Bauernhof-Cafés:Wenn der Milchbauer den Latte bringt

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In Nantesbuch bei Penzberg steht das Café Märznhof der Familie Höck. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Immer mehr Landwirte setzen auf Genuss und Gastfreundschaft. Ihre Bauernhof-Cafés bestechen durch regionale Produkte und traumhafte Aussichten. Vier Beispiele.

Von Arnold Zimprich, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Landwirtschaft verändert sich: Das Geschäft läuft nicht mehr auf allen Höfen so wie früher, der Trend geht immer stärker zu bio und regionalen Produkten, gleichzeitig drängen mehr und mehr Ausflügler ins Oberland. Ob aus wirtschaftlicher Notwendigkeit oder aus Freude an Genuss und Gastfreundschaft, etliche Bauern in der Region setzen auf ein zweites Standbein - die Hofgastronomie. Das "Stubencafé zum Giggerer" in Kochel am See, das "Hofcafé Otthof" in Faistenberg oder das "Café Waldhauser" in Holzhausen sind schon länger ein Begriff, immer wieder kommen neue Angebote hinzu - denn das Geschäft läuft gut.

Dazu trägt auch die Gewissheit bei, mit Kaffee, Kuchen und Brotzeit lokale Produzenten zu unterstützen. Mehl aus der Sindelsdorfer Off-Mühle, Fleisch und Wurst vom Naturlandhof in Brandl bei Schönrain in Königsdorf oder Kaffee von der "Tölzer Bohne" in Sachsenkam - das sind nur drei Beispiele für regionale Produkte, die bei der Kundschaft beliebt sind. Die neuen Bauernhofcafés haben noch einen Vorteil: Sie entstehen, wo die Besucher gerne entspannen, mitten im Grünen, vor traumhafter Kulisse. Wir stellen eine Auswahl vor:

100 Kühe und viel Leidenschaft

Was im Märznhof auf der Speisekarte steht, kann es durchaus mit einem klassischen Ausflugslokal aufnehmen. Neben Kaffee und Kuchen - Chef Peter Höck empfiehlt das Erdbeertörtchen für 3,20 Euro - stehen fünf feste Gerichte sowie wechselnde Tagesgerichte auf der Speisekarte. Den Schweinebraten gibt es für 11,20 Euro. "Andere haben ihn für unter zehn Euro. Bei uns gibt's dafür eine ordentliche Portion", sagt Höck.

Im alten Wohnhaus hinter dem Café Märznhof der Familie Höck sollen Wohnungen und Garagen entstehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der leidenschaftliche Landwirt besitzt 100 Kühe, achtet aus Prinzip nicht auf die Konkurrenz und macht gern sein eigenes Ding, so hat er es schon immer gehalten. "Als meine Tochter zehn Jahre alt, und das hier oben noch eine einfache Scheune war, haben wir uns genau hier hingesetzt, und das Panorama bewundert. Eines Tages müssen wir hier eine Gastwirtschaft hochziehen, habe ich zu ihr gesagt." Höcks Vision ist erst diesen April Wirklichkeit geworden. Dass er von Beginn an "nix Halbschariges" machen wollte, gibt er gerne zu. 80 Innen- und 100 Terrassenplätze hat der Märznhof. Ein Konditormeister arbeitet hier oben, demnächst wird ein zweiter Koch eingestellt, die beiden Töchter helfen aus.

Was das Interieur angeht, hat sich der Märznbauer etwas Besonderes einfallen lassen. "Mir gehört mit ein paar Spezln eine Hütte im Zillertal. Dort haben wir einen Tischler kennengelernt, der uns fast die ganze Inneneinrichtung gemacht hat" - teils aus Altholz, was dem Restaurant eine gediegene Atmosphäre verleiht. Und die Aussicht schweift von den Ammergauer Alpen übers Loisachtal mit Herzogstand und Heimgarten bis zu den Tegernseer Bergen.

Nantesbuch 5a, 82377 Penzberg; Di-So 11-22 Uhr; Tel.: 0171 / 463 16 76

Café mit E-Bike-Anschluss

Das dezent eingerichtete Café Bolzmacher könnte nicht idyllischer gelegen sein. Inmitten von Apfel- und Birnbäumen bietet das familiengeführte Café selbstgebackene Kuchen, Torten und Brotzeit an. Besonders beliebt sei "Mehra Wurscht wia Kas" und "Mehra Kas wia Wurscht", sagt Mathias Bolzmacher augenzwinkernd - hier steht auch Deftiges auf der Speisekarte. Der 28-Jährige hat seinen Job als Steuerfachgehilfe an den Nagel gehängt, um in den elterlichen Bio-Betrieb mit 23 Kühen einzusteigen, diesen März wurde das Café eröffnet. Torten und Kuchen stammen von seiner Schwester Agnes, die ihr Handwerk bei der Bäckerei und Konditorei Lugauer in Benediktbeuern gelernt hat. "Dass wir hier ein Café hinstellen wollen, war schon länger klar" - kein Wunder, bei der Lage hoch über dem Rothenrainer Moor.

Agnes Bolzmacher vom Café Bolzmacher ist gelernte Konditorin. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auch hier setzt man voll auf die Region. Der Kaffee kommt aus Sachsenkam, Wurst und Käse vom Thomahof in Brandl, das Mehl für die Backwaren aus Sindelsdorf. Direkt am Café führt der Radwanderweg "Via Bavarica Tyrolensis" vorbei, die Bolzmachers sind auf die radfahrende Klientel bestens vorbereitet: Sie stellen E-Bikern Lademöglichkeiten zur Verfügung.

Ein Wirtshaus will das Café Bolzmacher indes nicht sein. "Das überlassen wir klassischen Gastwirtschaften hier in der Nähe wie dem Gasthaus Fischbach", sagt Mathias Bolzmacher. Doch auch Gäste, die etwas länger verweilen wollen, sind bei Bolzmachers gut aufgehoben. Direkt neben dem Café lädt eine große Ferienwohnung mit sechs Schlafplätzen zum Übernachten ein.

Rothenrain 160b, 83646 Wackersberg; Mi-So 9-22 Uhr; Internet: www.cafe-bolzmacher.de; E-Mail: kontakt@cafe-bolzmacher.de; Tel.: 08041 / 33 30

Renate Beck und ihr Bauernhofcafé "Zum Hansbauer" - das ist eine echte Liebesgeschichte. Zum einen ist es die Liebe zum Backen, die Beck vor neun Jahren dazu bewog, die vom Urgroßvater in den 1870er-Jahren begründete Landwirtschaft aufzugeben, und den Hof in ein Bauernhofcafé zu verwandeln. Mehr als 35 verschiedene Kuchen hat Beck im Angebot, die Auswahl wechselt täglich. "Würde ich immer nur die gleichen paar Kuchen backen, wär' mir schnell langweilig."

Zum anderen ist es Lebenspartner Rudi, der sich darum kümmert, dass der Laden läuft - "und stets frisch aufgebrühter Kaffee auf den Tisch kommt". Auf den ersten Blick ein waschechter Isarwinkler, enttarnt astreines Hochdeutsch den 70-Jährigen schnell als Hannoveraner. Das Café haben die beiden bereits im Juli 2009 eröffnet. Platz ist im Obstgarten und auf der Terrasse reichlich, bei schlechtem Wetter laden zwei Bauernstuben zum gemütlichen Beisammensitzen ein. "Am Anfang haben wir ganz schön zu tun gehabt. Es stand nur ein kleiner Milchschäumer zur Verfügung, abgespült wurde zunächst per Hand." Das Angebot wurde jedoch peu à peu erweitert, neben Kaffee (die Tasse für 2,80 Euro) und Kuchen (zwischen 3,30 und 3,60 Euro) stehen auch Brotzeit-Schmankerl wie der Stramme Max oder die "Speckplatte Hansbauer" auf der Speisekarte.

Wer hier vorbeikommt? "Radler, Familien, E-Biker, alle möglichen Leute." Die Nähe zum Bahnhof Obergries der Bayerischen Oberlandbahn ist besonders praktisch, denn so kann man Ausflüge mit einem Einkehrschwung verbinden. "Auf unsere Stammkunden sind wir besonders stolz. Bei uns geht es nicht darum, die Leute schnell abzufertigen. Wir haben unsere Lebensziele erreicht. Bei uns geht es darum, dass man Zeit mitbringt, sich wohlfühlt und das Leben genießt", sagt Beck und lacht.

Steinbach 3, 83661 Lenggries; Do-Sa 12.30-18.30 Uhr, So 11-18.30 Uhr; Betriebsurlaub noch bis Donnerstag, 1. Juni 2017; E-Mail: ferienhaus-beck@gmx.de, Tel.: 08042 / 50 15 16

Riesige Torten und Obatzder

Rosi Promberger vom Café Stern serviert eines ihrer riesigen Tortenstücke. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Aussicht vom Café Stern ist wohl eine der schönsten, die das Loisachtal zu bieten hat. Das Café liegt fast hundert Höhenmeter über der Loisach bei Großweil - direkt auf dem Promberger Hof am großen Reitstall. Die Garmischer Autobahn liegt nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt, allerdings komplett im Schallschatten. Hier heroben kommt es einem fast so vor, als wäre sie nie gebaut worden.

Die Idylle ist perfekt, der Blick über das Loisachmoos auf die bayerischen Voralpen rund um die Benediktenwand ist beeindruckend - so wie das Angebot. "Wir bieten rustikale regionale Brotzeiten mit selbstgebackenem Bauernbrot, Eisbecher, Frühstück und Brunch, selbstgebackene Kuchen sowie Torten und Apfelstrudel an", fasst Inhaberin Rosi Promberger knapp zusammen. Wobei "knapp" angesichts der riesigen Tortenstücke der falsche Ausdruck ist - für drei Euro dürfte der Kuchenhunger auch bei sehr hungrigen Mäulern schnell gestillt sein. Welches Schmankerl ist noch zu empfehlen? Da muss Promberger nicht lange überlegen: "Unser hausgemachter Obatzder für 6,50 Euro."

Familie Promberger betreibt das Café seit 2014. "Wir haben davor viele andere Cafés angeschaut und uns informiert." Dass es so gut läuft, liegt auch daran, dass sich Rosi Promberger auf ihre Kernkompetenzen beschränkt. "Wir sehen uns ausschließlich als Café mit regionalen Produkten, was von unseren Gästen von Beginn an gut angenommen wurde."

Stern 2, 82439 Großweil; Mi-Fr 13.30-18 Uhr, Sa, So und Feiertage: 10-18 Uhr; Internet: promberger-hof.de/hofcafe; E-Mail: rosi@promberger-hof.de, Tel.: 08851 / 492

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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