Schulalltag:Ohne Maske, aber mit Nachholbedarf

Schulalltag: Eine FFP2-Maske auf dem Schulhof der Benediktbeurer Grundschule. Der Unterricht findet überall wieder ohne Mund-Nasen-Schutz statt.

Eine FFP2-Maske auf dem Schulhof der Benediktbeurer Grundschule. Der Unterricht findet überall wieder ohne Mund-Nasen-Schutz statt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

An den Schulen im Landkreis ist wieder der Alltag eingekehrt. Der wird aber immer noch durch die Pandemie beeinflusst: durch Personalausfälle, digitale Unterrichtsmethoden oder Mängel im Sozialverhalten.

Von Benjamin Engel und Felicitas Amler und Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Auch wenn das Coronavirus beileibe nicht verschwunden ist: Nach zweieinhalb Jahren Pandemie kehrt an den Schulen im Landkreis langsam der normale Unterrichtsalltag zurück. Die Zahl der an Covid-19 erkrankten Lehrkräfte und Schulkinder ist derzeit stark rückläufig, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes geschieht auf freiwilliger Basis, Tests sind nicht mehr obligatorisch. Allerdings hat Corona auch manches verändert. So wurde etwa die Digitalisierung des Unterrichts beschleunigt. Und es gibt Schulleiter, die bei einigen Kindern nach all den Lockdowns deutliche Mängel im Sozialverhalten sehen.

Das sei eine der Veränderungen durch Corona, sagt Bärbel Weixner, Rektorin an der Lettenholzschule in Bad Tölz. Manche Schülerinnen und Schüler an der Grundschule hätten "spürbare Defizite im sozialen Bereich". Dies betreffe den Umgang miteinander, die Rücksichtnahme aufeinander und das Zusammenwachsen zu einer Klassengemeinschaft. "Das ist schon schwierig." Weixner zufolge kommen Mädchen und Jungen mit diesen Nachteilen bereits aus dem Kindergarten. Vor allem dann, wenn sie aus Familien stammten, wo ihnen in den Lockdowns nicht so viel Zeit gewidmet worden sei. Der Medienkonsum, sagt sie, sei da schon "wahnsinnig hoch". Die Rektorin glaubt nicht, dass dieses Problem rasch zu lösen ist. Es werde wohl "zwei, drei Jahre dauern, bis das ganz ausgeschliffen ist", prognostiziert sie. An der Lettenholzschule seien Kinder im Herbst in die vierte Klasse gekommen und hätten erst jetzt ihr erstes Schulfest erlebt.

Was die Corona-Fälle angeht, ist für Weixner an der Grundschule im Lettenholz alles in Ordnung. "Wir haben aktuell keinen Fall, auch nicht im Lehrerkollegium", erzählt sie. Zu Beginn des Schuljahres seien noch bis zu vier Kinder am Virus erkrankt gewesen. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist freiwillig. Es gebe einzelne Schüler und Lehrkräfte, die eine Maske benutzen, so Weixner. "Sie werden deshalb aber nicht schräg angeschaut." Testungen gibt es nicht mehr. Zu Beginn des Schuljahres konnten Eltern einen Coronatest noch von der Lettenholzschule mit nach Hause nehmen. Wer jetzt Corona habe, müsse fünf Tage daheim bleiben und könne dann zurückkommen, so Weixner. In den Klassenzimmern sind Lüftungsgeräte fern der Fenster aufgestellt. Im Moment würden sie jedoch kaum benötigt, weil in diesen warmen Novembertagen ohnehin normal gelüftet werden könne, sagt die Rektorin.

Kritisch hat sich das Coronavirus an der Wolfratshauser Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg Ende September bemerkbar gemacht. Damals meldeten sich elf von 50 Lehrkräften krank, berichtet Schulleiter Frank Schwesig. "Das war schwierig, weil wir die Ausfälle nicht so vertreten konnten, wie wir uns das wünschen." Teils habe der Unterricht ausfallen müssen. Inzwischen habe sich die Situation aber normalisiert. Am vergangenen Dienstag haben sich an der Wolfratshauser Schule 26 von 580 Schülern krank gemeldet - nicht nur wegen Corona. "Wir sind nicht weit weg von einer normalen Erkältungswelle." In diesem Schuljahr waren an der Grund- und Mittelschule maximal 55 Schüler an einem Tag krank gemeldet.

Mit der aktuellen Situation ist Schwesig im Großen und Ganzen zufrieden. "Wir können endlich wieder Schule gestalten, nicht nur Corona-Maßnahmen verwalten", sagt er. Lehrkräfte und Schüler halten sich zwar an die empfohlenen Hygienemaßnahmen des Kultusministeriums. Strenge verpflichtende Regularien gibt es allerdings nicht mehr. In den Klassenzimmern werde während des Unterrichts regelmäßig gelüftet. Ob sie Maske tragen, sei Lehrern und Schülern aber freigestellt. Auch in Wolfratshauser tun das manche freiwillig, sagt Schwesig.

Auch getestet werde an der Wolfratshauser Grund- und Mittelschule nur noch anlassbezogenen, etwa wenn jemand über Erkältungssymptome berichte, sagt Schwesig. Durch das Landratsamt bereitgestellte Testmaterialien habe das Schulverwaltungsteam aber an Lehrkräfte und Schüler, die das wollten, weitergegeben, damit sie bei Symptomen selbst zu Hause nachprüfen können. Wer positiv auf Corona getestet wird, bleibt laut Schwesig zu Hause in Isolation, mindestens fünf Tage, nachdem der Erreger erstmals nachgewiesen wurde. Wer bis dahin 48 Stunden symptomfrei ist, kann er wieder in die Schule. Maximal dauert die Isolation zehn Tage. So ist es in der Allgemeinverfügung des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege festgesetzt. Sich frei zu testen, ist nicht vorgeschrieben. Auch unmittelbare Sitznachbarn infizierter Schüler müssen sich nicht mehr testen.

Von einem "bewussten Umgang mit dem Coronavirus" an seiner Schule spricht Schwesig inzwischen. Jeder wisse, wie er verantwortungsvoll damit umgehe. Die vergangenen Lockdowns haben aber auch den Schulalltag nachhaltig verändert: Auch weiterhin nutzten die Lehrkräfte etwa Videokonferenzen, in die sich abwesende Kollegen etwa von zu Hause zuschalten könnten, sagt Schwesig. Mit Lernplattformen oder digitalen Wochenplänen zu arbeiten, sei inzwischen im Unterricht Usus.

Entspannt und gut vorbereitet

Am Gymnasium Geretsried sei die Lage nach den Herbstferien "ganz ruhig", sagt Direktor Christoph Strödecke. "Alle sind gut erholt, Schüler wie Lehrkräfte." Masken seien im Unterricht freiwillig, für die bevorstehenden Elternabende seien sie aber per Rundschreiben empfohlen worden. Auch bei längeren Besprechungen in kleinen Räumen sei ein Mund-Nasen-Schutz üblich, so Strödecke.

Dank dem Landratsamt sei am Gymnasium auch bereits die Hälfte der Klassenzimmer mit sogenannten Raumlufttechnischen Anlagen (RLT) ausgestattet, die eine komplette automatische Belüftung sicherten. Zusätzlich gebe es - und dies bereits seit zwei Jahren - überall CO2-Ampeln, "sodass man auch bedarfsgerecht stoßlüften kann". Der Direktor hat augenblicklich nur einen Wunsch in Bezug auf Corona: "Dass es mal so bleibt."

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