Freundlich, zielstrebig, anpackend – mit diesen Worten charakterisiert Josef Hauser, Bürgermeister von Dietramszell, eine Frau, die sich für die Ortsgeschichte seiner Gemeinde begeistert und zugleich in sie eingeschrieben hat: Barbara Regul, Gründerin und langjährige Vorsitzende des Kulturvereins Dietramszell und des Sankt-Leonhard-Vereins, hat drei Jahrzehnte lang Musik, Literatur und Kunst nach Dietramszell gebracht; vor allem aber hat sie ihre Begeisterung für Geschichte nachhaltig geteilt. Dass die idyllisch gelegene Dietramszeller Leonhardikapelle vor dem Verfall gerettet wurde, ist maßgeblich ihrem Engagement zu verdanken.
Nach der Jahrtausendwende hatte sich das barocke Kirchlein in einem maroden Zustand befunden. Mauern und Teile der Innenausstattung waren von aufsteigendem Wasser angegriffen, das Dach drohte einzustürzen. Da der Gemeinde das Geld für eine umfassende Sanierung fehlte, scharte Barbara Regul Gleichgesinnte um sich und gründete im Januar 2004 den Verein zur Erhaltung von Sankt Leonhard – der Auftakt einer erfolgreichen Rettungsaktion und eines bis heute lebendigen Bürgerprojekts. Mit der Leonhardikapelle, dem glanzvollen Mittelpunkt von Prozessionen und Hochzeiten, hat Regul ein Stückchen Ewigkeit gesichert.
Dass sie planen und organisieren konnte, dass sie Ideen hatte und es verstand, andere für diese zu gewinnen, hatte die Pädagogin bereits 1998 bei der 900-Jahr-Feier der Gemeinde bewiesen, einem gelungenen Fest, in dem zwei Jahre Vorbereitungen steckten. 1996 hatte der damalige Bürgermeister Benno Lichtenegger Regul für das Großprojekt gewonnen. Regul ließ sich zur Kulturreferentin wählen, obwohl sie in jenem Jahr zugleich als Schulleiterin die Lettenholz-Grundschule in Bad Tölz eröffnen und fortan leiten sollte – ein doppelter Kraftakt, den sie mit Bravour bewältigte.
Mit ihrem Mann Norbert war sie 1972 nach Dietramszell gezogen. Beide waren leidenschaftliche Pädagogen, beide begeisterten sich für Musik, Kunst und Geschichte. Zur 900-Jahr-Feier verwirklichten sie gemeinsam die Idee, die Historie der über 60 Ortsteile versprenkelten Gemeinde einzufangen. Zum Festakt brachten sie die erste „Chronik der Altgemeinden“ heraus, drei weitere Bände folgten.
„Für die Leonhardikirche war sie Gold wert.“
Als Kulturtaktgeberin und Sankt-Leonhard-Chefbeauftragte wirkte Barbara Regul unter den Bürgermeistern Benno Lichtenegger, Hans Demmel und Leni Gröbmair. Die Leitungsaufgaben legte sie in den vergangenen Jahren in jüngere Hände. In der Kapelle war sie nach wie vor präsent, sei es als kundige Kirchenführerin, sei es beim Arrangieren des Blumenschmucks für Hochzeitspaare.
„Sie hat sehr viel bewegt“, sagt Bürgermeister Hauser, der Regul vor knapp einem halben Jahr als Ehrenbürgerin ausgezeichnet hat. „Für die Leonhardikirche war sie Gold wert.“ Am 1. März ist Barbara Regul im Alter von 82 Jahren gestorben. In der Kapelle steht seither ein Foto von ihr neben einem Blumengesteck. Sie lächelt. Und jeden Tag zünden Weggefährten eine Kerze für sie an.
Sterberosenkranz am Mittwoch, 26. März, 19 Uhr, Kirche Sankt Peter und Paul, Baiernrain; Seelengottesdienst am Donnerstag, 27. März, 10 Uhr, Pfarrkirche Dietramszell mit anschließender Urnenbeisetzung in Kreuzbichl; anstelle von Blumen wird um Spenden für den Verein zur Erhaltung von Sankt Leonhard gebeten.