Bauen und Wohnen:Münsing will Zersiedelung vermeiden

Bauen und Wohnen: Östlich des Kleinfelds bemühen sich Degerndorfer schon jahrelang, neuen Wohnraum schaffen zu dürfen. Doch die Gemeinde scheut den Präzedenzfall.

Östlich des Kleinfelds bemühen sich Degerndorfer schon jahrelang, neuen Wohnraum schaffen zu dürfen. Doch die Gemeinde scheut den Präzedenzfall.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Verwaltung der Gemeinde spricht sich gegen Bauwünsche am Ostrand von Degerndorf aus und verweist auf Gesamtplanung für den ganzen Ort.

Von Benjamin Engel, Münsing

Gerade Landgemeinden wie Münsing im Münchner Großraum scheinen den Widerspruch kaum auflösen zu können: Einerseits sind die Verwaltungen bestrebt, Zersiedelungstendenzen an den Ortsrändern zu vermeiden. Zugleich nehmen die Wünsche nach dringend benötigtem Wohnraum im Umland um die wirtschaftlich prosperierende Landeshauptstadt zu. Auf etwas mehr als 12 000 Quadratmetern östlich des Kleinfelds bemühen sich Degerndorfer schon jahrelang, endlich neuen Wohnraum schaffen zu dürfen.

Dafür müsste die Gemeinde den landwirtschaftlichen Grund allerdings erst als Bauland umwidmen. Aber dazu den Flächennutzungsplan zu ändern, lehnt die Rathausverwaltung bislang konsequent ab. Dies begründete Bauamtsleiter Stephan Lanzinger erst jüngst wieder mit der Bezugsfallwirkung und der damit drohenden Flut unkontrollierbarer Bauwünsche an zahlreichen Ecken der Kommune. Der Gemeinderat habe sich darauf verständigt, dass sich die bauliche Entwicklung auf den Hauptort Münsing konzentrieren solle, argumentierte er. Politische Leitlinie sei, die Zersiedelung der Landschaft zu vermeiden, primär Baulücken innerhalb der Orte zu schließen und zu verdichten, anstatt an den Außenrändern weiter Grund und Boden zu versiegeln. Wie sich die Bebauung in Münsing entwickeln solle, lasse sich nur übergeordnet für das gesamte Gemeindegebiet und eben nicht punktuell regeln. "Das kann nur mit einer Änderung des Flächennutzungsplans passieren", so Lanzinger.

Die Diskussion wird sich damit jedoch nur hinauszögern lassen. Die Rathausverwaltung hat angekündigt, dass bis zum Ende der aktuellen Amtsperiode des Gemeinderats im Jahr 2026 damit begonnen werden soll, den Flächennutzungsplan zu überarbeiten. Darin wird die beabsichtigte Bodennutzung für das gesamte Gemeindegebiet dargestellt - von der Wohnbebauung, Landwirtschafts- und Wald-, bis zu Grün- oder Gewerbeflächen. Wenn dieser Prozess beginnt, ist mit umfangreichen Debatten zu rechnen - und wird seine Zeit brauchen.

Bauen und Wohnen: Vor einem punktuellen Vorgehen in der Siedlungspolitik warnt Zweiter Bürgermeister Josef Strobl (Wählergruppe Münsing).

Vor einem punktuellen Vorgehen in der Siedlungspolitik warnt Zweiter Bürgermeister Josef Strobl (Wählergruppe Münsing).

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Solange - womöglich noch Jahre - möchte Matthias Richter-Turtur (Grüne) zumindest östlich des Degerndorfer Kleinfelds nicht warten. Gerade diese Stelle eigne sich gut, um die Besiedlung zu erweitern, sagte er. "Es gibt zig junge Familien in Münsing, die dringend darauf warten, ihr Eigenheim zu bauen." Das bedeute nicht, dass die jetzigen Planungswünsche so genial seien. "Das muss überarbeitet werden." Aus seiner Sicht spreche gleichwohl nichts dagegen, den Bauwünschen östlich des Kleinfelds näherzutreten. Zweiter Bürgermeister Josef Strobl (Wählergruppe Münsing) sowie Thomas Schurz (CSU) warnten hingegen vor einem punktuellem Vorgehen. Sie fürchteten die Bezugsfallwirkung und damit drohende Arbeitsüberlastung der Kommune.

Bereits 2019 hatte sich der Gemeinderat dagegen ausgesprochen, die Flächen östlich des Degerndorfer Kleinfelds umzuwidmen und einen Bebauungsplan aufzustellen. Der Entwurf der Antragssteller sah damals laut Lanzinger neun Baufenster vor. Erst einmal werden die dortigen Bauwünsche aber weiter in der Schwebe bleiben.

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