Bad Tölz-Wolfratshausen:Trügerische Statistik

Trotz offizieller Überversorgung mit Kitas fehlen Krippenplätze

Bei der Versorgung des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen mit Kindertagesplätzen sieht es im Überblick recht rosig aus - dies zumindest legen die Zahlen des Bayerischen Landesamt für Statistik nahe. Nach den Ermittlungen dieser Behörde gibt es 4816 genehmigte Plätze, betreut werden aber lediglich 4462 Kinder -einen Bedarf an weiteren Plätzen dürfte es somit nicht geben. Ulrich Reiner, Leiter des Amts für Jugend und Familie im Landratsamt, ist da allerdings ganz anderer Meinung. Er ist sich sicher: "In Wolfratshausen und Geretsried gibt es noch Bedarf an Plätzen in Kindertageseinrichtungen." Das lasse sich aus den vielen Anfragen der Eltern und der jeweiligen Gemeinde schließen.

Die Problematik, die mit den amtlichen Zahlen einhergeht, sieht er insbesondere in einer unklaren Abgrenzung zwischen den verschiedenen Einrichtungen. Der Statistik zufolge setzt sich die Gesamtzahl der betreuten Kinder wie folgt zusammen: 78,5 Prozent sind drei Jahre oder älter, besuchen allerdings noch nicht die Schule; 11,5 Prozent sind Kinder unter drei Jahren; knapp zehn Prozent der betreuten Kinder sind Schulkinder. Wie die Anzahl der genehmigten Plätze auf die benötigten Einrichtungen verteilt ist, bleibt allerdings unklar. Das sei der Grund für das aus den Zahlen hervorgehende Missverständnis, sagt Reiner. Es gebe eine Unterdeckung an Plätzen in Kinderkrippen, jedoch eine Überdeckung in den Kindergärten. "Im Bereich von drei- bis sechsjährigen Kindern gibt es in manchen Gemeinden eine Versorgung, die über hundert Prozent hinaus geht", erklärt Reiner. So sei beispielsweise im Kindergarten noch Platz frei, während in der Krippe nebenan noch ein Platz benötigt werde. "Das Kleinkind, das womöglich noch Windeln trägt und gefüttert werden muss, kann aber nicht einfach den Platz im Kindergarten nehmen."

Um den Bedarf an Plätzen, egal welcher Kindertageseinrichtung, zu decken, müsse erst einmal der tatsächliche Bedarf herausgefunden werden. Das hört sich kompliziert an - und das ist es aus Ulrich Reiners Sicht auch. Da Eltern in nicht nur einer einzigen, sondern gleich in mehreren Einrichtungen gleichzeitig einen Platz beantragen, werden offiziell mehrere benötigte Plätze gezählt, obwohl letzten Endes nur einer tatsächlich in Anspruch genommen wird. Nichtsdestoweniger sollen neue Plätze in den einzelnen Gemeinden geschaffen werden, wenn vorerst auch in Übergangsräumlichkeiten, wie beispielsweise in Containern.A

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