Veolia hatte damals als erstes Unternehmen in Bayern die Deutsche Bahn im Regionalverkehr ausgestochen und den Zuschlag für den Betrieb erhalten. Nach Anfangsschwierigkeiten, gerade mit den damals noch neuen Integral-Gliederzügen aus österreichischer Produktion, stieg die Akzeptanz der BOB rasant. Entsprechend skeptisch bewerteten Lokalpolitiker zuletzt die anstehende Neuausschreibung der Strecken.

Nun haben offenbar ausgerechnet diese Zuggarnituren im Bieterrennen eine Vorentscheidung gebracht. Wie von der Bahn verlautet, habe man sich am Betriebshof der BOB in Lenggries die Fahrzeuge angesehen und eine Übernahme des Modells, das nicht mehr produziert wird, durchgerechnet. So sieht die Deutsche Bahn unkalkulierbare Risiken, sollten bei den Zügen künftig vermehrt Reparaturen fällig werden. Bei Achsen und anderen Bauteilen bestehe nur zu 80 Prozent eine Aussicht, Ersatz zu bekommen. 20 Prozent seien spezifisch für diese Baureihe gefertigt und nur schwer aufzutreiben. Ein großes Problem stellt offenbar auch die Motorisierung dar.

Wie es heiß, gebe es nur drei Ersatzmotoren für die Triebwagen der BOB. Weitere seien nicht so ohne weiteres zu bekommen. Die Vorstellung, mit Motoren anderer Bauart die Züge weiterbetreiben zu müssen, scheut die Deutsche Bahn, weil dies ein aufwendiges Genehmigungsverfahren durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) mit sich bringen könnte. Bahnchef Klimt sagte, vor diesem Hintergrund sei das Risiko für die Deutsche Bahn nicht darstellbar. Man werde auf ein Angebot verzichten.

Ein solches könnte noch bis Herbst bei der BEG abgegeben werden, die im Auftrag des Freistaats den Fahrbetrieb auf den Strecken bestellt und an einen Bahnbetreiber vergibt. Außer der Deutschen Bahn könnte die Agilis mit Sitz in Regensburg ins Bieterrennen um die Strecken ins Oberland einsteigen. Doch dem Vernehmen nach ist auch dort das Interesse gering. BOB-Geschäftsführer Heino Seeger zollte der Deutschen Bahn Respekt für die Absage. "Hier ist die Vernunft an die Stelle des Abenteuers getreten", sagte er. "Unser Vorteil ist, dass wir die Vorzüge und Risiken der Fahrzeuge kennen und beherrschen."

Die BOB hat zuletzt auch wegen ihres relativ alten Fuhrparks in einem Qualitätsranking der BEG einen der hinteren Plätze belegt. Die BEG testete 13 Wettbewerbsnetze auf Sauberkeit der Fahrzeuge, Fahrgastinformationen, Funktionsfähigkeit der Ausstattung, Serviceorientierung der Zugbegleiter und Kundenorientierung bei Beschwerden. Die BOB landete wie 2008/2009 auf Rang neun.

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