Im Öffentlichen Nahverkehr:Landkreis soll Sprit für Busse zahlen

Im Öffentlichen Nahverkehr: Die Region um Kochel- und Walchensee - hier vom Herzogstand aus gesehen - ist beliebt. Busse sollen künftig im Halbstundentakt am Wochenende bis Walchensee fahren und die Fahrgäste zurück über den Kesselberg nach Kochel befördern.

Die Region um Kochel- und Walchensee - hier vom Herzogstand aus gesehen - ist beliebt. Busse sollen künftig im Halbstundentakt am Wochenende bis Walchensee fahren und die Fahrgäste zurück über den Kesselberg nach Kochel befördern.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Krieg gegen die Ukraine hat die Treibstoffpreise in die Höhe getrieben. Das stellt Busunternehmen vor große Probleme. Der Landkreis soll deshalb die Mehrausgaben übernehmen.

Von Alexandra Vecchiato

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat für das Transport- und Speditionsgewerbe ungeahnte Auswirkungen. Seit dem 24. Februar sind die Preise für Dieselkraftstoff gestiegen. Das treibt auch die Busunternehmen um, die im Landkreis den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bestreiten. Matthias Schmid, im Landratsamt zuständig für den ÖPNV, berichtete dem Kreis-Infrastrukturausschuss von den Problemen. Die Unternehmer haben nämlich eine konkrete Bitte an den Landkreis: Er soll die höheren Treibstoff-Ausgaben übernehmen. Weil das jedoch nicht Teil der bestehenden Verträge ist, sondern eine freiwillige Leistung wäre, zeigten sich die Kreisräte wenig begeistert.

Auf der Tagesordnung stand eigentlich die Taktverdichung auf der Linie 9608 von Kochel am See nach Garmisch-Partenkirchen. Im Halbstundentakt sollte der Bus in den Sommermonaten - nur an Wochenenden - künftig fahren. Im Nahverkehrsplan des Landkreises wurde diese Taktverdichtung mit Priorität 1 bewertet. Weil dies aber auch Mehrkosten mit sich bringt, zog der Landkreis Garmisch-Partenkirchen nicht mit. Deshalb sollen die Busse im Halbstundentakt am Wochenende nur bis Walchensee fahren, bei Einsiedl auf einem Parkplatz wenden und die Fahrgäste zurück über den Kesselberg nach Kochel befördern. Die Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) hat dem Landkreis ein Angebot vorgelegt, zwei zusätzliche Busse nicht erst mit dem Fahrplanwechsel auf der Linie einzuführen, sondern bereits vom 4. Juni an - vorausgesetzt, der Kreistag stimmt Ende Mai dem Vorschlag zu. Die Kosten allein für dieses Jahr - die zusätzlichen Busse würden bis Ende Oktober im Einsatz sein - betragen etwa 65 000 Euro. Für die Folgejahre kann die RVO keine Aussagen zu den Kosten treffen, da sie die Entwicklungen bei den Treibstoffpreisen nicht abschätzen könne, heißt es in dem Schreiben an das Landratsamt.

Grundsätzlich befürwortet der Ausschuss den Ausbau des ÖPNV. Gerade eine Entlastung für die Gemeinden Kochel und Walchensee, die an schönen Wochenenden extrem unter dem Ausflugsverkehr leiden, sei wichtig, so der Tenor. Georg Riesch (Freie Wähler) weiß als Jachenauer, wovon er spricht. Er fragte, ob sich die zusätzlichen Busse an klassischen Ausflugswochenenden überhaupt lohnten, wenn auch sie am Kesselberg im Stau stünden. Denn Busse würden nur angenommen und das eigene Auto stehengelassen, wenn es eine attraktive, schnelle Verbindung gebe, so Riesch. "Wenn keiner in sein Auto steigt, bringt es was", antwortete Schmid. Bei Stau kämen natürlich die Busse nicht schneller voran, gab er zu. Wie die Akzeptanz der Linie sei, wollte Michael Häsch (CSU) wissen - und ob es einen Deckungsvorschlag für die Mehrkosten gebe. Bei schlechtem Wetter würden die Busse dieser Linie wenig genutzt, sagte Schmid. Aber im Sommer sei "Potenzial" da.

Im Öffentlichen Nahverkehr: Die Spritpreise für Diesel und Benzin sind während des Kriegs in der Ukraine enorm angestiegen. Das bereitet auch den Busunternehmern Probleme.

Die Spritpreise für Diesel und Benzin sind während des Kriegs in der Ukraine enorm angestiegen. Das bereitet auch den Busunternehmern Probleme.

(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Beim Punkt Kostendeckung sprach Schmid das Treibstoff-Problem an. Nicht nur die Busunternehmer im MVV-Bereich hätten sich gemeldet. Die RVO, die im Südlandkreis die Busse betreibt, stehe ebenfalls vor der Tür. Allein für März soll der Landkreis 108 000 Euro ausgleichen. Die Bitte der Busunternehmen lautet, der Kreis möge ihre Mehrkosten bis April 2023 übernehmen, wenn es bei den hohen Spritpreisen bleibe. Sowohl was die Kosten für die Taktverdichtung als auch die Kostenexplosion bei den Treibstoffpreisen angeht, hatte Schmid einen Deckungsvorschlag parat. Vom Bund habe Bad Tölz-Wolfratshausen aus dem Corona-Rettungsschirm des Bundes 779 000 Euro erhalten. Mit der Jahresrechnung habe man 750 000 Euro letztlich zurückbekommen. "Das ist eine nicht eingeplante Rückzahlung", sagte Schmid, die für beides reichen würde. Im MVV-Verbund gehe die Tendenz im Übrigen dahin, der Bitte der Busunternehmer wegen der Spritpreise nachzukommen. Der Ausschuss blieb verhalten angesichts der Haushaltslage. Der Taktverdichtung der Linie 9608 stimmte er zu. Lydia Hofherr, Toni Ortlieb und Franz Schöttl (CSU) votierten dagegen.

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