Barrieren in Bad Tölz:Kurstadt muss Vorbild werden

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Auch wenn Gehandicapte sich immer wieder mal auf den Weg machen, um Problemzonen in ihrer Gemeinde zu erfassen und an die Verwaltung weiterzugeben, bleibt vieles am Ende wie gehabt. Der Grund: Es fehlt schlicht ein Konzept.

Ein Kommentar von Klaus Schieder

Wenn es um die Mobilität behinderter Menschen geht, lässt sich keine Kommune gerne nachsagen, sie tue dafür zu wenig. Ja, heißt es dann aus den Rathäusern, die Barrierefreiheit sei ein wichtiges Thema, und ja, man werde Vorschläge für Verbesserungen prüfen, und jaja, möglichst auch umsetzen. Die Realität sieht oftmals anders aus.

Auch wenn Rollstuhlfahrer, Senioren mit Rollator oder andere Gehandicapte sich immer wieder mal auf den Weg machen, um Problemzonen in ihrer Gemeinde zu erfassen und an die Verwaltung weiterzugeben, bleibt vieles am Ende wie gehabt: Zu hohe Bordsteine, zu schmale oder zu schiefe Gehwege, unüberwindliche Stufen vor Geschäften und Praxen, Amtsgebäude ohne Lift, zu kurze Ampelphasen . . . Statt solche Hürden selbst zu benennen und zu beseitigen, reagieren manche Kommunen, auch im Landkreis, gelegentlich mal auf solche Beschwerden - wenn überhaupt. Es fehlt schlicht ein Konzept.

Bad Tölz macht da eine begrüßenswerte Ausnahme. Mit der Dokumentation, die sie in Auftrag gab, bekommt die Kurstadt eine Art Kataster an die Hand, um Wege und Zugänge in ihrem gesamten Gebiet möglichst barrierefrei zu gestalten. Sie weiß somit nicht mehr bloß punktuell und auf Zuruf, wo etwas zu tun wäre, sondern verfügt über ein Strategiepapier, um das Leben für behinderte Menschen zu erleichtern. Das steht einer Stadt gut zu Gesicht, die von Touristen lebt - nicht zuletzt von solchen, die mit Handicaps leben müssen und ihrer Gesundheit wegen kommen.

Das Kompendium kann allerdings nur ein erster Schritt sein. Noch wichtiger ist der zweite: Wo immer dies möglich ist, sollten Verbesserungen auch geschehen. Der Stadtrat wäre deshalb gut beraten, wenn er sich in der Sitzung im Oktober nicht lumpen ließe und richtig Geld für Umbauten in die Hand nähme. Dies umso mehr, als er damit in puncto Barrierefreiheit ein Vorbild abgäbe. Für Hoteliers, Firmen, Betreiber von Freizeiteinrichtungen oder private Hauseigentümer in Bad Tölz. Nicht zuletzt aber auch für andere Gemeinden im Landkreis.

© SZ vom 09.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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