Bad Tölz-Wolfratshausen:Seniorenbeirat fordert Einkaufsbus zurück

Das Gremium protestiert gegen die Abschaffung und kritisiert die Gemeinde Icking als "knickerig". Und noch ein Thema treibt die Seniorenvertreter um.

Klaus Schieder

Der Seniorenbeirat des Landkreises und die Delegierten der Landkreissenioren-Vertretung protestieren gegen die Entscheidung des Ickinger Gemeinderats, den Einkaufsbus in der Gemeinde zu stoppen. "Die gehören an den Pranger gestellt", meinte Waltraud Bauhof, Seniorenbeauftragte der Gemeinde Dietramszell, in der Delegiertenversammlung im Landratsamt. Ebenfalls Kritik hagelte es am Beschluss des Tölzer Stadtrats, die Markstraße komplett für Radfahrer freizugeben. In beiden Fällen will der Seniorenbeirat in offenen Briefen an die beiden Kommunen darauf drängen, diese Entscheidungen zurückzunehmen.

Icking sei eine der finanzstärksten Gemeinden im Landkreis, sagte Bauhof. Da stelle sich die Frage, "ob man wegen 1500 Euro so ein Theater machen muss". Die Nachfrage war mit durchschnittlich vier Personen, die den einmal wöchentlich fahrenden Bus nutzten, eher schwach gewesen. Wäre er bis Ende des Jahres weiter eingesetzt worden, hätte dies einen Verlust von 1500 Euro gebracht. Diese Summe einzusparen, sei "ein bisschen knickerig", befand Wolfgang Bambuch, Seniorenbeirat aus Icking. Die Probephase sei "viel zu früh abgebrochen" worden.

In Dietramszell ist die Nachfrage nach Fahrzeugen, die von der Nachbarschaftshilfe für Senioren für zehn Euro pauschal angeboten werden, nach Angaben von Waltraud Bauhof eher gering. Die älteren Menschen fragten meist die unmittelbaren Nachbarn wegen Mitfahrgelegenheiten, berichtete sie. Dabei gehe es weniger um Fahrten zum Supermarkt als zum Arzt. In Bad Tölz hält die Caritas-Kontaktstelle "Alt und Selbständig" einen Chauffeurdienst für Senioren bereit. Der Fahrpreis richtet sich dabei nach dem Einkommen. Und in Lenggries gibt es für die 1996 Einwohner im Alter von mehr als 65 Jahren vier RVO-Linien, die Bayerischen Oberlandbahn, Mietwagen und den Verein "Ein bisserl Zeit", der arme Senioren kostenlos transportiert.

Ein Manko des Einkaufsbusses in Icking war für Bambuch, dass er erst zweimal, später bloß einmal in der Wochen unterwegs war. "Da kann man schlecht Termine danach konzipieren", sagte er. Eine Probephase von nur einem halben Jahr befanden die stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirats, Helga Pilati, und der Dritte Landrat Klaus Koch (Grüne) für zu kurz. Erfahrungen des Landkreises hätte gezeigt, dass neue Linien etwa drei Jahren brauchten, um angenommen zu werden, sagte Koch.

Noch ein anderes Thema trieb die Seniorenvertreter um. Die völlige Öffnung der Tölzer Marktstraße für Radler bezeichnete Bauhof als "katastrophal". Sie sei selbst dort "hin- und hergehupft", weil ihr Mountainbiker entgegenkamen, sagte sie. Gerd Münster meinte, dass dies nicht bloß ein Problem für Senioren sei. Für Englbrecht ist es "eine Pflicht" des Seniorenbeirats, sich für eine Abschaffung der Erlaubnis einzusetzen. Was ihn besonders stört: Eine Fahrerlaubnis für Taxis, die nicht zuletzt Senioren zum Einkaufen benötigen, habe der Tölzer Stadtrat für die Marktstraße abgelehnt.

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