Reden wir über:Klima-Aktivismus in Wolfratshausen

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Jan Reiners, Sprecher von Wor for Future. (Foto: privat/oh)

Die Initiative Wor for Future ruft für Freitag zum Streik auf. Ein Gespräch mit Sprecher Jan Reiners über Ziele und Erfolge der Gruppierung.

Von Yannik Achternbosch, Wolfratshausen

Jan Reiners, 49, arbeitet als Biologe in der technischen Entwicklung von Medikamenten, ist Vater von zwei Kindern und seit etwa drei Jahren Aktivist und einer der Sprecher der Initiative "Wor for Future". Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern in Wolfratshausen, die sich für mehr Umweltschutz und ein aktiveres Handeln gegen die Klimakrise einsetzen. An diesem Freitag, 16 Uhr, rufen die Aktivisten am Marienplatz zu einer Demonstration im Rahmen des globalen Klimastreiks auf.

SZ: Herr Reiners, was fordert die Initiative konkret?

Jan Reiners: Der Aktionstag am Freitag findet unter dem Motto "Wolfratshausen klimaneutral" statt. Erst kürzlich hat Wor for Future eine Vision dazu veröffentlicht, was wir uns für die Zukunft der Stadt Wolfratshausen wünschen. Die geforderten Maßnahmen, etwa Energiewende, Mobilitätswende und Wärmewende, wurden in vielen anderen Städten bereits umgesetzt. Daraus können wir für die konkrete Umsetzung in Wolfratshausen lernen.

Wir möchten, dass deutlich mehr Maßnahmen zum Klimaschutz vor Ort umgesetzt werden. Wir erleben oft starke Angst vor Veränderung, dabei kann sie auch viele gute Dinge beinhalten. Wolfratshausen kann als klimaneutrale Stadt schöner, nachhaltiger und sicherer werden. Die Klimakrise ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, aber wir können lokal bereits viel erreichen. Entweder verändert die Klimakrise uns oder wir werden aktiv und gestalten die Zukunft selbst. Wenn wir sie mitgestalten, beinhaltet die Veränderung sehr viele Chancen. Da machen wir der lokalen Politik viele Vorschläge und wünschen uns mehr und vor allem schnellere Handlung. Ganz langsam passieren ja Dinge in der Klimapolitik - im Bund, im Land und in der Kommune. Aber wenn wir in der Klimakrise nur ganz langsam gewinnen, dann verlieren wir alle am Ende doch wieder.

Was erhoffen Sie sich von der Demonstration am Freitag?

Mit der Demonstration wollen wir die Bürger aktivieren und eine Mehrheit der Menschen für unsere Vision gewinnen. Deswegen laden wir alle Bürger ein, daran teilzunehmen, sich zu informieren und ihre Meinung kundzutun. Ein Ziel der Demonstration ist natürlich, dass wir unserer Vision mehr Sichtbarkeit verschaffen und Menschen im Idealfall dazu motivieren, bei uns mitzumachen - entweder mit ihrer Zeit oder auch Spenden. Die Aufmerksamkeit wollen wir in Zukunft nutzen, um beispielsweise Bürgerentscheide voranzubringen und den Druck auf die Politik zu erhöhen.

Wir wissen, dass wir unsere Ziele nur gemeinsam erreichen können und wollen deswegen die Menschen für unsere konkreten Lösungsvorschläge gewinnen.

Wohin wollen Sie Wor for Future in Zukunft entwickeln?

Aktuell nehmen wir bereits an allen globalen Klimastreiks teil und organisieren auch regelmäßig Demonstrationen vor den Sitzungen des Stadtrats, um auf unsere Themen aufmerksam zu machen. Für die Zukunft befinden wir uns bereits in Gesprächen mit der Stadt zu einer gemeinsamen Veranstaltung zum Thema Klimaschutz. Je nach Entwicklung der lokalen Politik streben wir dann bei Bedarf auch Bürgerentscheide an. Aber wir haben nicht vor uns irgendwo festzukleben, wir sind nicht auf eine Radikalisierung unserer Aktionsformen aus.

Haben Sie seit Bestehen der Initiative bereits Ziele erreichen können?

Auf jeden Fall haben wir schon viel Aufmerksamkeit für unser Anliegen erzeugt. Wir haben den Druck auf die Politik erhöht, bessere Klimapolitik zu machen. Außerdem haben wir eine klimaneutrale Vision entwickelt, auf die wir sehr stolz sind. Wir haben da nicht nur Forderungen formuliert, sondern ganz konkret auch Vorschläge zur Umsetzung gemacht. Das Gespräch auf dieser Basis mit Bürgermeister Heilinglechner war sehr konstruktiv und die Aussicht auf eine gemeinsame Veranstaltung mit der Stadt stimmt uns positiv. Das alles ist keine leichte Aufgabe. Es erfordert die Zusammenarbeit aller Bürger und Unternehmen in der Stadt. Jeder von uns muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und aktiv am Wandel teilzunehmen. Handeln wir nicht, werden wir vieles verlieren, was uns lieb und teuer ist.

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