Bankgeschäfte heute und in Zukunft:Weniger Filialen, mehr Online

Niedrige Zinsen und Digitalisierung sind Herausforderungen für die Sparkasse.

Von Peter Buchholtz

Der Termin für die Schließung der Sparkassen-Filialen in der Tölzer Karwendelsiedlung steht nun fest. Das teilte Christian Spindler, Vorstandsmitglied der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, am Freitag bei der Veröffentlichung der Bilanz 2016 mit. Im Oktober wird die Geschäftsstelle geschlossen, ab dann können Kunden in dem SB-Pavillon nur noch am Automaten Geld abheben, einzahlen sowie Kontoauszüge ausdrucken.

Die ursprünglich für Mitte 2017 angekündigte "Umwandlung" ist mit der in Bichl und im Wolfratshauser Ortsteil Farchet die dritte innerhalb von zwei Jahren. In Bad Tölz gibt es dann nur noch drei Filialen und zwei SB-Center, im gesamten Landkreis werden es 24 Geschäftsstellen sowie sieben SB-Center sein.

Den Schritt begründete Spindler, der im Oktober 2016 als bisheriger Leiter der Kreditabteilung in den Vorstand nachgerückt war, mit Kosteneinsparungen aufgrund der aktuellen EZB-Zinspolitik und einem veränderten Kundenverhalten. "Das ist unerfreulich für Leute, die lange Jahre dort gewohnt haben. Wir sind in Bad Tölz aber weiterhin gut erreichbar", sagte er. Auch Hausbesuche seien durchaus möglich, wenn der Kunde das wünsche.

Trotz der Niedrigzinsphase, die eine Herausforderung für die Sparkasse, deren Berater und die Kunden sei, wolle man die Privatkunden auch weiterhin vor Minuszinsen und "negativen Renditen" schützen, sagte Spindler. Kunden sollen weiterhin kostenlos an den 41 Geldautomaten abheben können. "Das ist kein Thema für uns, daran zu rütteln", sagte Spindler.

In einem ersten Schritt hatte die Bank im November 2016 einen Zinssatz von 0,4 Prozent an die Kommunen weitergegeben, in einem zweiten Schritt sei die Sparkasse mit Minuszinsen auf ausgewählte Firmenkunden zugegangen.

Das Betriebsergebnis der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen lag mit 0,94 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme 2016 etwas geringer als mit den 0,99 Prozent im Vorjahr, damit aber laut der Vorstandsvorsitzenden Renate Waßmer immer noch "leicht über der Erwartung". Auch der Bilanzgewinn von 2,53 Millionen Euro war 2016 rückläufig (2015: 2,67 Millionen Euro), das bilanzielle Eigenkapital erhöhte sich auf 140 Millionen Euro. Die Einlagen von Kunden stiegen 2016 um 86 Millionen auf 1 889 Millionen Euro, Die Ausleihungen wuchsen um 51 Millionen Euro auf 1 656 Millionen Euro. "Das Vertrauen der Kunden ist ungebrochen groß", sagte Waßmer. 44,1 Prozent der Bankkunden haben ihr Girokonto bei der Sparkasse.

Auch auf Mitarbeiterebene arbeite die Sparkasse gegen den Trend: Im September 2016 begannen zwölf junge Leute ihre Ausbildung, im Herbst 2017 sollen es 14 neue Azubis sein. Im Schnitt liege die Betriebszugehörigkeit bei 20 Jahren, "für uns ein Symbol für gute Unternehmenskultur", sagte Waßmer. Ende 2016 beschäftigte die Sparkasse 466 Mitarbeiter, davon 29 Auszubildende.

Neben der Niedrigzinssituation sieht Thorsten Straubinger, seit April Vorstandsmitglied, eine "Mega-Herausforderung" in der Digitalisierung: Bereits heute liege der Anteil der online genutzten Privatkonten bei 51,5 Prozent. "Über alle Altersgruppen hinweg" werde Online-Banking genutzt. Bei den Geschäftskunden liegt die Online-Quote sogar bei 91,6 Prozent. Rund 7800 Besucher zählt die Website der Sparkasse am Tag, knapp 7000 Kunden nutzten 2016 die Sparkassen-App für ihre Geschäfte. Neu ist ein Online-Chat, durch den die Kunden mit dem Service-Center in Kontakt treten können. In Kürze soll ein Whatsapp-Service folgen. "Auch das Thema Videoberatung könnte bald eine Rolle spielen", sagte Straubinger.

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