Nathalie Schauer und Felicitas Hörl haben ihren Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) im Erinnerungsort Badehaus in Waldram absolviert. Zum Ende ihres Einsatzes ziehen sie eine Bilanz ihrer Arbeit in der Erinnerungsstätte.
SZ: Ihr Bundesfreiwilligendienst endet am 30. September. Was wird Ihnen am intensivsten im Gedächtnis bleiben?
Nathalie Schauer: Die Zusammenarbeit mit unserem Team, weil es wirklich kein besseres geben kann. Man wird gut aufgenommen, und es ist in Ordnung, wenn man etwas falsch macht. Auch wenn man Fragen hat, wird einem immer geholfen. Ganz intensiv im Gedächtnis bleiben außerdem die Veranstaltungen, die wir jeden Monat haben. Bei denen kann man total viel lernen, und jedes Mal ist es etwas komplett anderes. Da kann ich unsere Bufdi-Veranstaltung. Dort haben wir unser Jahr Revue passieren lassen. Vor allem das Theaterstück "Fremd. Sein. Heimat." war echt gut. Wir haben die ganze Veranstaltung selbst geplant. Da war sehr viel zu lernen, aber es hat auch echt Spaß gemacht. Und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Veranstaltung, die "Widerstand im Nationalsozialismus" behandelt. Ich glaube, die wird echt spannend.
Felicitas Hörl: Mir ist die allererste Veranstaltung sehr im Gedächtnis geblieben, bei der ich mitgeholfen habe: die Synagogentournee, bei der das Jewish-Chamber-Orchestra aus München nach Waldram kam. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Außerdem habe ich hier einen Einblick in das Berufsleben bekommen. Jetzt weiß ich, wie das ist, Vollzeit zu arbeiten.
Haben Sie beide einen Tipp für Nachfolger?
Felicitas Hörl: Keiner ist einem böse, wenn man irgendeinen Fehler macht. Man hilft sich immer gegenseitig und man muss definitiv keine Angst haben.
Welche Aufgaben hatten Sie als Bundesfreiwillige?
Nathalie Schauer: Es waren viele verschiedene. Wir hatten Kassendienste, die ganze Büroarbeit, die Führungskoordination, wir haben Listen angelegt, beispielsweise eine Liste der Fördergeber. Wir haben die Veranstaltungen mit geplant und kleinere Recherchen gemacht. Wir waren auch im Stadtarchiv Wolfratshausen und haben da Unterlagen rausgesucht.
Felicitas Hörl: Außerdem Mithilfe bei den Veranstaltungen, sei es inhaltliche Planung oder Organisatorisches. Vor allem bei den letzten Veranstaltungen waren wir inhaltlich mit dabei.
Was fanden Sie an Ihrem Freiwilligendienst besonders spannend? Und welche Erfahrungen hätten Sie lieber nicht gemacht?
Nathalie Schauer: Zum einen interessiert mich Geschichte sehr. Aber auch ein Museum hinter den Kulissen kennenzulernen, war spannend. Normalerweise kommt man als Besucher rein, sieht jemanden hinter der Kasse sitzen und geht dann durch die Ausstellung. Es ist einem gar nicht bewusst, wie viel Arbeit und Planung da eigentlich dahintersteckt. Bei den Veranstaltungen ist es das gleiche. Man sieht gar nicht, was man eigentlich machen muss, bis so etwas steht, von der anfänglichen Idee über die erste Planung, bis es dann auf der Bühne ist.
Felicitas Hörl: Für mich persönlich gibt es keine Erfahrungen, die ich nicht hätte machen wollen. Klar, es gibt auch Tage, an denen etwas größere Fehler unterlaufen, aber man lernt auch sehr viel. Es sind auf jeden Fall keine Erfahrungen dabei gewesen, bei denen ich gesagt hätte, das ist jetzt ganz schrecklich, sodass ich sie nicht noch einmal erleben möchte. Also ich bereue es definitiv nicht.
Sie haben den Bundesfreiwilligendienst mitten in der Pandemie gestartet. Was war dadurch besonders?
Nathalie Schauer: Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, sind die Auflagen, die man im Museum schon ziemlich genau einhalten muss. Vor allem beim Kassendienst: Man muss Ausweise und Impfnachweise kontrollieren und die Besucher bitten, eine Maske zu tragen. Normalerweise machen sie es dann auch, aber es gibt immer schwierige Leute, die es eben nicht machen. Das war schon teilweise ein Problem, vor allem, wenn man seinen Impfausweis vergisst. Außerdem haben mindestens zwei Veranstaltungen nur online stattgefunden.
Felicitas Hörl: Auch auf den Veranstaltungen mussten wir Auflagen umsetzen, zum Beispiel die Stühle mit genügend Abstand aufstellen. Oft mussten wir entscheiden, wie viele Leute rein können. Man will immer so viele wie möglich reinlassen, aber gleichzeitig muss man auch die Beschränkungen einhalten.
Nathalie Schauer: Jetzt kommen wieder viele Schülergruppen und auch andere Gruppen. Die Besucherzahlen gehen gerade wieder in die Höhe, das ist schon eine sehr positive Entwicklung. Das Badehaus wurde ja 2018 eröffnet und Anfang 2020 hat die Pandemie schon begonnen. Das heißt, es ist eine ganz neue Erfahrung, was jetzt alles plötzlich funktioniert, das davor nicht ging.
Werden Sie dem Badehaus, Wolfratshausen oder der Region in Zukunft erhalten bleiben?
Nathalie Schauer: In der nahen Zukunft bleibe ich hier. Ich wohne in Geretsried und werde vermutlich in München studieren.
Felicitas Hörl: Ich werde auch auf jeden Fall erst mal hierbleiben. Mich zieht im Moment nichts weg. Ich bin im Sportverein und in der Kirche aktiv und kenne hier meine ganzen Leute.
Nathalie Schauer: Wir haben beide fest geplant, hier im Badehaus weiterzuarbeiten. In welcher Form das sein wird, steht aber noch nicht fest. Das kommt ganz darauf an, was gebraucht wird. Ich habe mir vorgenommen, bei den Veranstaltungen zu helfen und zu planen.
Weitere Information: Der Erinnerungsort Badehaus sucht derzeit nach neuen Bundesfreiwilligen. Die Stellenausschreibung ist sich auf der Website des Badehauses unter https://erinnerungsort-badehaus.de/mach-mit/#bfd zu finden.