Bad Tölz-Wolfratshausen:Rettungsring für Geburtshilfe

Bad Tölz-Wolfratshausen: Kerzen für den Kreißsaal: Mit einer Lichterkette haben kürzlich etwa 100 Wolfratshauser für den Erhalt ihrer Geburtshilfe demonstriert.

Kerzen für den Kreißsaal: Mit einer Lichterkette haben kürzlich etwa 100 Wolfratshauser für den Erhalt ihrer Geburtshilfe demonstriert.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Um die Station an der Wolfratshauser Kreisklinik zu erhalten, bringt CSU-Kreisrat Gerhard Knill eine Kooperation mit Starnberg ins Spiel. Für Belegarzt Manfred Stumpfe hätte eine solche Lösung "sehr viel Charme"

Von Konstantin Kaip, Bad Tölz-Wolfratshausen

In der Diskussion um die Zukunft der Geburtshilfe in Bad Tölz und Wolfratshausen mehren sich die Stimmen, die sich für einen Erhalt des Kreißsaals an der Kreisklinik einsetzen. Gerhard Knill, Kreisrat der CSU, will, dass der Kreistag auch eine künftige Kooperation der Kreisklinik mit einem anderen Haus bei der Geburtshilfe in Erwägung zieht. Denkbar sei etwa das Klinikum Starnberg. Schon heute gingen viele Mütter aus dem Landkreis dorthin, um ihr Kind zu entbinden. Eine Kooperation mit der Klinik im Nachbarlandkreis könne das Vertrauen in die Wolfratshauser Geburtshilfe stärken, glaubt Knill - und so die Geburtenzahlen dort erhöhen.

"Ich bin zwar weder Arzt noch medizinisch-organisatorisch tätig", betont der Kreisrat und Vorsitzende der Mittelstandsunion im Landkreis. Dennoch glaube er, dass sein "Gedankenspiel" in der Debatte um die Zukunft der Geburtshilfen im Landkreis berücksichtigt werden sollte. Um die soll es bei einer Sondersitzung des Kreistags am 24. März gehen, vorher, am 17. März, werden Mediziner, Hebammen und Vertreter des Gesundheitsministeriums im Kreisausschuss ihre fachliche Einschätzung der Lage erläutern. Dabei soll die Grundlage für eine Entscheidung über eine finanzielle Unterstützung der Geburtshilfe an der Tölzer Asklepios-Klinik geschaffen werden. Die Station steht vor dem Aus, weil knapp 600 Geburten für die beiden Belegärzte eine zu hohe Belastung sind. Zudem darf die Klinik die hohen Haftpflichtbeträge der beiden Gynäkologen nicht mehr mittragen. Nach Protesten gegen eine Schließung der Geburtshilfe in Tölz erwägt der Kreistag nun den Aufbau einer Hauptabteilung zusammen mit einer anderen Klinik, vor allem Agatharied wird immer wieder genannt. In Wolfratshausen wuchs die Befürchtung, der Kreis könne sich mit einer Subventionierung der privaten Tölzer Klinik finanziell verausgaben und der eigenen Kreisklinik das Wasser abgraben. Die Belegschaft der Kreisklinik organisierte daraufhin eine Lichterkette zum Erhalt ihrer Geburtshilfe.

Für Belegarzt Manfred Stumpfe wäre eine Kooperation mit Starnberg "eine sehr gute Option" für die Zukunft seiner Abteilung. Schließlich gebe es die bereits mit der Starnberger Kinderklinik. "Das Ganze fachlich zu ergänzen, hätte für mich sehr viel Charme", sagt der Arzt. Allerdings seien solche Überlegungen im Moment "Hirngespinste", die noch besprochen werden müssten. Stumpfe hat bereits Vorstellungen entwickelt, wie die Geburtshilfe an der Kreisklinik umstrukturiert und erhalten werden könnte. Ein Konzept könne er aber noch nicht vorlegen. Im Kreisausschuss am 17 März werde er vor allem "Beispiele aus anderen Teilen der Republik aufzeigen", sagt Stumpfe, etwa von der gut funktionierenden Kooperation der Kliniken Traunstein und Bad Reichenhall. Er wolle ein "nachhaltiges Konzept für die Geburtshilfe im Landkreis", betont Stumpfe. Für ein "ausgewogenes strukturiertes Vorgehen" aber brauche man Zeit. "Wenn jetzt eine Entscheidung fällt, die jahrelang nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, brauche ich nicht mehr darüber nachzudenken", sagt Stumpfe.

"Der Zeitdruck ist der Sache nicht dienlich", sagt auch Knill. Er glaube aber ohnehin nicht, dass es bis zum 24. März genug belastbare Daten für eine Entscheidung im Kreistag gebe. Für eine nachhaltige Entscheidung zur Geburtshilfe im Landkreis sei die verbleibende Zeit zu kurz, man benötige "sicher ein halbes Jahr", schätzt der Kreisrat. Deshalb plädiert er für eine Übergangslösung, um die Versorgung in Tölz zu erhalten. Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne) will die von seiner Fraktion beantragte Expertenrunde im Kreisausschuss abwarten. Es sei aber "völlig klar, dass keine Entscheidung getroffen werden kann, die Wolfratshausen außen vor lässt", sagt er.

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