Bad Tölz-Wolfratshausen:Vorsicht, Lebensgefahr!

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Das Landratsamt sperrt die Isar zwischen Geretsried und Wolfratshausen wegen des Hochwassers und der Zunahme an Unfällen. Retter können den Leichtsinn mancher Bootsfahrer nicht fassen

Von Wolfgang Schäl, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Isar ist gesperrt. Boote, Kanus und Kajaks jeder Art dürfen darauf zwischen Geretsried und Wolfratshausen nicht fahren. Diese Konsequenz hat das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen am Sonntag aus den aktuellen Unfällen und dem Hochwasser gezogen. Das Verbot gilt zunächst nur für einen Tag und erfüllt die Forderung von Wasserwacht und Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die gemeinsam Konsequenzen gefordert hatten. Denn allein am vergangenen Wochenende mussten fünf Personen gerettet werden, die alle Warnungen in den Wind geschlagen hatten und ungeachtet des Hochwassers auf der Isar unterwegs waren.

In einem Fall erlitt eine Frau lebensbedrohliche Verletzungen, wie der stellvertretende Leiter der Tölzer Wasserwacht, Ingo Rösch, am Sonntag mitteilte. Die Frau sei über Bord gegangen und habe sich nicht selbst befreien können. Nur aufgrund von sofortig eingeleiteten lebensrettenden Maßnahmen sei Schlimmeres verhindert worden. Was aus Sicht der Rettungsdienste in Wolfratshausen und Bad Tölz "unglaublich, aber wahr" ist: Noch während der Rettungshubschrauber mit der jungen Frau abhob, seien ihre Freunde mit dem Raft geflüchtet, um sich der Feststellung ihrer Personalien zu entziehen.

Hier ist es nur eine Übung. Doch während die Tölzer Wasserwacht demonstriert, wie sie einen Menschen rettet, passieren flussaufwärts mehrere Unfälle. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein anderer Kanute sei zwischen Boot und Treibgut eingeklemmt worden und habe sich im Wasser unterkühlt. Von drei weiteren, teils folgenschweren Bootsunfällen berichtete die Geretsrieder Polizei.

Als besonders gefahrenträchtig hat sich wieder eine Stelle der Isar auf Höhe des Geretsrieder Stadtteils Gartenberg erwiesen, wo laut Polizei Treibgut gegen eine Prallwand gedrückt wird. Aufgrund des hohen Wasserstands sei es vielen Kanuten nicht möglich, gegen die Strömung anzukämpfen, welche die Boote gegen die Wand und teilweise unter das Treibgut presst.

Fünf Personen wurden dem Bericht der Polizei zufolge bei den Unfällen verletzt, zwei von ihnen mussten in Münchner Kliniken geflogen werden. Die Kreisbehörde hat wegen der besonders gefährlichen Lage verfügt, dass das Befahren der Isar zwischen der Tattenkofener Brücke in Geretsried und der Wolfratshauser Marienbrücke zumindest noch an diesem Montag verboten ist. Das Landratsamt erklärt, dass sich seit dem Hochwasser Ende Juli, Anfang August an verschiedenen Stellen des Flussbetts Treibholz angesammelt habe, in das sich angeschwemmte Baumstämme verkeilten. Sie stellten "zusammen mit den oft nicht sichtbaren, unter Wasser liegenden Ästen eine Gefahr dar". Zahlreiche Einsätze zur Bergung und Rettung verunglückter Wassersportler hätten diese Gefahr in den vergangenen Tagen bestätigt.

"Durchfahrt strengstens verboten", heißt es hier an der Tattenkofener Brücke. Die Wasserwacht weiß aber: Bei ganz Uneinsichtigen hilft nichts. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Bootsfahrer wiederum zeigen sich laut Polizei "teilweise extrem uneinsichtig". So sei ein Retter, der die Sportler vor der Unfallstelle warnen wollte, wüst beschimpft worden. Die Tölzer Wasserwacht ärgert sich ihrerseits über den Leichtsinn der Bootsfahrer. So habe man trotz eines Schildes, das auf die bestehende Lebensgefahr hinweist, "einen Paddelbootfahrer gesehen, der nicht einmal ein Paddel dabei hatte", berichtet Rösch.

Peter Knoblich, Zweiter Vorsitzender der Wolfratshauser Wasserwacht, schüttelt nur noch den Kopf: "Was ich heute wieder erlebt habe, lässt mich ernsthaft am Verstand unserer Spaßgesellschaft zweifeln." Er berichtet von einem Freizeit-Bootfahrer, der ihn bedroht habe, als er, Knoblich, ihn vor der Gefahr warnen wollte. Nur Minuten nachdem der Mann sich den "Eingriff in die persönliche Freiheit" verbeten habe, sei er am Prallhang gekentert.

© SZ vom 11.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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