Bad Tölz-Wolfratshausen:Strompreise im Landkreis steigen

Lesezeit: 2 min

Die Stadtwerke Bad Tölz und Erdgas Südbayern kündigen eine Anhebung an. Die Unternehmen begründen die Maßnahme nicht nur mit der höheren Ökostromabgabe.

Isabel Meixner

Die höhere Ökostromumlage lässt die Preise im Landkreis steigen. Um wie viel, ist noch nicht sicher. (Foto: dpa)

Die Stromkunden im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen müssen im kommenden Jahr mit Preiserhöhungen rechnen. Das haben die Stadtwerke Bad Tölz und Erdgas Südbayern (ESB) angekündigt. Nicht nur die höhere Ökostromabgabe, die 2013 von derzeit 3,6 Cent auf knapp 5,3 Cent steigt, ist der Grund dafür, auch die steigenden Nutzungsentgelte für das Netz und die Offshore-Haftungsumlage, die von kommendem Jahr an als Ausgleichszahlung für die Windindustrie erhoben wird, beeinflussen den Preis. Wie hoch die Teuerung sein wird, werde derzeit kalkuliert, sagt Michael Hofmann, Chef der Tölzer Stadtwerke: "Um eine Erhöhung wird kein Energieversorger herumkommen."

Auch Bettina Gaebel, Pressesprecherin von Erdgas Südbayern, spricht davon, dass die Preise "wohl erhöht werden müssen". Die Energiepreise an sich blieben gleich, lediglich die Umlagen würden über die Stromrechnung direkt an den Verbraucher weitergegeben. Sie glaube deshalb, dass die Steigerung moderat ausfallen werde. Derzeit rechnet das Unternehmen die einzelnen Bestandteile des Strompreises durch und entscheidet anschließend, wie viel Cent die Kunden künftig pro Kilowattstunde mehr bezahlen müssen. Für Gaebel ist die Entwicklung keine Überraschung: "Dass die Energiewende etwas kosten wird, ist klar."

Das findet auch der Tölzer Stadtwerke-Chef Hofmann. Diese Ehrlichkeit vermisse er in der Politik. Er nimmt die Steigerung der Ökostromabgabe zum Anlass, die Förderpolitik der Bundesregierung in Frage zu stellen. Etliche Unternehmen müssten die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nicht leisten. "Wenn man die Zahlungen auf wenige Kunden aufteilt, dann wird es natürlich teuer", sagt Hofmann. "Wir bekennen uns zur Energiewende und zum Netz-Ausbau. Aber wir brauchen eine Förderung mit Augenmaß."

Hofmann kritisiert auch, welche erneuerbaren Energien in welchem Maß gefördert werden: "Im Erzeugungsmix der Zukunft brauchen wir grundlastfähige Energien. Darauf sollte man die Förderpolitik abstimmen." Ein Grund für die Erhöhung der EEG-Umlage ist der Ausbau der Solarenergie. Besitzer von Fotovoltaikanlagen speisen ihren selbst produzierten Strom ins Netz ein und erhalten dafür einen garantierten Preis, der über dem Marktpreis liegt. Hofmann fordert nun, verstärkt Biomasse oder Wasserkraft zu fördern, um die Stromversorgung sicherzustellen. Energien also, die unabhängig von Wetter und Wind zur Verfügung stehen. Die Stadtwerke Bad Tölz, die seit 2009 ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien verkaufen, beteiligen sich an Wind-, Wasser-, Solar- und Biomasse-Projekten in Deutschland und importieren sogar Hydro-Strom aus dem österreichischen Kaprun. 50 Prozent des von den Stadtwerken verkauften Stroms stammt aus der Nutzung von Wasserkraft, drei Prozent von einem Biomasse-Heizkraftwerk.

Hofmann spricht sich für eine Deckelung der Subventionen für erneuerbare Energien aus, wie Bundesumweltminister Peter Altmaier sie fordert: "Das macht Sinn, weil das Geld nicht unbegrenzt da ist." Förderungen hält er grundsätzlich aber nicht für falsch: Früher wurden auch Atom- und Kohlekraftwerke über den so genannten Kohlepfennig vom Staat unterstützt. "Nur muss die Technologie irgendwann marktfähig werden", schränkt Hofmann ein. Die Stadtwerke Bad Tölz wollen bis Mitte November die Strompreise für das kommende Jahr bekannt geben.

© SZ vom 17.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: