Baumfrevel:Aufsichtsrat stellt sich hinter "Heimstätte"

In Wolfratshausen wurden Bäume gefällt - sehr zum Ärger der mehrerer CSU-Stadträte. Der Bezirkstagspräsident verteidigt nun die Aktion.

Felicitas Amler

Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) heißt die Baumfällung an der Wolfratshauser Anemonenstraße ausdrücklich gut. "Man muss auch mal eine Entwicklung zulassen", sagte er der SZ am Montag.

wolfratshausen

Baumfällaktionen wie in der Anemonenstraße findet Wolfratshausens Bürgermeister nicht akzeptabel.

(Foto: Bernhard Lohr)

Mederer ist Aufsichtsratsvorsitzender der gemeinnützigen Gesellschaft Oberbayerische Heimstätte, die am Anemonenweg neue Wohnungen bauen will. Dafür hat sie - obwohl noch kein Bauantrag gestellt, also auch keine Genehmigung erteilt wurde - vergangene Woche bereits acht große und fünf kleinere Föhren beseitigt. Über diese Aktion hatten sich mehrere CSU-Stadträte massiv aufgeregt. Manfred Fleischer, Fraktionsvorsitzender der CSU im Wolfratshauser Stadtrat, hatte in diesem Zusammenhang von einem "beispiellosen Skandal" gesprochen.

Dagegen verwahrt sich Mederer: "Wir haben nichts Unlauteres unternommen, und wir haben nicht Recht gebeugt." Die Baumfällung sei der Stadt Wolfratshausen vielmehr angekündigt worden, sie diene der "Baufeldfreimachung".

Dass der Wolfratshauser Stadtrat auf die Bauvoranfrage der Oberbayerischen Heimstätte mehrheitlich ablehnend reagiert hat, ist für den Aufsichtsratsvorsitzenden noch nicht das letzte Wort. Die "Heimstätte" werde jetzt einen förmlichen Bauantrag stellen, kündigt Mederer an. Er betont, das Unternehmen schaffe schließlich "Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten mit geringen Einkommen".

Im Übrigen sei eine Kompensation geplant, die einer "ökologischen Aufwertung" gleichkomme. Er wisse zwar noch nicht, welche Pflanzen als Ersatz vorgesehen seien, so Mederer, aber mit Sicherheit solche, die ökologisch wertvoller seien als die gefällten Föhren. "Da lege ich auch großen Wert drauf, weil ich schon eine ökologische Seele habe."

Die "Heimstätte" will am Anemonenweg mehrere angeblich nicht mehr sanierungswürdige Gebäude abreißen und dafür zwei Komplexe mit insgesamt 24 Wohneinheiten errichten. In der Bauvoranfrage hatte es geheißen, sechs Bäume würden dem Vorhaben zum Opfer fallen. Wenn das neue Konzept verwirklicht werde, so Mederer, werde ein Grünordnungsplan dazu vorgelegt.

Darüber solle man nun miteinander sprechen, appelliert er an die Vertreter des Wolfratshauser Stadtrats: "Lass'ma die Sache neu entwickeln." Und er prophezeit: Am Ende, wenn alles neu gebaut und neu begrünt sein werde, würden gewiss manche sagen: "Mensch, das haben wir uns gar nicht so schön vorstellen können!"

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