Bad Tölz-WolfratshausenZeit zur Aufklärung

Lesezeit: 1 Min.

Bundes- und Landespolitiker fordern Informationen zum Jochberg-Pumpspeicher.

Klaus Schieder

Für Klaus Barthel passen die Pläne für ein riesiges Pumpspeicher-Kraftwerk am Jochberg in die zu Ende gehende Faschingszeit. Das Mammutprojekt sei "ein echter Fall für den unsinnigen Donnerstag", erklärt der Kocheler SPD-Bundestagsabgeordnete in einer Pressemitteilung. "Wer die Energiewende ad absurdum führen will, muss so weitermachen." Die Anlage mit einem zwei Millionen Kubikmeter fassenden Speicherbecken würde laut Barthel einen der schönsten Berge in den bayerischen Alpen verschandeln. Und dies vor dem Hintergrund, dass Stromversorger damit drohten, bestehende Pumpspeicher stillzulegen. "Dass es dann noch jemand wagt, von Ökostrom zu reden, ist bestenfalls ein Faschingsscherz".

Deutliche Kritik übt Barthel an der monatelangen Geheimhaltung des Vorhabens, das die Tölzer Stadtwerke mit der Energieallianz Bayern, einem Zusammenschluss kommunaler Energieversorger, vorantreiben wollen. "Das Versteckspiel der Landkreisspitze, der Staatsregierung und der Energieversorger muss ein Ende haben", fordert Barthel. Er hält jetzt ein Energiekonzept für den Landkreis für nötig, das alle Projekte umfasst.

Eine andere Position vertritt CSU-Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber: Man müsse das Vorhaben auf dem Jochberg "vorurteilsfrei" prüfen. Deshalb fordert er die Energieallianz auf, die Öffentlichkeit jetzt detailliert über das geplante Kraftwerk aufzuklären. "Sie müssen die Hosen runterlassen", sagt Bachhuber. Bürger, Gemeinden und auch er selbst hätten Fragen.

Um die Energiewende im Landkreis zu schaffen, sind für ihn prinzipiell aber "auch Maßnahmen notwendig, die grundlastfähig sind". Und dazu gehöre ein solches Pumpspeicher-Werk. Die Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke wieder zu verlängern, lehnt Bachhuber ab. "Aber wenn wir uns nichts einfallen lassen, werden wir irgendwann Atomstrom von Temelin oder aus Frankreich kaufen, das kann es nicht sein", sagt Bachhuber.

Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Ludwig Wörner, nennt das Pumpspeicherwerk in einer Pressemitteilung vom Freitag eine "grenzgängig verrückte Idee" und kritisiert, dass die Staatsregierung bis heute kein Pumpspeicherkataster vorgelegt habe: "Es existieren bereits Anlagen in unmittelbarer Nähe, die als Pumpspeicherwerk umgebaut werden könnten, zum Beispiel das Walchenseekraftwerk."

© SZ vom 09.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: