Unfälle:Warum das Baden in der Isar derzeit so gefährlich ist

Nach drei Notfällen an Isar und Loisach mit zwei Toten warnen die Wasserretter: Ein Fluss ist kein Schwimmbecken.

Von Konstantin Kaip

Anders als bei Sportunfällen mit Kajaks, Kanus oder Tauchern seien Todesfälle nach Badeunfällen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen "eher selten", sagt Ingo Roeske, Kreisvorsitzender der Wasserwacht. Doch nun sind innerhalb von nur einer Woche gleich zwei Jugendliche in der Isar ertrunken - wenige Kilometer voneinander entfernt: am Samstag ein 16-Jähriger in der Pupplinger Au bei Wolfratshausen, am Donnerstag ein 15-Jähriger in Geretsried. Drei Wochen zuvor konnten zwei Buben in Wolfratshausen von Passanten aus der Loisach gerettet werden. Die Häufung sei tragisch, sagt Roeske. Aber auch dem Umstand geschuldet, dass die Flüsse gerade Hochwasser führen.

Die starken Regenfälle der vergangenen Tage machen vor allem die Isar zu einem reißenden Fluss, der für die Badenden kaum zu berechnen ist. Zahlreiche Bäume und Äste im Fluss erhöhen die Gefahr. "Die Isar ist gerade maximal verblockt", sagt Roeske, der an beiden Einsätzen am Samstag und am Donnerstag beteiligt war. Boote der Wasserrettung seien an manchen Stellen kaum durchgekommen. Diese so genannten "Verblockungen" in Kombination mit der hohen Strömungsgeschwindigkeit machten die Isar derzeit besonders gefährlich. "Man wird mit hohem Druck unter die Bäume gedrückt und kommt nicht mehr hoch", warnt Roeske.

"Das Problem ist, dass viele Leute in der Isar ein Schwimmbecken sehen", sagt Dora Schulze, die beim Wasserwirtschaftsamt Weilheim für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zuständig ist. "Aber die Isar ist alles andere als ein Schwimmbecken. Sie ist ein Wildfluss." Das mache den Fluss zwar reizvoll, aber eben auch gefährlich, gerade in der Ascholdinger- und Pupplinger Au, wo die Isar, im Gegensatz zu München, völlig unbefestigt ist und sich das Kiesbett je nach Strömung immer wieder ändert. "Es kann sein, dass es einem den Boden unter den Füßen wegreißt", sagt Schulze. In den vergangenen Tagen habe der Abfluss der Isar dort konstant bei 67 Kubikmetern pro Sekunde gelegen, berichtet sie. "Das ist sehr, sehr viel Wasser und nicht geeignet zum Schwimmen."

Die Isar sei kein ausgewiesenes Badegewässer, erklärt Cornelia Breiter vom Landratsamt. Im Sinne des in der bayerischen Verfassung sowie im Wasser- und Naturschutzgesetz geregelten Gemeingebrauchs darf aber jeder auf eigene Gefahr in der Isar baden. Wenn Lebensgefahr bestehe, könne das Landratsamt den Gemeingebrauch zwar einschränken und das Baden in der Isar verbieten, erklärt Breiter. Ein solches Verbot zu überwachen sei aber kaum möglich. Die Isar sei ein Freizeitparadies geworden und werde immer wieder "total unterschätzt", sagt Schulze. "Die Isar ist schön, aber immer gefährlich."

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