Bangen um die Max-Villa:Entscheidung verschoben

Es bleibt unklar, ob die Max-Villa abgerissen werden darf - Kritiker fordern vom Landratsamt ein energischeres Vorgehen.

Benjamin Engel

Die Sorge um die denkmalgeschützte Max-Villa in Ammerland wächst. Zwar zeichnet sich wohl ab, dass das Landratsamt den Abrissantrag der Eigentümerin des Anwesens am Ostufer des Starnberger Sees ablehnen wird. Das Amt hat aber die Entscheidung über den Antrag, der seit zehn Monaten vorliegt, erneut verschoben - auf Januar.

Bangen um die Max-Villa: Die Max-Villa in Münsing verfällt weiter.

Die Max-Villa in Münsing verfällt weiter.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das ist furchtbar", sagt Ursula Scriba, Vorsitzende des Schutzverbands für das Ostufer des Starnberger Sees (OSV), auf Nachfrage der SZ. Der Abrissantrag sei schließlich schon seit März bekannt. "Der Zustand des Anwesens kann nur jedes Jahres schlechter werden." Ein Haus, das nicht bewohnt werde, durchfeuchte einfach. Das Landratsamt gehe ihrer Ansicht nach nicht energisch genug vor.

Landrat Josef Niedermaier (FW) weist diesen Vorwurf entschieden zurück. Die gesetzlichen Maßgaben, über die wir verfügen, haben wir immer voll ausgeschöpft." Sogar Reparaturarbeiten habe das Landratsamt in den vergangenen Jahren erzwungen. Zu lange dauere die Entscheidung über den Abrissantrag seiner Ansicht nicht. "Der Bescheid, den wir erlassen, muss rechtssicher sein." Das brauche seine Zeit, bekräftigt er.

Schon im Sommer hatte der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) gegen den Verfall der Max-Villa protestiert. Michael Petztet, früherer Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege und heute Präsident des Deutschen Nationalkomitees von Icomos, ist angesichts der aktuellen Situation konsterniert. "Wir können nur über eine jahrelange gezielte Verwahrlosung der Eigentümerin klagen, die von den Behörden offenbar nicht energisch genug unterbunden wird."

Die Untere Denkmalschutzbehörde müsste eine Instandsetzungsverfügung erlassen, fordert er. Es gehe nicht an zu warten, bis das Bauwerk nicht mehr instandsetzungsfähig sei. In dem 140 Jahre alten Gebäude lebte einst der Künstler, Spiritist und Darwinist Gabriel von Max (1840-1915). Dass die Eigentümerin offenbar ständig versuche, einen Abbruch zu erzwingen, sei traurig.

Ich finde es unglücklich, dass man in dieser Angelegenheit so lange laviert", erklärt der scheidende Bezirksheimatpfleger von Oberbayern Stefan Hirsch. Für die Erhaltung der Villa Max hätte man sich seiner Meinung nach viel früher einsetzen müssen. Das Landratsamt dürfe zwar keine anfechtbare Begründung vorlegen. Es gebe inzwischen aber genug Gutachten, auf die sich die Behörde stützen könne. "Insgesamt ist es abstoßend, dass solche Dinge auf die juristische Schiene gestoßen werden." Der normale vernünftige Menschenverstand komme dabei zu kurz, findet Hirsch.

Der Bereich um die Max-Villa ist für Hirsch eine der wenigen verbliebenen Restoasen, in denen Siedlungskultur, Landschaft und Seen noch harmonierten. Dieses Erbe gelte es zu erhalten. Der Eigentümerin mangele es schlichtweg an Phantasie, mit einer solchen Substanz umzugehen, sagt der Bezirksheimatpfleger. Er selbst kenne genügend Fälle, in denen Eigentümer historische Gebäude behutsam saniert hätten. Diese seien über die tolle Atmosphäre, in der sie wohnten, glücklich.

Der Internationale Rat für Denkmalpflege hatte schon im April nicht nur auf die kulturhistorische Bedeutung der Max-Villa hervorgehoben, sondern auch die der Innenausstattung, die der Architekt Emanuel von Seidl um das Jahr 1900 herum für "den berühmten Maler Gabriel von Max" ausgeführt habe.

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