Süddeutsche Zeitung

Barpiano-Sound und Deutsch-Pop:"Daumen hoch" für zwei Unterhaltungsprofis

Lesezeit: 2 min

Christian Deussen tritt im Hinterhalt auf - und hat einen Gaststar mitgebracht

Von Susanne Hauck, Geretsried

Eine Mischung aus lässigem Barpianosound, gefühlvollem Deutschpop und einer Prise Galaabend auf dem Kreuzfahrtdampfer - das ist das Erfolgsrezept des Münchner Sängers Christian Deussen, der sich am Freitag im Geltinger Hinterhalt ganz im Stil des klassischen Entertainers Marke Udo Jürgens oder Roger Cicero präsentiert. Auch wenn er mitunter tollkühne Volten zwischen den musikalischen Genres hinlegt und sich von Ex-Discostar Linda Jo Rizzo fast die Show stehlen lässt - dank seiner stimmlichen Qualitäten und seiner authentischen Art weiß Deussen voll zu überzeugen.

"Es ist ein Traum, auf der Bühne zu sein", so eröffnet der Barde den Abend. Eigentlich lief es ja ganz gut für den Mann mit der auffallenden Brille, der seinen erlernten Beruf als Goldschmied mit einer musikalischen Laufbahn jongliert, der nach viel Erfahrung als Gospelchor-Sänger vor zwei Jahren seine Solokarriere gestartet und drei Singles veröffentlicht hat. Wenn da nicht die Corona-Pandemie wäre, die ihn wie so viele andere Musiker ausbremst. Wenn man ihn sieht, wie er da vorn steht und sich von Herzen freut über den "würdigen Rahmen", den er nun dank des Livestreams für das Debüt seines neuen Titels gefunden hat, ist man ehrlich gerührt.

An dieser Stelle heißt es wirklich noch einmal tief den Hut ziehen vor Hinterhalt-Wirtin Assunta Tammelleo und ihrer Crew, dass sie den engagementlosen Künstlern eine Bühne bietet. Der wiederum entschuldigt sich, dass der opulente Sound teilweise vom Band kommt - ansonsten greift normalerweise der großartige Steffen Zander in die Tasten des Klaviers.

Der Abend ist für manche Überraschung gut. Nicht nur dass im Hinterhalt zum ersten Mal Halb-Playback gesungen wird. Nach ein paar Nummern begrüßt Deussen nämlich "eine Freundin, eine wunderbare Frau, einen Superstar und Herzensmenschen", auch wenn der Name Linda Jo Rizzo nur eingefleischten Discofans noch etwas sagen dürfte.

Die gebürtige New Yorkerin hatte Anfang der Achtzigerjahre mit der Popgruppe "The Flirts" einen Top-Ten-Hit namens "Passion". Die Wahl-Münchnerin ist mittlerweile Mitte Sechzig, und mit der blonden Mähne und dem Glitzerfummel immer noch eine wahre Erscheinung. Auch im höheren Alter kann man noch elegant aussehen - wenn man sich dementsprechend in Form hält. Gesanglich gibt's nichts auszusetzen, allerdings wirken die seichten Italo-Dance-Titel schon ziemlich aus der Zeit gefallen mit der unterlegten, stupid hämmernden Rhythmusmaschine. Aber schließlich will sie ja nur "Hoffnung bringen und ein bisschen Spaß", und das bekommt der Unterhaltungsprofi mit einigen unverwüstlichen Klassikern wie dem "Girl from Ipanema" oder dem bekannten Dean-Martin-Song "That's Amore" souverän hin. Und zwischen den beiden Künstlern stimmt die Chemie. Wenn Linda und Christian sich im Duett bei "You've got a friend" anhimmeln, gibt's dafür nichts anderes als ein begeistertes "Daumen hoch".

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SZ vom 08.02.2021
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