Bad Tölz-Wolfratshausen:Zweifacher Aufwand an den Urnen

Die unmittelbar aufeinanderfolgenden Wahlen zum Landtag und zum Bundestag stellen die Kommunen vor Probleme.

Wolfgang Schäl

Wahl

Am 15. September sind die Bürger zur Landtagswahl aufgerufen, nur eine Woche später zur Neuwahl des Bundestags.

(Foto: REUTERS)

"Ich halte das für eine unglückliche Entscheidung." Mit dieser Feststellung reagiert Werner Frank auf die Frage, was er von den beiden unmittelbar aufeinanderfolgenden Wahlterminen im Herbst hält - am 15. September sind die Bürger zur Landtagswahl aufgerufen, nur eine Woche später zur Neuwahl des Bundestags. Frank ist als Leiter des Referats Bürgerservice im Geretsrieder Rathaus für die Organisation der beiden Urnengänge verantwortlich, und pro Wahl muss er in der größten Stadt des Landkreises rund 160 Helfer für 16 Wahllokale mobilisieren. Und obwohl er versuchen wird, auf das bewährte Stammpersonal zurückzugreifen, kann er nicht ausschließen, dass sich die Rekrutierung der Wahlhelfer unter den diesjährigen Umständen mühsam gestalten könnte.

Mindestens sechs, besser acht Personen sollten im Wahllokal auf den ordnungsgemäßen Ablauf achten und beim Auszählen mitwirken. Das ist bei der Landtagswahl, die mit der Wahl zum Bezirkstag verquickt ist, etwas aufwendiger. Entsprechend früh will Frank sich um das notwendige Personal bemühen. Nach den Pfingstferien will er mit der Suche beginnen, spätestens vor den Sommerferien muss das Team komplett sein. Sonst wird es eng.

Etwa ebenso groß ist die Zahl der Helfer, die der Wolfratshauser Rathaus-Geschäftsleiter Franz Gehring auf die Beine bringen muss, und auch er sieht die dichte Abfolge der Termine mit Skepsis. "Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass wir genügend Freiwillige finden", sagt Gehring. Er verweist darauf, dass ja auch die Kommunalwahl im Frühjahr 2014 und noch einmal einige Wochen später die Europawahl organisiert werden muss. "Innerhalb von nur sieben Monaten haben wir alle Wahlen, das habe ich in dieser Massivität in den vergangenen 30 Jahren noch nie erlebt", sagt Gehring.

Zu den Herausforderungen, die im September auf ihn zukommen, zählt Gehring den unterschiedlichen Zuschnitt der Wahlkreise bei den jeweiligen Wahlen, den es zu beachten gilt. Und als mögliche Komplikation schwant ihm schon, dass die Wolfratshauser, die sich für die Briefwahl entscheiden, die Unterlagen ins falsche Kuvert stecken oder dass sie zur Wahl die falsche Benachrichtigung mitbringen.

Auch Gehring setzt auf die bewährte Mannschaft, die in etwa zur Hälfte aus städtischen Angestellten besteht. Den Rest muss er selbst zusammentrommeln, eine Aufgabe, die er als "sportlich" bewertet. Dass er dabei zum letzten Mittel einer zwangsweisen Verpflichtung greifen muss, glaubt er gleichwohl nicht. "Die Leute, die uns dabei helfen, machen das ja eigentlich gern." Am kompliziertesten sind aus seiner langjährigen Erfahrung immer die Kommunalwahlen mit ihren Varianten der Stimmabgabe. "Das ist nach wie vor außergewöhnlich, zumal man die Helfer dazu auch elektronisch schulen muss."

Relativ gelassen ist die Verwaltung der Gemeinde Lenggries, der flächenmäßig größten in Bayern. "Es hat alles seine Vor- und Nachteile", findet Heidi Kiefersauer, die hier die Rathausgeschäfte leitet. Die von der bayerischen Regierung nicht gewollte Option, die beiden Wahlen gleich auf einen Tag zu legen, hätte aus ihrer Sicht wohl Kostenersparnisse gebracht, aber auch wesentlich mehr Stress . Die langen Wege sieht sie nicht als Problem, weil Bürger aus entlegenen Gemeindeteilen auf die Briefwahl zurückgreifen. Als problematisch hat es sich erwiesen, in kleinen Orten wie Fall mit seinen etwa 60 Wahlberechtigten ein eigenes Wahllokal einzurichten. Dort sei man davon wieder abgekommen, weil das Wahlgeheimnis nicht mehr garantiert werden konnte. Was die 80 bis 100 Helfer betrifft, die sie benötigt, wird Kiefersauer schon bald einen Aufruf in der Gemeindezeitung starten. "Wir kriegen das schon hin", sagt sie.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: